Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
musste.
Aber Ariac antwortete nicht.
»Wir sind alle froh, dass du Rijana gerettet hast«, sagte Tovion ruhig. »Aber dir musste doch klar sein, dass du gefangen wirst.«
Ariac seufzte und fuhr sich übers Gesicht, er wollte mit niemandem reden.
»Lass ihn«, sagte Falkann abfällig. »Er ist eine verfluchte Ratte, die Scurr dient. Er hat keinen Funken Ehre im Blut.«
Nun fuhr Ariac auf und sprang mit wildem Blick an die Gitter. »Erzähl du mir nichts von Ehre! Ihr und euer sauberer König habt ein friedliches Volk ausgerottet, das niemals jemandem etwas getan hat.« Ariac spie die Worte mit so viel Hass aus, dass die anderen vor Schreck etwas zurückwichen. »Was redest du denn da?«, fragte Rudrinn verwirrt.
Doch Ariac saß bereits wieder in der hintersten Ecke und war verstummt.
Die vier Freunde gaben schließlich auf und kehrten zurück. Sie wurden aus dem Steppenkrieger, der offensichtlich König Scurr diente, einfach nicht schlau.
König Scurr war währenddessen bereits wieder zurück auf seinem Schloss. Allerdings war er mehr als aufgebracht darüber, dass Ariac verschwunden war. Sein wertvollster Besitz war fort, und er wusste nicht, ob der Junge nun tot, gefangen oder schlicht und einfach desertiert war. Auch Worran tobte vor Wut. Scurr hoffte nur, dass genug Hass in dem Jungen war, um sich nicht von den anderen überzeugen zu lassen, falls er denn wirklich in Gefangenschaft war. Vorsichtshalber ließ er seine Männer nach ihm suchen und beauftragte weitere Soldaten in der Verkleidung von König Greedeons Männern so viele Steppenleute zu töten, wie sie finden konnten. Allerdings waren die Clans der Steppe sehr schwer aufzuspüren.
Rijana hatte sich furchtbar mit Falkann verstritten, und auch die anderen fanden es immer schwieriger, mit ihr zu reden. Man hatte Ariac nicht mehr zu ihr gelassen, da er nicht kooperierte und beharrlich schwieg. Rijana ging es so weit wieder gut, obwohl ihr Bein noch ein wenig schmerzte, aber immerhin konnte sie wieder aufstehen. So schlich sie sich eines Nachts mit Essen und Kleidern beladen in die Kerker hinunter. Ein Wachmann wollte sie aufhalten, doch Rijana behauptete einfach, König Greedeon selbst hätte es ihr erlaubt. So wurde sie schließlich vorgelassen, denn niemand traute sich, den König mitten in der Nacht zu stören.
Ariac lag mit offenen Augen im Stroh und starrte an die Decke. Als er Rijana erkannte, setzte er sich überrascht auf. Sie machte den Wachen ein ungeduldiges Zeichen, dass sie ein wenig wegtreten sollten, und schob Kleider und Essen durch die Gitterstäbe. Dann kniete sie sich vor die Zelle.
Ariac kam langsam näher, wobei er von weitem misstrauisch von den Wachen beobachtet wurde.
»Wie geht es dir?«, fragte Rijana.
»Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Und du? Bist du wieder gesund?« Als sie nickte, sagte er erleichtert: »Das freut mich.«
»Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht.« Rijana deutete auf das Brot und den kalten Braten.
»Danke«, meinte er und verzog den Mund zu einem traurigen Grinsen. »Aber das Essen für die Gefangenen hier ist ohnehin besser als das, was ich in Naravaack oft bekommen habe.«
Rijana biss sich auf die Lippe. »Ich weiß, dass du kein Verräter bist. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich die anderen davon überzeugen soll.«
»Und woher weißt du das?«, fragte er.
Sie blickte ihm tief in die Augen, und er fühlte plötzlich etwas ganz Besonderes.
»Ich weiß es eben«, antwortete sie.
Ariac fuhr sich über die Augen. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Natürlich habe ich dich gerettet, aber ich werde weiter gegen deine Leute kämpfen müssen.«
Sie riss die Augen weit auf. »Aber warum? Ariac, bist du einer von uns? Bist du einer der Sieben?«
Er senkte den Blick und nickte schließlich. »Ich bin einer der Sieben, aber ich kann niemals einer von euch sein.«
»Warum denn nicht?«, fragte sie verzweifelt und nahm seine Hand.
»Weil ihr König Greedeon dient und der …«, antwortete er, doch da hörte man ein Poltern auf der Treppe, und mehrere Soldaten erschienen. Einer packte Rijana am Arm und zog sie hoch.
»Ihr hattet nicht die Erlaubnis, zu dem Gefangenen zu gehen«, sagte er streng und zog die widerstrebende Rijana mit sich.
Er brachte sie in das Arbeitszimmer des Königs, der mit einem edlen Morgenmantel bekleidet wütend auf und ab lief.
»Was fällt dir ein, dich meinen Wünschen zu widersetzen?«, fragte er zornig.
Rijana richtete sich jedoch auf und
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