Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
wahrscheinlich genug von unseren Freunden auf dem Gewissen.«
Rijana senkte den Blick, denn das war ihr natürlich auch klar.
Nun war Ariac ein wenig verunsichert. So wütend dieser junge, blonde Mann auf ihn war, Ariac glaubte nicht, dass er jetzt gerade gelogen hatte. Er wusste selbst nicht warum, aber davon war er überzeugt.
»Komm jetzt, Rijana«, sagte Falkann. »Er macht sich doch nur an dich ran, um dich auszuhorchen. Und gerettet hat er dich auch nur, weil das wohl gerade in Scurrs Plan gepasst hat. Du bist ihm doch vollkommen egal.« Er wollte sie mit sich wegziehen.
Bevor Rijana protestieren konnte, zog Ariac etwas aus seiner Tasche und hielt es vor sich ausgestreckt.
»Wenn sie mir egal wäre, hätte ich das dann all die langen Jahre aufgehoben?«
Rijana hielt die Luft an. In Ariacs Hand lag der Stein, den sie ihm als kleines Mädchen geschenkt hatte.
KAPITEL 11
Lüge und Wahrheit
A n diesem Abend kam Zauberer Hawionn in Balmacann an. Er hatte gehört, dass Ariac gefangen worden war, und war daraufhin im Eiltempo abgereist, um den Jungen befragen zu können. Brogan begrüßte den Zauberer, der von der Reise reichlich erschöpft aussah.
»Was habt Ihr herausbekommen?«, fragte Hawionn streng. Brogan seufzte. »Nicht sehr viel, er redet eigentlich nur mit Rijana.«
»Können wir ihn auf unsere Seite bringen?«, entgegnete Hawionn.
Brogan seufzte erneut. Das war genau die Frage, die König Greedeon ihm schon seit Tagen stellte.
»Das weiß ich auch nicht. Wenn, dann können es nur Rijana und die anderen – falls er wirklich der Siebte der Sieben ist.«
Hawionn runzelte missbilligend die Stirn. Der Test mit dem Schwert funktionierte nur an einem einzigen Tag, am Tag der Jahreswende, wenn die jungen Leute siebzehn waren. Danach gab es keine Möglichkeit, etwas herauszubekommen.
»Sein Schwert war übrigens das von Saliah«, fuhr Brogan fort und meinte besorgt: »Ihr geht es nicht sonderlich gut. Der junge Mann, in den sie verliebt war, ist während der Schlacht getötet worden.«
Hawionn winkte ab. So etwas interessierte ihn nicht.
»Wenn die Sieben vereint wären, hätten wir einen großen Vorteil gegenüber Scurr«, murmelte er vor sich hin.
Brogan runzelte missbilligend die Stirn. Hawionn ging es wie immer nur um Macht und Vorteile.
»Ich werde ihn morgen befragen«, sagte Hawionn bestimmt.
Dann kam König Greedeon herein, begrüßte den Zauberer überschwänglich, und die beiden zogen sich zu einer geheimen Besprechung in die Gemächer des Königs zurück.
Rijana saß nachdenklich in ihrem Zimmer. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass Ariac tatsächlich ihren Stein all die langen Jahre aufgehoben hatte. Das bestätigte doch nur, dass er nicht wie die anderen von Scurrs Soldaten war. Er hatte also doch etwas in sich bewahrt, das nicht grausam und brutal war. Rijana grübelte lange darüber nach. Sie wusste, dass Falkann eifersüchtig war, was ihr auch leidtat, aber Ariac war nun einmal vor langer Zeit ihr Freund gewesen, und er hatte sie gerettet. Sie musste ihm doch helfen. Da sie nicht schlafen konnte, ging sie hinunter in die Bibliothek. Sie sah Saliah allein am Feuer sitzen und in die Flammen starren.
»Willst du lieber allein sein?«, fragte Rijana vorsichtig.
Doch das blonde Mädchen schüttelte den Kopf, und Rijana setzte sich neben sie. Die sonst so hübsche und strahlende Saliah sah bleich und müde aus. Die Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht, und ihre Augen schienen allen Glanz verloren zu haben. Rijana hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, dass sie sich durch die ganze Sache mit Ariac gar nicht um Saliah gekümmert hatte.
»Vermisst du ihn sehr?«, fragte Rijana leise.
Saliahs Augen füllten sich mit Tränen. Sie nickte stumm. Rijana nahm sie in den Arm. »Das tut mir so leid, das tut mir so furchtbar leid.«
Saliah nickte und schluchzte leise. »Wir wollten heiraten.« Rijana schluckte und runzelte überrascht die Stirn. »Aber König Greedeon hätte das doch bestimmt nicht erlaubt.«
Saliah holte ein Taschentuch heraus und schnäuzte sich.
»Dann wären wir fortgegangen«, sagte sie fest.
Rijana nickte und streichelte ihr über die Haare, doch Saliah hob plötzlich den Kopf und fragte bissig: »Warum setzt du dich eigentlich so für diesen Ariac ein? Vielleicht hat er Endor getötet.«
Erschrocken holte Rijana Luft: »Nein, das glaube ich nicht.«
Saliah schnaubte und blickte sie wütend an. »Trotzdem, es waren Scurrs Leute, und er gehört
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