Thorns of Darkness 01 - Dark
tiefen Gras und den Hut. Geenas Hut. Ich wusste sofort, was passiert war. Geena musste in das Loch getreten sein und hatte sich offenbar verletzt. Da es angefangen hatte zu regnen, musste sie sich weiter nach oben geschleppt haben. Ich folgte dem Pfad, der unweit der Stelle ins Gebirge hinaufführte, mit meinen Augen, doch er wand sich um eine Ecke und war mit Bäumen und Gebüsch bewachsen, sodass man nicht viel vom Weg einsehen konnte. Doch ich war mir sicher, dass Geena dort oben war. Fred hatte offenbar Geenas Geruch in der Nase, denn er lief auf den Berg zu und ich folgte ihm. Der Pfad war ziemlich steil und uneben für jemanden, der verletzt war. Ich konnte an den Spuren sehen, dass Geena hier mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt hatte, und meine Angst um sie wuchs. Wir waren ein gutes Stück weit den Pfad hinaufgewandert, als Fred freudig aufbellte. Ich richtete meinen Blick nach vorn und erblickte eine zusammengesunkene Gestalt ein paar Meter höher auf dem Weg kauernd. Ich beschleunigte meine Schritte. Endlich hatte ich sie gefunden. Hoffentlich stand es nicht zu schlimm um sie.
***
Geena
Ich hörte Freds Bellen. War er schon zurück? Brachte er jemanden von der Ranch mit? Wie lange hatte ich hier gelegen? Ich musste kurz weggetreten sein. Mein Knöchel schmerzte höllisch. Stöhnend richtete ich mich auf und schaute den Weg hinab. Mein Herz setzte einen Moment aus, als ich sah, wen Fred angeschleppt hatte. Er lief auf mich zu, sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Besorgnis und Erleichterung.
„Geena!“, rief er atemlos, ehe er vor mir auf die Knie fiel. „Was ist passiert?“
„Ich hab mir den Fuß verrenkt“, stöhnte ich und zeigte auf mein geschwollenes Gelenk.
Große Hände legten sich unerwartet sanft um mein Fußgelenk und er tastete vorsichtig die Schwellung ab. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert. Ich hatte Schmerzen, doch alles, was ich konnte, war auf seine Brust starren, wo die Muskeln sich deutlich unter dem klitschnassen T-Shirt abzeichneten. Am liebsten hätte ich die Hand ausgestreckt und ihn berührt.
Reiß dich zusammen! , ermahnte ich mich.
„Ich glaube nicht, dass etwas gebrochen ist“, sagte Dark schließlich und legte eine Hand unter mein Kinn, um mich dazu zu bringen, ihn anzusehen.
Mein Herz raste, als ich in seine besorgten Augen sah. Die Zeit schien stillzustehen und ich vergaß den Schmerz und den Regen, der auf uns herunterprasselte. Nie zuvor hatte ich ihm offen in die Augen geblickt. Im Flur war es dunkel gewesen und sonst hatte ich immer meinen Hut aufgehabt oder die dämliche alte Brille von Tante Ellen. Ich erschrak. Mein Hut! Ich hatte ihn bei dem Sturz verloren.
„Ssshhhht“, machte er leise. „Ist schon gut. Es ist alles in Ordnung. Wir müssen nur irgendwo Schutz suchen. Gibt es hier einen Platz, wo wir unterkommen können?“
Ich nickte verwirrt.
„Ja“, antwortete ich leise. „Eine Höhle. Den Weg hinauf. Ich wollte dorthin, doch dann ...“
„Jetzt bin ich ja da“, sagte er und hob mich vorsichtig auf seine Arme.
Mit mir auf den Armen stand er vom Boden auf, als würde ich nicht mehr wiegen als eine Feder. Erschöpft legte ich meinen Kopf an seine Brust. Dark war angenehm warm, trotz des kalten Regens und ich konnte seinen schnellen Herzschlag hören. Ich vergaß alle Ängste, die ich gehabt hatte. Stattdessen fühlte ich mich auf einmal seltsam sicher und beschützt. Ich bekam kaum mit, wie wir den Eingang der Höhle erreichten und er mich vorsichtig am hinteren Ende absetzte. Plötzlich seiner Wärme beraubt, begann ich zu zittern.
„Du wirst dir eine Lungenentzündung holen“, sagte er besorgt und strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht. „Wenn ich nur etwas Trockenes für dich zum Anziehen hätte. Ich fürchte, mein Shirt ist nicht besser als dein Hemd.“
„Du kannst mich hierlassen und John Bescheid sagen. Sie können mich hier abholen“, schlug ich vor.
„Kommt nicht infrage“, sagte er. „Ich kann dich hier nicht allein lassen. Schick Fred. Er hat mich ja auch geholt.“
Der Gedanke, allein mit Dark in der Höhle zu sein, war beängstigend und aufregend zugleich. Ich warf ihm einen abschätzenden Blick zu und entschied, dass er wohl nicht über mich herfallen würde, sobald Fred uns allein gelassen hätte. Er schien wirklich besorgt zu sein. Ich nickte.
„Ja, vielleicht ist das die beste Idee“, sagte ich schließlich. „Fred, komm her Junge.“
Fred stieß mich schwanzwedelnd an und
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