Three-Night-Stand (German Edition)
zumindest noch um eines ihrer Beine geschlungen war, und versuchte es rasch um ihren Körper zu wickeln. Irgendetwas war an ihrer Hand kleben geblieben und störte dabei nun ungemein. Sie drehte ihre Handfläche zu sich und ihr Magen vollführte erneut einen Salto Mortale. Die Plastikverpackung eines Kondoms – na, wundervoll! Mehr Beweise brauchte sie nun nicht mehr dafür, dass sie Sex gehabt hatte. Sie zupfte die Verpackung von ihrer Hand und erhob sich dann, den Mann auf dem Bett dabei angespannt im Auge behaltend. Doch er regte sich nicht, schlief selig weiter, auch als sie rasch ihre Sachen zusammensammelte und dann aus dem Zimmer in den Flur eilte.
Bad… wo war hier ein Bad? Da! Sie stürzte in den hell gekachelten Raum, als würde Michael Myers persönlich hinter ihr her sein, schloss die Tür lautlos hinter sich und verriegelte sie sofort. Erst dann wagte sie es, erleichtert durchzuatmen und einen Teil ihrer Anspannung gehen zu lassen.
„Ganz ruhig bleiben“, sprach sie sich selbst leise zu. „Du hast kein Verbrechen begangen, dir nur eine Menge Spaß gegönnt. Und der Kerl schläft wie ein Stein. Also, kein Grund zur Panik. Jetzt ziehst du dich an, Lisa, packst deine Sachen zusammen und verschwindest, so schnell du kannst – so, wie man das halt nach einem One-Night-Stand macht.“
Sie stimmte ihren eigenen Worten mit einem entschlossenen Nicken zu und runzelte dann die Stirn. Irgendetwas kitzelte sie an ihrem Po. Sie griff rasch danach, fühlte, dass etwas an ihrer Pobacke klebte, und hob erstaunt die Brauen. Es ließ sich schnell ablösen und als Lisa es vor ihre Augen hielt, konnte sie diese nur noch in Resignation verdrehen. Natürlich! Eine weitere Kondomhülle. Ganz wunderbar! Dann war das wohl auch noch ein One-Night-Stand über mehrere Runden gewesen. Sie war eine Nymphomanin – eindeutig!
Lisa stieß ein leises Seufzen aus und begann dann endlich, ihren Plan in die Tat umzusetzen, weiterhin bemüht darum, sich bloß nicht an die Details von gestern Nacht zu erinnern. Das würde sie nur nervös machen. Unterwäsche an, Kleid überstülpen… Oh Gott! War sie tatsächlich so auf diese Party gegangen?
Ihr Blick glitt über die Gestalt, die da in dem großen Spiegel vor ihr über dem Waschbecken zu sehen war und sich am Abend zuvor in dieses eng anliegende, dunkelblaue, unglaublich kurze Kleid ihrer Freundin gezwängt hatte. Es betonte ihre Kurven in einer äußerst provokanten Weise und dieser Ausschnitt… Es gab wohl keinen Menschen, der nicht sofort dorthin starren würde, wenn er ihr begegnete – egal ob Mann oder Frau!
„Wenn du damit heute keinen Kerl abschleppst, fress’ ich ‘nen Besen“, hatte Karen gesagt, als sie sich zusammen für die Party fertig gemacht hatten. „Das ist der Hingucker!“
Sie hatte wohl Recht gehabt – in beiderlei Hinsicht. Eigentlich war Karen daran schuld, dass das alles passiert war. Sie hatte schon vor ihrem Aufbrechen gemeinsam mit Lisa einen kleinen Cocktail ‚gekippt‘ – nur zur Auflockerung. Und die ganze Zeit hatte sie auf sie eingeredet: dass sie das endlich mal bräuchte nach dieser langen Zeit als Single; dass es ihr gut tun, sie lockerer machen würde; dass es sie von ihrer Anspannung bezüglich des auf sie zukommenden Kampfes um ihr Buch befreien würde und sie danach sehr viel besser und gelassener in die Verhandlungen und die anstehenden Treffen gehen würde. Irgendwann – nach ein paar Cocktails mehr auf der Party – hatte Lisa ihr geglaubt. Dann war ihr auch tatsächlich schon dieser Kerl über den Weg gelaufen, der wohl genau dasselbe wie sie gesucht und ungefähr dieselbe Menge Alkohol intus gehabt hatte.
Gott-oh-gott, so etwas hatte sie eigentlich nie tun wollen. Alkohol und dumme Ideen – das führte höchst selten zu etwas Positivem. Wie sie nur aussah! Wie eine krude Mischung aus Gothic-Anhängerin und Punk. Ihre Augen waren von der verwischten Schminke schwarz umrandet und ihr blondes Haar stand nach allen Seiten ab, wirkte an ihrem Hinterkopf etwas antoupiert und Lisa wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, woher das wohl kam. Sie zog ein Kleenex aus der Packung, die auf einem kleinen Glastisch neben dem Waschbecken stand, befeuchtete es mit Wasser und versuchte sich wenigstens wieder so herzurichten, dass niemand schreiend vor ihr davonrennen würde, wenn sie aus dem Haus trat. Als sie gerade dabei war, ihr Haar mit den Fingern zu durchkämmen und auf diese Weise wenigstens einigermaßen zu glätten, fiel ihr
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