Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
hatten. Ariac war voller Hass, sein Schwert gierte nach Blut.
Am nächsten Morgen ritten Falkann, Rijana, Saliah, Broderick, Tovion und Rudrinn los. Eine Gruppe von über hundert Kriegern begleitete sie.Vom Schloss in Balmacann bis zu den Ausläufern des Donnergebirges dauerte die Reise mehrere Tage. Falkann und seine Freunde trafen immer wieder auf König Greedeons Soldaten, die berichteten, dass es Kämpfe in den Bergen gab. Sie hatten Scurrs Armee noch nicht besiegt. Mit über achtzig Männern trafen die sechs Freunde an einem regnerischen Sommertag am Rande der Berge ein. Schon von weitem sahen sie überall Krieger in den blauweißen Uniformen Balmacanns gegen Orks und Soldaten in roten Umhängen kämpfen.
»Rijana, du bleibst bei mir! Ich will nicht, dass dir etwas passiert«, rief Falkann aufgeregt.
Rijana war das nur recht. Ihr Mund war vor Nervosität völlig trocken. Sie hatte außer einmal auf der Insel noch nie gegen einen realen Feind gekämpft, und damals war sie noch sehr klein gewesen und kaum zum Zug gekommen.
»Saliah, Rudrinn, seid ebenfalls vorsichtig! Ihr habt noch
nicht eure wahren Schwerter und damit auch noch nicht eure vollen Kräfte«, fuhr Falkann besorgt fort.
»Jawoll, Hauptmann«, versuchte Broderick zu scherzen, doch selbst bei ihm wirkte das heute nur halbherzig.
Sie fassten sich an den Händen und nickten sich zu. Sie würden aufeinander achten, so gut es ging. Dann stürzten sich alle in die Schlacht. Es gab so viele Kämpfe mit Orks und Soldaten, dass diese sich über einen ganzen Mond hinzogen.
Alle sechs hielten sich gut, auch die Mädchen kämpften tapfer gegen die Feinde. Sie waren wahrlich Thondras Kinder. Alle Krieger, die auf Camasann ausgebildet wurden, waren exzellente Schwertkämpfer, doch diese sechs jungen Leute übertrumpften sie bei weitem.
Die Schlacht verlagerte sich auf die Ebenen hinter den Bergen, die zum Meer führten. Irgendwann trafen auch die Krieger aus Camasann ein, und die sechs Freunde sahen an einem Abend in einem provisorischen Lager am Rande der Berge nach langer Zeit Brogan wieder. Alle waren schmutzig und blutig, aber zumindest bei guter Gesundheit.
»Wie geht es euch?«, fragte der Zauberer mit seinem väterlichen Lächeln.
»Gut«, antwortete Falkann, »aber Scurrs Männer sind schwer zu schlagen. Sie kämpfen hart und ohne Gnade.«
Der Zauberer nickte ernst. »Wir haben noch einmal vierhundert Mann aufgetrieben. Das wird helfen.«
Plötzlich stand eine hübsche, junge Frau vor ihnen. Tovion schoss wie vom Blitz getroffen hoch.
»Nelja?«, fragte er ungläubig.
Sie nickte und lächelte schüchtern. Wie Saliah war sie nun beinahe einundzwanzig Jahre alt, hatte gelockte schwarze Haare und trug ein dunkles Kleid.
»Nelja wird uns helfen. Sie hat ein großes Talent zur Zauberei«, erklärte Brogan lächelnd. »Außerdem ist sie eine gute Heilerin.«
Nelja errötete ein wenig und mied bewusst den Blick von Tovion, der sie noch immer anstarrte. Brogan redete noch eine Weile mit den jungen Leuten, bevor sie sich schlafen legten. Der neue Tag würde wieder erbitterte Kämpfe bringen.
Nur Tovion konnte nicht einschlafen. Irgendwann erhob er sich und lief ein wenig hinaus in die Felsenlandschaft. Einer der Wächter nickte ihm zu.
In der Dunkelheit entdeckte er eine Gestalt vor sich und wollte schon wieder umdrehen, doch da blickte sie ihm direkt ins Gesicht.
»Warum hast du mir nie geschrieben?«, fragte Nelja leise. Tovion sah, dass sie geweint hatte.
Mit gerunzelter Stirn kam er näher und stellte sich neben sie. »Das habe ich, aber du hast nie geantwortet.«
Sie schnaubte verächtlich, doch er holte das Amulett heraus, das sie damals Rijana mitgegeben hatte. »Ich habe es immer bei mir.«
Nelja wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und blickte ihm in die Augen. »Wirklich?«
Tovion nickte und nahm sie zärtlich in den Arm. »Ich weiß nicht, warum die Briefe nie angekommen sind, aber ich habe dir geschrieben, ich lüge nicht!«
Nelja war überglücklich. Sie hatte wirklich befürchtet, Tovion hätte sie vergessen.
Am nächsten Tag tobte eine heftige Schlacht auf den nahen Ebenen und gleichzeitig in den Bergen. Auch Scurrs Truppen hatten Verstärkung bekommen. Scurr selbst blieb allerdings im Hintergrund und beobachtete zufrieden, wie Ariac die Krieger aus Camasann niedermetzelte. Kaum jemand kämpfte so wild und brutal wie er.
Am Ende dieses Tages trafen sich die Freunde erneut im Lager. Rudrinn hatte sich beim
Weitere Kostenlose Bücher