Thors Valhall
Stunden in dem Gebäude, bis sie sich ins Marriotts absetzte.
Später am Abend wurden Dylan Perk, mit Manager Tony Wilson, zusammen mit Thor Fahlstrøm und Erik Baardson beim Dinner gesichtet. Die Atmosphäre schien heiter bis angespannt …
Tony zögerte einen Augenblick, doch dann schob er auch den letzten Rest des Rühreis auf seinen Teller. Clifford war zum Frühstück nicht erschienen. Wahrscheinlich hatte er die Nacht bei seiner Freundin Phiola verbracht und würde von dort aus direkt zum Studio fahren. Angus hielt sich strikt an seine Cornflakes und Dylan – der war noch nicht einmal aufgestanden.
„Draußen auf dem Gehweg liegen Scherben“, begann Angus das Gespräch.
„Mmh.“ Tony sah von der Zeitung kaum auf. Man schrieb wieder über sie. Das bedeutete, er musste in den nächsten Wochen wieder ein besonderes Augenmerk auf Dylan werfen.
„Ich sah’ s, als ich die Zeitung reinholte.“
„Ja.“
„Und?“
„Was – und?“ Tony legte die Zeitung beiseite und widmete sich seinem Rührei.
„Wo kommen die her?“
Tony kaute zu Ende, erst dann ging er auf das Thema ein.
„Dylan hat gestern einen über den Durst getrunken. Das Glas fiel aus dem Fenster.“
„Aus Versehen?“ Angus ließ nicht locker.
Tony schwieg.
„Was soll das denn?“ Angus legte seinen Löffel ab und stöhnte genervt. „Mensch, ich dachte wirklich, er hat sich inzwischen unter Kontrolle.“
„Das dachte ich auch“, erwiderte Tony, „aber kaum ist Thor wieder in der Nähe, tickt er aus.“
„Meinst du, es liegt daran?“
Tony nickte. Er war sich sicher. „Das wird nicht gut gehen. Ich merke das. Es wird nicht gut gehen.“
Kurz darauf erschien Dylan im Erdgeschoss. Wie jeden Morgen gab er sich wortkarg. Er war kein Frühaufsteher, benötigte einige Becher Kaffee, bis seine Augen sich an das helle Tageslicht gewöhnt hatten und seine empfindlichen Ohren den alltäglichen Lärm aushalten konnten.
Was in der vergangenen Nacht passiert war, sprach keiner von ihnen an.
Tony ahnte, dass sich Dylan wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern würde.
Als sie das Haus verließen, um zum Studio zu fahren, blieb Dylan sogar stehen und betrachtete das zerbrochene Glas nachdenklich, aber er sagte nichts.
Auf dem Weg zum Van läutete Tonys Handy.
„Wilson?“ Eine nachdenkliche Pause folgte, in der er zusah, wie Dylan und Angus im Wagen Platz nahmen. „Keine Ahnung, wo Sie Ihre Informationen herhaben, mir ist davon nichts bekannt.“ Er legte auf.
Express morning news:
Augenzeugen zufolge soll sich im Bungalow des bekannten Sängers Dylan Perk (RACE) nächtliche Ruhestörungen zugetragen haben. Das Management dementiert.
Erst gegen Mittag, nach langen Diskussionen, hatte jeder im Studio seinen Platz gefunden. Die Bands machten sich an die Arbeit, um den ersten Song einzuspielen.
Nach drei Stunden hatte man erste Aufnahmen im Kasten. Der elektronische Song von RACE war mit den typischen Blastbeats und Doublebass des Black Metal Sounds untermalt worden, zudem hatte man Textpassagen abgeändert, sodass auch Thor, mit seinem krächzenden Gesang, abwechselnd mit Dylans eher hellen Stimme zu hören war.
Am Nachmittag machten sie endlich eine Pause. Die meisten von ihnen nutzen die wenigen freien Minuten, um im Hinterhof des Gebäudes eine Zigarette zu rauchen oder mit ihren Handys zu telefonieren. In dem Hof gab es Sitzgelegenheiten, kleine Tische und Getränkeautomaten. Durch die Gläserfronten konnte man jedoch auch direkt auf den Haupteingang sehen. Dort tummelten sich Reporter und Fotografen, immer auf der Suche nach einem Schnappschuss oder einem kurzen Statement der Stars. Eine Tatsache, mit der Dylan lebte. Mittlerweile regte er sich über die Schaulustigen nicht mehr auf, denn er wusste, das würde partout nichts bringen. Sie würden nicht nachgeben, sie würden ihre Neugier nicht zügeln, würde er sich darüber mokieren. Im Gegenteil, wahrscheinlich wäre eine erneute Auflehnung erst recht ein gefundenes Fressen für sie.
Ebenso schafften sie es immer wieder, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, denn irgendwie liebte er auch das Rampenlicht, die Storys, die man über ihn und die Band schrieb, auch wenn sie nicht immer der Realität entsprachen.
„Eine Ausdauer haben die!“, äußerte sich Erik, als er Dylans prüfenden Blick bemerkt hatte. „Nervt dich das gar nicht? In Norwegen bleiben wir davon wirklich verschont.“
„Ach!“ Dylan zuckte mit den Schultern. „Klar nervt es, aber ohne sie wären wir
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