Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
lächelte, »aber viele sind geblieben. Es ist schön auf Camasann.«
Ariac runzelte die Stirn. »Scurr lässt niemanden gehen, aber er war zumindest immer einigermaßen fair zu mir.«
»Glaubst du uns noch immer nicht, dass wir nichts mit den Morden an deinem Volk zu tun haben?«
»Dir glaube ich schon«, antwortete Ariac zögernd, »und vielleicht sogar den anderen, aber diesem König Greedeon traue ich nicht über den Weg. Oder warum lässt er mich sonst nicht gehen?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie unsicher, sie konnte es selbst nicht begreifen. Dann blickte Rijana zur Sonne. »Komm, wir sollten zurück zum Schloss reiten, unser Training beginnt gleich.«
Ariac seufzte. »Termine, Regeln,Vorschriften, ich habe das so satt!«
Rijana nickte halbherzig und ging zu ihrer Stute. Ariac beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Er hatte Rijana wirklich gern, viel mehr, als für ihn gut war, aber er würde sie verlassen müssen. Schon seit einiger Zeit suchte er eine Fluchtmöglichkeit, doch die Grenzen der weiträumigen Schlossanlage waren streng bewacht.
An diesem Tag musste Ariac mit Falkann trainieren, doch bald wurde aus dem Training ein realer Kampf. Falkann schlug so hart zu, dass Ariac nur noch mit Mühe ausweichen konnte, sodass Brogan, der mittlerweile das Training übernommen hatte, immer wieder eingreifen musste.
»Schluss jetzt, Falkann, beruhige dich, du sollst ihn nicht umbringen.«
Eine kurze Zeit hielt Falkann sich zurück, doch dann, als Brogan gerade mit Tovion und Broderick eine bestimmte Kampftechnik übte, ging es wieder los. Falkann schlug hart zu und traf Ariac an der Schulter. Bei dem kam nun plötzlich das harte Training von Worran durch. Er wehrte sich gnadenlos, und innerhalb kürzester Zeit waren die beiden in einen brutalen Kampf verwickelt. Irgendwann hielt Ariac Falkann am Boden fest, sein hölzernes Schwert an seiner Kehle. Ariacs Gesicht war wutverzerrt, und seine Augen funkelten gefährlich. Er sah aus, als wollte er gleich zustoßen.
»Schluss jetzt«, schrie Brogan und riss Ariac zurück, der erst ganz langsam in die Wirklichkeit zurückzukommen schien.
»Ihr sollt euch nicht umbringen, verdammt«, sagte der Zauberer mit seiner durchdringenden Stimme und funkelte die beiden an, die sich nun gegenüberstanden. »Gebt euch die Hand, und vertragt euch.«
Beide zögerten kurz und reichten sich schließlich widerwillig die Hände.
Rijana, die gerade mit Saliah geübt hatte, hielt inne. Sie betrachtete Falkann und Ariac, die sich schwer atmend gegenüberstanden. Sie hätten unterschiedlicher nicht sein können.
Falkann, gutaussehend, hochgewachsen und kräftig, mit blonden Haaren. Er war wohlerzogen, gebildet und an sich sehr fröhlich und ausgeglichen. Ariac, der junge Mann aus der Steppe, dagegen war wild, ungezähmt und geheimnisvoll. Er hatte dunkle Haare und etwas dunklere Haut als die anderen. Die Tätowierungen an seinen Schläfen wirkten fremdländisch, zudem war er immer misstrauisch und ein wenig angespannt. Außer Rijana vielleicht, schien er niemandem wirklich zu trauen. Trotzdem wusste Rijana nicht, zu wem sie sich mehr hingezogen fühlte. Falkann war aufmerksam und liebevoll und bemühte sich mehr denn je um sie, aber für Ariac fühlte sie etwas ganz anderes.
Rijana seufzte, und Saliah, die ihre Gedanken gelesen zu haben schien, sagte ernst: »Eines Tages wirst du dich entscheiden müssen.«
Rijana zuckte zusammen und blickte die Freundin mit großen Augen an, antwortete jedoch nichts.
Flanworn war wieder einige Zeit in Staatsangelegenheiten unterwegs gewesen, doch nun kam er zurück und sah den fremden jungen Mann zum ersten Mal.Von Ariacs Gefangennahme hatte er bereits auf seinen Reisen gehört.
Ariac zuckte zusammen, als er dem merkwürdigen Mann über den Weg lief. Plötzlich fiel ihm ein, wo er ihn schon einmal gesehen hatte. Er ging zu Rijana und erzählte es ihr.
»Ich habe ihn auf König Scurrs Burg gesehen«, sagte er nachdrücklich, doch Rijana konnte es kaum glauben.
»Flanworn ist ekelhaft, aber soll er wirklich ein Spitzel sein?«
Ariac hob die Schultern. »Ich bin mir auch nicht vollkommen sicher. Damals hatte ich eine ganze Menge Gift von einer Feuerechse in mir.« Bei dem Gedanken daran verzog er das Gesicht. »Aber ich glaube schon, dass er es war.«
Rijana nickte ernst und versprach, mit König Greedeon
darüber zu sprechen. Doch der war sehr empört über die Anschuldigungen.
»Was nimmt sich dieser junge Mann heraus?«, fragte
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