Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Brogan nur. »Der fragt nicht lange.«
Ariac wurde nachdenklich. Er wusste jedoch nicht, ob er das wirklich glauben sollte.
Brogan packte ihn am Arm. »Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich dir trauen soll. Ich kannte dich als Jungen, und ich weiß, dass du damals mehr Ehre und Stolz gehabt hast als alle von Greedeons Soldaten zusammen. Aber ich weiß auch, dass die Ausbildung in Naravaack jeden bricht. Wir haben den Fehler gemacht, dass wir Lugan vertrauten. Deswegen fällt es uns ja auch bei dir so schwer.«
Ariac blickte den Zauberer überrascht an. Er wunderte sich, dass er so offen sprach.
»Lugan war ein mieses Schwein«, sagte Ariac, doch dann nickte er. »Ich verstehe, dass ihr mir nicht vertraut, auch ich war oft kurz davor, den Verstand zu verlieren.«
Brogan blickte den jungen Mann an und konnte keine Lüge in seinen Augen erkennen. Aber er durfte nicht so leichtgläubig sein, das konnte er sich nicht erlauben.
»Rijana vertraut dir, und sie ist ein wunderbares Mädchen. Was auch immer du vorhast, tu ihr nicht weh, sonst wirst du es bereuen«, sagte der Zauberer ernst und verließ den Raum.
Ariac blickte ihm verwirrt hinterher. »Das würde ich niemals tun«, sagte er zu sich selbst.
Auch König Greedeon versuchte eindringlich, Ariac davon zu überzeugen, dass seine Leute niemals Menschen aus der Steppe getötet hatten. Aber Ariac wusste nicht, was er glauben sollte. Allerdings begann er gegen seinen Willen freundschaftliche Gefühle für Rijanas Freunde zu empfinden, selbst für Falkann, der ihn noch immer mehr als feindselig behandelte.
Oft dachte er, dass das wohl daran lag, dass er einer der Sieben war. Er hatte König Greedeon vorgeschlagen, in die
Steppe zu reiten, um sein Volk zu suchen. Sollte sich herausstellen, dass Scurr tatsächlich gelogen hatte, würde Ariac sich den anderen anschließen.
Aber König Greedeon wollte ihn nicht gehen lassen. Nun waren alle Sieben in seinem Haus vereint, und er sah sich schon als den Herrscher über alle Reiche. Er konnte es sich nicht leisten, Ariac gehen zu lassen. Sollten die anderen ihn doch überzeugen. Mit wachsender Begeisterung sah der König, dass sich wirklich eine Art Freundschaft zwischen den Sieben anbahnte, außer zu Falkann, der konnte Ariac nicht ausstehen. Aber das lag wohl mehr daran, dass Rijana sich für den Steppenkrieger interessierte.
Hawionn hatte Brogan aufgetragen, genau zu beobachten, wie sich alles entwickelte, und dieser bemerkte schnell, dass Ariac sich tatsächlich veränderte. Aber dennoch würde man vorsichtig sein müssen. König Greedeon hatte ihm schließlich sogar ein Pferd geschenkt, und Ariac hatte sich einen schwarzen Hengst mit rötlichen Stichelhaaren ausgesucht. Es war ein wunderschönes und sehr ungewöhnliches Tier.
Eines Tages ritt er mit Rijana aus, wobei er selbstverständlich aus der Ferne von Soldaten beobachtet wurde. Rijana saß auf ihrer hübschen braunen Stute und genoss die Wärme, welche die Spätsommersonne verströmte.
»Bist du glücklich hier?«, fragte Ariac plötzlich.
Rijana runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
Ariac seufzte. Seine Haare waren inzwischen nachgewachsen und wehten im Wind. Er war froh, zumindest hier nicht zu geschorenen Haaren gezwungen zu werden. Daran hatte er sich nie gewöhnen können.
»Es ist ja alles sehr komfortabel hier«, begann er unsicher und grinste halbherzig, »ich habe niemals besseres Essen bekommen. Aber trotzdem, man ist doch hier eingesperrt, oder nicht?«
Rijana nickte unsicher. Häufig hatte sie das gleiche Gefühl. Sie hielten auf einer Lichtung an, auf der lilafarbene Herbstblumen blühten, und setzten sich nebeneinander auf einen Baumstumpf.
»Möchtest du mir von Naravaack erzählen?«, fragte Rijana plötzlich. Bisher hatte sie dieses Thema vermieden.
Ariac seufzte, und seine Augen schienen in eine andere Welt zu blicken. »Als ich ankam, war es besonders übel. Worran hat mich tyrannisiert, und die anderen Kinder haben in die gleiche Kerbe geschlagen.« Er blickte wütend um sich. »Irgendwann bringe ich Worran dafür um.«
Mehr wollte er dazu nicht sagen, und Rijana fragte nicht weiter nach. Sie machte ein mitleidiges Gesicht und nahm seine Hand.
»Es tut mir leid für dich«, sagte sie. »Es wäre schön gewesen, wenn du mit mir nach Camasann gekommen wärst.«
Er lächelte halbherzig. »Ich weiß nicht.« »Brogan hat Wort gehalten. Wer nicht eines von Thondras Kindern war, der durfte gehen, wohin er wollte«, sie
Weitere Kostenlose Bücher