Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
Arbeitskraft anzuhängen. Aber es gab auch einen jungen Arbeitsleiter, der mit der neuen Lage der Dinge nicht zufrieden war.
„Was versuchst du eigentlich hier zu beweisen?“, warf er mir vor, als ich das Arbeitsprogramm einreichte: eine um vier Stunden längere Produktion ohne zusätzliche Personalkosten neben einer Aufhebung der überschneidenden Aufgaben.
„Mehr Leistung, weniger Produktionszeit“, sagte ich in Bezug auf die vorgeschlagenen Änderungen. „Mehr Produktivität, mehr Aufträge, mehr Geld“, schloss er und war nicht sehr erfreut. „Du willst mich ersetzen?“, klagte er, „ist das dein Ziel?“, warf er mir vor. „Nein, überhaupt nicht, Patrick“, sagte ich und betonte seinen Vornamen, um die eisige Atmosphäre zwischen uns zu brechen. „Von mir aus kannst du sagen, dass alles deine eigene Initiative ist“, sagte ich sofort, „und dass ich nur dein Vollstrecker bin.“ Ich öffnete ihm die Tür. Doch Patrick, wie üblich, schäumte vor Wut. „Aber du bist zum Essen beim Chef eingeladen“, sagte er und ich blieb ihm die Antwort darauf nicht schuldig.
„Ich gehe nicht“, sagte ich ruhig und versuchte die offensichtliche Falle zu meiden. Gelbrat stand plötzlich in der Tür „Meine Frau und ich würden uns freuen, dich am Freitag zum Abendessen in unserem Haus einzuladen.“ Gelbrat wählte seine Worte mit Bedacht, und noch bevor ich Einladung entkommen konnte, sagte er: „Es ist kein Arbeitstreffen.“ Der alte Chef ließ mir keinen Spielraum, mich zu weigern.
Das Haus der Gelbrats war sehr bescheiden, trotz der Anwesenheit der Bedienung, die zu diesem Anlass bestellt worden war: eine kleine Wohnung in einem Wohnhaus, alte Möbel, so alt wie der Name des Vororts, in dem sie lebten. Bescheiden, bis auf die Wände, an denen originale Gemälde von Rembrandt, Chagall und Munch hingen. Dies war der ganze Stolz ihres Eigentums und des sozio-ökonomischen und intellektuellen Status’ des Paars.
„Der Wert dieses Gemäldes in bar ist höher als der Wert der Kunststofffabrik“, scherzte Gelbrat und bat mich bei dieser Gelegenheit, ihn mit seinem Vornamen – Henry – anzureden. „Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen“, sagte er ohne Zusammenhang oder Erklärung. „Wir müssen auch dafür sorgen, dass du richtige Papiere bekommst“, sagte er und meinte damit offenbar, die Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Die Gastfreundschaft begann nach französischer Tradition mit einem Aperitif auf dem Sofa im Wohnzimmer und endete mit einem Digestif am gleichen Platz, die Zeit dazwischen wurde am Esstisch verbracht.
Zu Beginn des Abends übergab ich einen Blumenstrauß und am Ende wurde mir ein intellektueller „Strauß“ überreicht, ein Buch mit dem Titel „Il deserto dei Tartari“ (Die Tatarenwüste). Dieses Büchlein las ich jede freie Stunde an diesem Wochenende. Am Ende hatte ich das Wesentliche verstanden und fing wieder von vorne an zu lesen.
Das Buch beschrieb den Alltag in einem Außenposten, wo gelangweilte Soldaten auf eine Nachricht über die Ankunft eines unbekannten Feindes warteten. Und als dieser endlich kam und alle Vorbereitungen getroffen waren, stellte sich heraus, dass das Wesentliche in den kleinen Momenten der Vorbereitungen lag und nicht im Tag selbst, an dem es geschah.
Es war unklar, ob das Geschenk mit dem Gesamtplan zusammenhing, bezogen auf die psychologische Wirkung eines solchen Werkes auf den Geist eines unermüdlichen Soldaten, aber es gab keinen Zweifel daran, dass diese Lektüre mich zu der Entscheidung führte, etwas Kühnes zu tun. Dies war der Hintergrund der surrealen Erfahrung, die in diesem Buch, „Tickende Bombe“, geschildert wird, das als mein persönliches Tagebuch begann.
Das Buch, das ich von Gelbrat bekam, „Die Tatarenwüste“, wurde noch durch viele Hände, Länder und Kulturen gereicht. Ob voraussehend oder nicht, der Inhalt in diesem Buch würde Schritte in den Köpfen von mutigen Menschen Bewegung setzen, die die Welt zu bewahren versuchen.
Ich war mit meinem Beschluss zufrieden, mir eine neue Identität aufzubauen und zu versuchen, enge Verbindungen mit den Freunden aus Persien zu schließen, um den großen Plan zu vereiteln. Wenn ich während der Hitlerzeit gelebt und die Gelegenheit gehabt hätte, ihm sehr nahe zu kommen, dann hätte ich doch auch versucht, mich mit ihm zusammen in die Luft zu sprengen, oder nicht? So dachte ich. Und die Antwort war absolut eindeutig,
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