Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Male gelungen. Als junger Mensch ist man noch formbar, und so wurden wir eben hin und wieder bei Schlachten eingesetzt, in denen es nur um Ländereien und Reichtum ging. Das hat Thondra wahrscheinlich erzürnt, und deswegen wurden wir wohl auch lange Jahre nicht wiedergeboren. Das vermute ich zumindest.«
Rijana hatte aufmerksam zugehört. »Wird es wieder passieren?«, fragte sie ängstlich. »Ich meine, dass uns einer verrät oder dass wir in einem sinnlosen Krieg kämpfen müssen?«
Tovion blickte sie ernst an. »Ich weiß es nicht, aber manchmal
habe ich schon den Eindruck, dass wir zu sehr unter König Greedeons Einfluss stehen. Ich meine, er hat die Schule unter seiner Kontrolle, versorgt uns mit allem und kontrolliert uns genau.«
»Das hat Ariac auch schon gesagt.« Rijana biss sich auf die Lippe. »Was sollen wir denn tun, Tovion?«
Der seufzte und nahm sie in den Arm. »Auf unser Herz hören und versuchen, den richtigen Weg zu finden.«
Ganz langsam ging der Winter zu Ende, und Ariac hatte noch immer keine Möglichkeit gefunden, aus dem Schloss zu fliehen. Allerdings wurden seine Bemühungen auch ein wenig unentschlossener und weniger dringend. Nach und nach hatte er ein wenig das Gefühl, wahre Freunde gefunden zu haben. Besonders, wenn er Rijana sah, schlug sein Herz höher. Sie war jetzt achtzehn Jahre alt und eine wirkliche Schönheit. Auch Saliah war wunderschön, aber an Rijana war etwas Natürliches, Wildes, das ihm besonders gefiel. Aber Ariac konnte sich noch nicht binden. Erst musste er wissen, wer sein Volk auf dem Gewissen hatte.
Es war ein stürmischer Frühlingstag. Schon seit Tagen regnete es, und kaum jemand ging vor die Tür. Rijana war in der Nacht aufgewacht und durstig, aber ihr Wasserkrug war leer. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich ihr Kleid anzuziehen und sich auf den Weg in die Küche zu machen, wo frisches Wasser stehen würde. Müde ging sie durch das nächtliche Schloss. Die Fackeln warfen unheimliche Schatten, als sich aus einer Nische plötzlich eine Gestalt löste. Rijana ließ vor Schreck beinahe den Krug fallen – Berater Flanworn. Er starrte sie mit gierigem Blick an.
»Na, junge Lady, so spät am Abend ganz allein unterwegs?«
Rijana nickte und wollte rasch weitergehen. Doch der Berater stellte sich ihr in den Weg. »Nicht so eilig, du wirst doch nicht vor mir davonlaufen.«
Rijanas Kehle war wie zugeschnürt, sie wusste nicht, was sie tun sollte. Flanworn kam immer näher, sodass sie seinen fauligen Atem riechen konnte. Sie schubste ihn nach hinten.
»Lasst mich in Ruhe, Flanworn!«
Der Mann kam näher und drückte sie so plötzlich gegen die Wand, dass der Krug zu Boden fiel. Plötzlich war sein falsches Lächeln verschwunden. Zu lange war Flanworn jetzt schon hinter Rijana her, und sie war ihm immer aus dem Weg gegangen. Jetzt hatte er sie vor sich, und er konnte seine Erregung nicht mehr zügeln.
Rijana trat nach ihm und wollte ihn erneut wegschubsen, doch Flanworn schlug sie so hart ins Gesicht, dass ihr Kopf gegen die Mauer knallte und sie beinahe das Bewusstsein verlor. Anschließend zog er sie nach oben und riss ihr Kleid auf. Er konnte ihre kleinen festen Brüste sehen und zitterte vor Erregung. Endlich ließ der Schrecken etwas nach, und nun erinnerte sich Rijana an ihre Ausbildung als Kriegerin. Gerade wollte sie ihn angreifen, da wurde Flanworn von einem Schatten angesprungen. Zunächst wusste Rijana nicht, wer es war, und sie zog sich in eine Ecke zurück. Doch dann erkannte sie Ariac, der wütend auf den kleineren Mann einschlug. Schließlich lag Flanworn blutend am Boden und zuckte nur noch leicht.
Ariac kam vorsichtig näher und blickte Rijana unsicher an. »Ist alles in Ordnung?«
Sie nickte stumm, und als er sie vorsichtig an der Wange streichelte, umklammerte sie ihn wie eine Ertrinkende.
»Bitte, ich will hier weg«, flüsterte sie.
Ariac half ihr auf. Dann ging er noch einmal zu Flanworn, der sich mühsam aufrappelte »Schau sie nur noch ein einziges Mal zu lange an, und ich bringe dich um«, drohte er.
»Du hast das falsch verstanden«, stammelte der Berater, doch Ariac trat ihn nur in die Seite, woraufhin Flanworn leise fluchte.
»Komm«, sagte Ariac und führte die noch immer verstörte Rijana weg.
Als sie an ihrem Zimmer angekommen waren, fragte Rijana ängstlich: »Kannst du bei mir bleiben?«
»Natürlich«, erwiderte er und trat mit ein.
Sie setzte sich zitternd auf das Bett. Ariac nahm eine Decke, legte sie ihr
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