Thorns of Darkness 01 - Dark
ich nicht weitersprach.
„Nichts!“
Luke lachte.
„Angst vor unserem Gast?“
„Wie kommst du darauf. Es hat nichts mit ihm zu tun.“
„Natürlich nicht“, erwiderte Luke zweifelnd. „Dass ein attraktiver Frauenheld zu Besuch ist, hat ganz sicher nichts damit zu tun, dass du dich ganz plötzlich nicht einmal mehr beim Essen sehen lässt und hier so lange sitzt, bis du dich im Dunkeln nach Hause schleichen kannst. Gee! Wem willst du was vormachen? Du bist wie eine kleine Schwester für mich, das weißt du. Wenn du mit dem Typen ein Problem hast, sag es mir. Ich polier ihm sein hübsches Gesicht, wenn er dir zu nahe kommt.“
Ich starrte auf den Boden. Was sollte ich darauf antworten? Es stimmte. Luke war so etwas wie mein großer Bruder. Er hat mich quasi adoptiert, seit ich das erste Mal hier auf den Hof gekommen war. Aber er konnte mir in dieser Sache nicht helfen. Ich konnte sein Angebot, Dark zu verprügeln, wohl kaum annehmen und wenn ich ehrlich war, wollte ich auch nicht, dass jemand Dark wehtat. Er hatte mir ja nichts getan. Er war halt nur ... Ja, was eigentlich? Im Weg? Zu gefährlich? Zu verführerisch?
„Nett gemeint“, antwortete ich schließlich. „Aber nicht notwendig. Ich brauche im Moment nur ein wenig Zeit zum ... zum Denken. Das ist alles!“
„Wenn du meinst“, sagte er wenig überzeugt. „Aber vergiss nicht, dass ich jederzeit für dich da bin. Wenn du mit diesem Kerl Probleme bekommst, dann will ich, dass du mir davon erzählst. Es ist mir egal, ob er Johns Enkel ist. Wenn er dich anfasst, dann ...“
„Das wird er nicht“, schnitt ich ihm das Wort ab. „Und zu deiner Information. Ich habe ihn schon getroffen und wir konnten uns nicht ausstehen. Ich glaube kaum, dass er mir einen zweiten Blick schenken wird. Ich bin nicht wie diese Frauen, die er sonst ... Du weißt schon, was ich meine.“
„Du hast keine Ahnung, was ein Mann will, Kleines. Wenn du deinen verdammten Hut abnimmst und dein Gesicht nicht versteckst, dann ...“ Er brach ab und wandte sich ab, um sich auf den Rücken seiner Stute zu schwingen.
„Was dann?“, fragte ich irritiert.
„Du bist wie eine zarte Fee, die ein Mann vor der Welt verstecken will. Die er für sich haben will. Du gibst dir große Mühe, dich unter zu großen Hemden und Hosen und diesem lächerlichen Hut zu verbergen, aber wenn ein Mann erst einmal durch deine Verkleidung gesehen hat, dann kann er nicht anders, als von dir verzaubert zu sein.“
Ich schluckte. Fühlte Luke etwa mehr für mich, als ein großer Bruder? Nervös sah ich ihn unter meinen langen Wimpern hervor an.
„Luke?“
„Ja.“
„Bist du ... Ich meine ... Bist du etwa ...“
Er lächelte.
„In dich verliebt?“
Ich nickte.
„Nein, Kleines. Du bist wie eine Schwester für mich. Ich bin beinahe zwanzig Jahre älter als du. Aber ich bin nicht blind, okay?“
Ich nickte erleichtert. Ich hätte mich in seiner Nähe nicht mehr wohlgefühlt, wenn er mehr für mich empfunden hätte als brüderliche Liebe.
„Komm nicht so spät heim, Gee“, sagte er und wendete Baby zum Gehen. Dann wandte er sich noch einmal um. „Hast du dein Gewehr?“
„Ja“, sagte ich und deutete auf den Sattel, wo meine Ruger sicher verstaut in der Satteltasche steckte.
Luke nickte.
„Pass auf dich auf“, sagte er, dann verschwand er mit Baby hinter den Felsen.
„Tja, Jungs“, sagte ich zu Fred und Devil. „Wir müssen uns was anderes überlegen. Das absolut Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass Darks Interesse an mir geweckt wird. Ich kann nicht ewig vom Essen fernbleiben, aber ich kann auch nicht mit Hut am Tisch sitzen, das wäre unhöflich. Was mach ich nur?“
Devil hatte sich wieder beruhigt, seitdem die Versuchung in Form einer lieblichen Stute verschwunden war, und ich ließ ihn wieder grasen. Langsam setzte ich mich auf meinen alten Platz und starrte erneut auf das Wasser vor mir. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf der unberührten Oberfläche. Ich seufzte. Was konnte ich tun, damit Dark mich nicht zu genau ansah?
***
Dark
Es war offensichtlich, dass der Wildfang mir aus dem Weg ging. Ich hatte sie seit meiner Ankunft vor zwei Tagen nicht zu Gesicht bekommen. Bei den Mahlzeiten war sie nicht aufgetaucht und mein alter Herr schien auch ratlos zu sein.
„Guten Morgen“, grüßte ich, als ich das Esszimmer betrat.
„Guten Morgen“, grüßten Grandpa und die Männer, die für ihn arbeiteten, ehe sie sich wieder ihrem Frühstück widmeten.
Ich
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