Three-Night-Stand (German Edition)
beide sich ziemlich ähnlich zu sein. Sie hatten beide schlechte Erfahrungen damit gemacht, sich anderen zuliebe anzupassen, sich für andere selbst aufzugeben und wollten das nicht noch einmal erleben. Sie wollten unabhängig bleiben, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten und hatten nun furchtbare Angst davor, dass die Liebe ihnen schon wieder übel zusetzen, sie von ihrem Weg abbringen könnte. Denn eines war ihnen beiden durch die Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, klargeworden: Das, was sich da zwischen ihnen entwickelt hatte, war ernst und tiefgreifend und würde ihr beider Leben garantiert noch gehörig durcheinander bringen, wenn sie sich tatsächlich darauf einließen.
Das war auch der Grund, warum Nick den Gedanken, einfach mit Lisa nach Deutschland zu fliegen, sehr schnell aus seinem Denken verbannt hatte. Er verspürte dieselbe Angst wie Lisa, befürchtete genauso wie sie, sich selbst wieder zu verlieren, wenn er ihr sofort in ein anderes Land folgte. Dabei wollte er gerade damit beginnen, sein Leben hier wieder in die Hand zu nehmen und seinen Traum, ein erfolgreicher Autor zu werden, endlich umzusetzen. Er hatte schon so viele Ideen für neue Buchprojekte und sich Hals über Kopf in eine Beziehung mit Lisa zu stürzen, würde ihn garantiert davon abhalten, diese möglichst bald umzusetzen – vor allem, wenn er völlig liebeskrank hinter ihr her lief, wie ein kleines Hündchen.
„Ich… ich will aber auch nicht, dass das mit uns vorbei ist, sobald mein Flieger abhebt“, setzte Lisa nun hinzu und berührte sein Kinn, ließ ihre Finger sanft über sein Grübchen und dann über seine Lippen gleiten. „Ich finde es nur wichtig, dass wir… dass wir nicht sofort unser ganzes Leben umkrempeln, ohne einen Plan zu haben, ohne genau durchdacht zu haben, wie wir das mit uns hinkriegen können.“ Sie sah ihn etwas verzweifelt an. „Verstehst du, was ich meine?“
Er nickte wieder und hob nun selbst eine Hand an ihre Wange, streichelte sie zärtlich. „Voll und ganz“, brachte er trotz des dicken Kloßes in seinem Hals heraus und küsste sie sanft.
„Wir bekommen das hin“, flüsterte sie an seinen Lippen. „Ganz bestimmt. Wenn wir das wirklich wollen, wenn wir uns wirklich eine Chance geben wollen, dann schaffen wird das auch.“
Nick antwortete ihr mit einem weiteren innigen Kuss und versuchte nicht weiter an ihren kommenden Abschied zu denken. Noch ein Tag. Sie hatten noch einen ganzen Tag und vielleicht sogar noch die kommende Nacht miteinander. Ein Tag um sie und sich selbst noch einmal davon zu überzeugen, dass sie alles, was sie brauchten, um glücklich zu werden, in den Armen des anderen finden konnten. Und vielleicht würde das wirklich genügen, um zu wissen, ob diese Beziehung trotz der Entfernung, trotz aller Schwierigkeiten und Komplikationen Bestand haben würde, ob es sich lohnte, mit aller Macht für sie zu kämpfen.
Kapitel 24
Unwirklich. Das war das richtige Wort, um zu beschreiben, wie Lisa momentan die Welt um sich herum wahrnahm. Wie in einem Film der außerhalb von ihrem Sein, Denken und Fühlen ablief, sie nicht berührte, nicht involvierte. All die Menschen um sie herum, der Krach, die Hektik… Normalerweise ließ sie sich von dem Trubel, der auf Flughäfen alltäglich war, immer anstecken, wurde nervös und aufgeregt und konnte es kaum erwarten, endlich in ihren Flieger zu steigen – ganz egal ob sie nun weg oder zurück nach Hause flog. Doch heute war es nicht so. Heute war ihr alles egal. Es war fast so, als wäre ein Teil von ihr bei Nick zurückgeblieben, hätte sich einfach geweigert zu gehen und sie damit in zwei Hälften gerissen. Und die, der es mit Mühe gelungen war, ihre Sachen zu packen und pünktlich zum Flughafen zu fahren, war auch noch so mit ihrem inneren Schmerz, ihren Erinnerungen an die letzten beiden Tage, ihrer Sehnsucht nach Nick beschäftigt, dass sie kaum mehr als zurechnungsfähig zu bezeichnen war.
Mittlerweile fragte sich Lisa, ob sie überhaupt dazu fähig war, ihren Körper koordiniert zu bewegen und von der Bank wieder aufzustehen, auf die sie sich vor ungefähr zwanzig Minuten gesetzt hatte. Aber vielleicht konnte Karen ihr ja dabei helfen. Ihre Freundin kam soeben auf sie zu, darum bemüht, sie aufmunternd anzulächeln. Das tat sie schon den ganzen Tag: lächeln, ihr Trost zusprechen, sie stärken und stützen…
„Also, dein Gepäck ist jetzt auf dem Weg zum Flieger – bis auf das
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