Three-Night-Stand (German Edition)
gesagt, „schon in dem Moment, als du mit Lisa bei mir aufgetaucht bist, wusste ich, dass es dich erwischt hat: Und zwar ziemlich heftig. Andernfalls hättest du deine Gefühle nicht so lange, so vehement verleugnet und würdest es nicht immer noch tun.“
Natürlich hatte er sich ein weiteres Mal mit Händen und Füßen gegen diese Aussage gewehrt, hatte behauptet, dass Außenstehende oft sexuelle Anziehung zwischen anderen Personen als Verliebtheit interpretierten und hatte dabei ganz genau gespürt, dass er sich selbst belog. Da war nicht nur sexuelle Spannung zwischen ihm und Lisa. Er mochte sie. Sehr. Wie sonst war es zu erklären, dass ihn ihr Vorschlag, sich mit anderen Singles zu amüsieren, so tief getroffen, ihm wirklich wehgetan hatte? Wie sonst war es zu erklären, dass ihre Gespräche in letzter Zeit so oft in ihren Privatbereich abdrifteten, dass sie anfingen, sich Dinge aus ihrer Kindheit zu erzählen oder über Themen zu reden, die ihnen wichtig waren und über die sie erfuhren, wie viele Gemeinsamkeiten sie hatten und wo sich ihre Meinungen schieden? Sie hatten aus einem natürlichen Instinkt heraus angefangen auszutesten, ob sie zusammenpassten, hatten sich zielgerichtet auf eine Ebene zu bewegt, auf der man oft eine ernsthafte Beziehung startete. Und keiner von ihnen hatte das bewusst wahrgenommen.
„Lisa lebt in Deutschland“, hatte Nick irgendwann zu seiner Schwester gesagt. „Das heißt, selbst wenn ich in sie verliebt wäre, wäre eine Beziehung mit ihr von vornherein zum Scheitern verurteilt. Fernbeziehungen funktionieren nicht!“
„Ja – das sagt man so“, hatte Hannah erwidert. „Aber hast du es denn jemals selbst ausprobiert?“
Das hatte er natürlich nicht. Dennoch war er sich sicher, dass an dieser Theorie etwas dran war. Es lagen zirka 9290 km zwischen L.A. und Berlin. Er hatte das nachgesehen – einfach nur aus Interesse. Vierzehn Flugstunden. Und das war noch der kürzeste Weg. Unmöglich. Der Tod für eine Beziehung. Mit Sicherheit.
Selbstverständlich hatte sich Hannah nicht so einfach abwürgen lassen. „Wie dem auch sei, mein Lieber. Wir befinden uns im Hier und Jetzt und euer beider Verhalten und die Verleugnung der Tatsache, dass da mehr zwischen euch ist als nur Sex, tut euch beiden nicht gut. Wie ich das sehe, solltet ihr euch lieber euren Gefühlen und Bedürfnissen hingeben und später zusehen, was ihr aus dem machen könnt, was da zwischen euch entstanden ist. Ganz ehrlich: Ihr harmoniert ganz toll miteinander und mir tut es in der Seele weh, meinen Bruder so leiden zu sehen, wo er doch eigentlich die Chance hätte, endlich mal wieder eine fantastische Zeit mit einer süßen, tollen Frau zu verbringen.“ Sie hatte ihn dabei mit diesem strengen, eindringlichen Blick angesehen, der keinen Widerspruch duldete und den nur ihre Mutter noch besser beherrschte, und Nick dazu veranlasst, ernsthaft über ihre Worte nachzudenken. Nicht nur in der Nacht, sondern auch noch am Morgen beim Frühstück mit Bonnie – die wohl mehr von seinen Eiern mit Speck verspeist hatte als er selbst (irgendeinen Lohn musste sie ja für ihr geduldiges Zuhören erhalten).
„Was immer Lisa dir auch gesagt hat, Nick“, hatte Hannah noch hinzugefügt. „Sie hat es nicht so gemeint. Ich denke, sie versucht sich nur selbst zu schützen. Du musst bedenken, dass sie hier nicht zuhause ist und sich genauso wie du von TFP ziemlich unter Druck gesetzt fühlen muss. An ihrer Stelle hätte ich auch Angst davor, mich in jemanden zu verlieben, der für diese Firma arbeitetet. Man weiß nie, was sich so rumspricht. Ganz davon abgesehen, dass der Zustand des Verliebtseins nachweislich einer Krankheit ziemlich nahe kommt. Und wer will schon krank und verwirrt sein, wenn er in wichtige Verhandlungen und Arbeiten verstrickt ist? Nimm dem Mädchen sein Verhalten nicht übel. Sie mag dich sehr. Glaub mir. Sie weiß nur nicht, wie sie damit umgehen soll. Und wenn du dich schon nicht auf eine Liebesbeziehung mit ihr einlassen kannst – und ich hoffe, du überlegst dir das noch mal – dann mach ’ ihr die ganze Sache nicht noch schwerer, indem du sie kühl und abweisend behandelst oder gar beleidigt bist. Sei wenigstens weiterhin nett zu ihr.“
Natürlich hatte er sich genau das an diesem Morgen vorgenommen: Nett zu Lisa zu sein, ihr zu verzeihen. Wenn er ehrlich war, hatte er ganz still für sich selbst beschlossen, sich selbst bei ihrem Auftauchen ganz genau zu beobachten, um festzustellen, ob
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