Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ihr widersetzt Euch ja auch meinen Wünschen.«
Der König schnappte nach Luft. »So lasse ich nicht mit mir reden! Du gehörst mir, und du wohnst in meinem Schloss, also hast du auch nach meinen Wünschen zu handeln.«
Rijana schnaubte empört. »Ich gehöre niemandem außer mir selbst.«
Der König wurde rot vor Zorn, doch Rijana änderte plötzlich ihre Strategie.
»König Greedeon, ich will Euch doch keinen Schaden zufügen«, sagte sie schmeichelnd und blickte ihn mit ihren großen dunkelblauen Augen an.
Der König runzelte die Stirn, beruhigte sich aber sichtlich.
»Ariac ist einer von uns, er ist der Letzte der Sieben«, sagte sie.
»Woher weißt du das?« Der König machte ein ungläubiges Gesicht. »Er hatte zwar dieses Schwert bei sich, aber das heißt ja noch nichts. Er hat es nicht einmal zugegeben.«
»Mir gegenüber schon«, sagte sie lächelnd, und der König hob überrascht die Augenbrauen. Er fing wieder an, im Zimmer auf und ab zu laufen.
»Es gab schon einmal einen Verräter«, sagte er ernst. »Man kann ihm nicht trauen.«
Rijana seufzte und verdrehte hinter dem Rücken des Königs die Augen. Dann legte sie ihm ihre schlanke Hand auf den Arm. »Wir werden versuchen, ihn auf unsere Seite zu bringen«, versprach sie. »Bei Lugan war das anders, der war uns allen eigentlich von Anfang an unsympathisch. Aber Ariac ist anders.«
Der König fuhr sich über den Bart und dachte nach. Wenn er tatsächlich alle Sieben vereint in seiner Armee hätte, dann wäre er wohl der mächtigste König aller Länder.
»Gut, dann rede meinetwegen weiter mit ihm«, gab er widerstrebend nach.
Aber Rijana reichte das nicht. »Ihr müsst ihn freilassen, sonst sagt er gar nichts, und wir können ihn viel schwerer überzeugen, für Euch zu kämpfen«, sagte sie eindringlich. Als sie das abweisende Gesicht des Königs sah, fuhr sie fort: »Er kann doch von hier nicht fliehen. Alles ist schwer bewacht. Von diesem Gelände kann nicht einmal eine Maus fliehen.«
Der König dachte noch eine Weile nach, aber schließlich nickte er.
»Gut, er wird morgen freigelassen.« Als er Rijanas strahlendes Lachen sah, hob er die Hand. »Aber er muss immer
von zwei Soldaten bewacht werden. Ich will nicht, dass er heimlich mit Scurr Kontakt aufnimmt.«
Rijana nickte. Das war fürs Erste mehr, als sie sich erhofft hatte.
»Danke, König Greedeon«, rief sie noch, während sie schon wieder aus dem Zimmer lief. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Diese kleine Rijana war wirklich bezaubernd, auch wenn sie scheinbar mehr Temperament hatte, als man ihr auf den ersten Blick ansah.
Am nächsten Tag ging Rijana wieder mit den anderen zusammen zum Essen. Als Falkann erfuhr, dass Ariac aus dem Kerker gelassen werden sollte, knallte er wütend seine Serviette auf den Tisch und stürmte hinaus. Auch die anderen nahmen die Nachricht mit gemischten Gefühlen auf.
Nachdem Ariac sich hatte waschen dürfen und neue Kleidung bekommen hatte, wurde er von zwei Soldaten zu König Greedeon geführt. Der wunderte sich über die verschlossene, hasserfüllte Miene des Kriegers. König Greedeon hatte noch nie einen Steppenmann persönlich kennen gelernt. Fasziniert betrachtete er die Tätowierungen an den Schläfen des jungen Mannes, der ihn ganz offensichtlich abfällig musterte.
»Ich hoffe, Ihr nutzt meine Freundlichkeit nicht aus«, sagte der König streng. »Ihr werdet das Gelände des Schlosses nicht verlassen dürfen. Solltet Ihr es versuchen, werdet Ihr getötet werden.« Damit war die Unterredung auch schon beendet.
Brogan versuchte später ebenfalls, noch einmal mit Ariac zu reden, aber dieser schwieg noch immer beharrlich. Irgendwann kam Rijana zu ihm. Er saß, bewacht von zwei bewaffneten Soldaten, im Park auf einem Stein.
Ariac hätte sie wirklich niemals wiedererkannt, wenn er nicht die Kette um ihren Hals entdeckt hätte. Aus dem kleinen
Mädchen mit den zotteligen Haaren war eine wunderhübsche junge Frau geworden. Rijana trug ein blaues Kleid mit weißen Ärmeln und kam lächelnd auf ihn zu.
»Haben sie dich endlich rausgelassen?«
»Ja. Habe ich das dir zu verdanken?«, fragte er mit der Andeutung eines Lächelns.
Sie errötete leicht und nickte.
»Wollen wir ein wenig spazieren gehen?«, fragte sie.
»Gerne.« Ariac verbeugte sich spöttisch vor den Wachen. »Wenn es den Herren keine allzu großen Umstände bereitet.«
Doch die ließen sich nicht provozieren und liefen stumm
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