Three-Night-Stand (German Edition)
damit nicht zum ersten Mal das Gefühl gab, die reinste Fressmaschine zu sein. Dabei war Lisa nicht etwa dick. Sie selbst hätte sich eher als normalgewichtig bis schlank bezeichnet. Sie war nicht sonderlich groß und besaß Kurven, auf die sie eigentlich recht stolz war. Doch wenn sie mit großen, schlanken Frauen, wie Karen unterwegs war, wurde sie oft zum kleinen Moppel degradiert – der sie definitiv nicht war! Und wenn Karen dann wieder einmal nichts aß, während sie reinhaute wie ein Mähdrescher…
„Wann fährst du denn heute zur Arbeit?“ fragte Lisa und griff zu Gabel und Messer, um sich nun doch über das köstlich aussehende Omelette herzumachen.
„Wenn du weg bist“, meinte Karen und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie sah heute schon wieder aus wie ein Model aus einem Katalog für Geschäftsfrauen-Mode, mit ihrem dunklen hochgesteckten Haar, der eng sitzenden Bluse, die einen großzügigen Blick auf ihr Dekolleté freigab, und dem grauen kurzen Rock. „Ich habe Dave darum gebeten, mir ein paar Stunden am Vormittag für dich frei zu geben. Und da ich ohnehin schon so viele Überstunden habe…“
„Ah so“, meinte Lisa und wich schnell dem Blick ihrer Freundin aus, damit sie nicht bemerkte, dass sie sich nicht wirklich darüber freute. Nick hatte erst vor ein paar Minuten angerufen, als sie noch dabei gewesen war sich umzuziehen (kein wirklich gutes Gefühl in Unterwäsche dazustehen, während seine tiefe, ziemlich angenehme Stimme in ihr Ohr drang) und sich die Adresse von Karens Wohnung durchgeben lassen. Und sie konnte sich nichts Unangenehmeres vorstellen, als draußen in sein Auto zu steigen, während Karen an der Fensterscheibe klebte und das „Prachtexemplar“ von Mann begutachtetet, das es ihrer Freundin „so richtig gut besorgt hatte“. Das waren zumindest gestern ihre Worte gewesen, nachdem sie gemeint hatte, dass sie Nick so gerne mal kennenlernen würde. So im Normalzustand und nicht „total blau, mit seiner Zunge in deinem Hals“.
Lisa konzentrierte sich noch stärker auf das Essen, weil sie genau bemerkte, dass Karen sie kritisch musterte. Ein Happen, zwei Happen… Wie lange würde sie es wohl aushalten? Drei… vier…
„Okay, was genau ist los, Lisa?“ Das war dieser lauernde Ton, den Lisa so gar nicht leiden konnte und der dafür sorgte, dass ihr Kopf noch ein wenig tiefer in Richtung Teller sank. Gleich würde ihre Nase mitessen.
„Hat das was mit dem Telefonat gerade eben zu tun?“
Lisa sah sie nun doch an. „Was für eine Telefonat?“
„Ach, komm schon, ich hab’ doch dein Handy klingeln gehört!“
„Ach, das“, winkte Lisa ab und wich erneut Karens bohrendem Blick aus. „Das war nichts Wichtiges.“
Wieder verging ein wenig Zeit, in der ein paar weitere Happen des leckeren Essens in Lisas Mund verschwanden.
„Du wirst gleich abgeholt – hab’ ich Recht?“ fragte Karen spitzfindig und Lisa hob nun doch wieder den Kopf, nur um zu sehen, wie Karens Augen ganz groß wurden und sie den Mund vor Staunen öffnete.
„Ist es Liam Chandler?!“
„Nein – nein“, beruhigte Lisa sie sofort. „Es ist Nick. Nick holt mich hier ab.“
„Der One-Night-Stand?“
Lisa verzog gequält das Gesicht. „Kannst du ihn bitte nicht so nennen? Sag doch einfach ‚der Drehbuchautor‘!“
Karen sah ein wenig unzufrieden mit dieser Bezeichnung aus. „Das klingt aber so nach…“ Sie runzelte angestrengt die Stirn, während sie nach den richtigen Worten suchte. „… nach Nerd mit Hornbrille und schlaffem Körper, der all das, was er selbst nicht sein kann, in die Figuren hineinschreibt, die er sich ausdenkt.“
„Nicht alle Autoren tragen eine Brille und sind völlig untrainiert, Karen“, gab Lisa ein wenig grummelig zurück. Sie war schließlich auch Autorin und verbrachte viel Zeit an ihrem Computer. Das hieß aber nicht, dass sie keinen Sport trieb.
„Ja, aber kaum einer von denen sieht aus wie der Kerl!“ gab Karen überzeugt zurück. „Der ist, soweit ich mich erinnern kann, ein richtiger Mann, mit Dreitagebart, diesem Feuer in den Augen und… und Haaren auf der Brust!“
„Woher willst du das denn wissen?“ schmunzelte Lisa.
„Ich meine mich zu erinnern, dass sein Hemd auf der Party vorn nicht ganz zugeknöpft war. Außerdem – manchen Männern sieht man es gleich an, dass sie Haare auf der Brust und den richtigen Schwung im Becken haben.“ Karen grinste breit und wackelte mit den Augenbrauen, während Lisa mal wieder tief
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