Thriller: Tickende Bombe: Die iranische Bedrohung (Bücher auf Deutsch) (German Edition)
verzichtete der Polizist auf die Geldstrafe und begnügte sich mit einer Verwarnung.
Bei uns pflegte man zu sagen, dass Macht korrumpierte, aber hier war die Polizei ... wirklich human.
Diese friedliche Umgebung ließ mich sehr bald die Ungerechtigkeiten der Welt vergessen. Ohne die neuen Autos, die am Rand der Feldwege parkten, die mit hohen Eukalyptusbäumen bepflanzt waren, konnte man fast denken, dass wir in einem anderen Zeitalter waren, in der Vergangenheit. Von außen wirkten die kleinen Steinhäuser im Dorf überhaupt nicht ansprechend, aber in ihrem Inneren versteckte sich eine atemberaubende Authentizität.
Es gab kein Lebensmittelgeschäft, keine Bäckerei, nicht mal einen Busbahnhof oder eine Post. Der einzige öffentliche Ort war der private Salon von Rosette, der als lokale Kneipe diente.
„Das ist keine normale Kneipe“, sagte Jean-Marc, und strahlte ein vergnügtes Lächeln aus. „Es kommt ganz auf den Kunden an, es kann auch eine provisorische Wirtschaft sein oder als gelegentliche Unterkunft genutzt werden, und manchmal kann man hier auch eine gar nicht so schlechte Befriedigung finden“, sagte er. Aus eigener Erfahrung, dachte ich.
„Eine bemerkenswerte Frau“, erklärte Jean-Marc und deutete auf die Wirtin mit den rosigen Wangen.
Am Eingang zu Jean-Marcs Haus warteten schon die anderen Gäste, die für das Wochenende angereist waren.
Ein aufgeputztes französisches Paar in den Dreißigern, originelle Charaktere direkt aus einem Kinofilm der dreißiger Jahre. Aurelien und Aurelia lauteten ihre Namen. Aurelien, die männliche Hälfte des Paars, war ein sanfter, gepflegter Mann, und Aurelia, die Frau, hatte etwas Männliches in ihrem Aussehen, und es war klar, dass sie die Hosen anhatte in der Familie. Wie sagte man so schön: Gleiche und gleich gesellt sich gern.
„Innes ist auch schon unterwegs“, sagte Jean-Marc. „Mit einer neuen Freundin“, informierte er mich. „Kommt, wir gehen ins Haus und ich werde euch die Grand Tour geben“, sagte er höflich.
Das Schloss von Jean-Marc wirkte aus wie aus einem Film von Walt Disney, malerisch und unerwartet.
Nichts sah symmetrisch oder logisch aus.
An den Wänden hingen riesige Ölgemälde und überall standen Kunstgegenstände auf geschmackvollen Avantgarde-Möbeln.
„Die Tiere habe ich selbst gejagt und ausgestopft“, prahlte er den stauenden Gästen gegenüber.
Im Wohnzimmer stand ein großer Glastisch, der den meisten Platz nahm, und die Tischbeine waren echte Elefantenfüße. Jean-Marc ermutigte mich, sie zu berühren. „Der ist aus Afrika“, sagte er und erzählte vom komplizierten Transport aus Afrika bis zum aktuellen Standort.
Als Jean-Marc uns durch das Haus führte, hörten wir die Stimme von Innes an der Tür: „Wir sind da!“
Rasch schlossen sich Innes und ihre schöne Freundin uns an. „Claire“, stellte Innes sie vor.
Wir gingen die Treppen hoch. Auf einem atemberaubenden weißen Flügel hatte Aurelien bereits eine Flasche Rotwein geöffnet und die Gläser gefüllt.
„Auf ein Wochenende unter Freunden“, rief Innes mit einem vollen Glas in der hoch erhobenen Hand.
„Und auf einen guten Wein“, erklärte Aurelia und Aurelien fuhr fort: „Auf uns.“
Alle tranken und lobten den Wein.
„Kommt, wir drehen eine Runde draußen“, sagte Jean-Marc und wie eine Gruppe von disziplinierten Soldaten marschierten wir auf den Hinterhof. Dieser war in zwei Teile aufgeteilt. Die rechte Seite war voll wilder und lärmender Tiere. Neben den Hunden und Katzen liefen drei oder vier rosa Schweinchen frei herum, ein paar wilde Kaninchen und eine zu laute Ziege zusammen mit Hühnern und Gänsen, die so fett waren, dass sie kaum gerade laufen konnten.
„Ein ganzer Bauernhof“, sagte ich. „Das habe ich nicht erwartet“, gab ich zu.
„Das sind nur meine Reserven“, sagte Jean-Marc. „Wenn wir nicht jagen gehen, ist es gut, was in der Hinterhand zu haben“, sagte er halb als Scherz, halb im Ernst.
Die Gänse sahen krank aus und ungenießbar. „Ich würde den Verzehr von diesen Gänsen wirklich nicht empfehlen“, riet ich ihm höflich. Die anderen drei brüllten vor Lachen, als ob ich etwas Seltsames oder Unakzeptables gesagt hätte. „Die werden doch mit voller Absicht gemästet, damit sie richtig fett werden, bis die Leber voller Fett ist“, erklärte Innes, die wie immer zu meiner Verteidigung kam.
„Den Rest werfen wir weg“, fuhr Jean-Marc fort zu
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