Throne of Glass – Die Erwählte
die Zofe und hätte Celaena beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht, als sie sie von der Schwelle schubste und die Tür zuschlug.
Celaena drehte sich zu den Leibgardisten um.
»Ihr seht hübsch aus«, sagte einer von ihnen – Ress – schüchtern.
»Auf dem Weg zum Ball?«, schmunzelte ein anderer.
»Reserviert Ihr mir einen Tanz?«, fügte der dritte hinzu. Keiner von ihnen meldete Zweifel an.
Celaena lächelte, und als Ress ihr den Arm anbot, hakte sie sichunter. Er warf sich in die Brust und sie musste sich das Lachen verkneifen. Aber als sie sich dem Großen Saal näherten und Walzerklänge zu hören waren, wurde ihr etwas flau im Magen. Sie hatte nicht vergessen, warum sie hier war. Sie war schon früher auf Bällen gewesen. Normalerweise endeten solche Veranstaltungen allerdings damit, dass sie einen Fremden tötete – nicht, dass sie einer Freundin den Kampf ansagte.
Die rot-goldene Glastür tauchte auf und sie konnte die Blumengebinde und Kerzen sehen, mit denen der gewaltige Saal geschmückt war. Es wäre leichter gewesen, unauffällig durch eine Seitentür hineinzuschlüpfen, aber sie war nicht dazu gekommen, die Geheimgänge nach einem anderen Weg aus ihren Gemächern zu durchforschen, und wenn sie jetzt einen Nebeneingang suchte, würde sie sich nur verdächtig machen. Ress blieb stehen und verbeugte sich. »Hier verlasse ich Euch«, sagte er, so ernst er konnte, ohne den Blick von dem festlichen Treiben zu wenden, das sich am Fuß der Treppe entfaltete. »Ich wünsche Euch einen schönen Abend, Miss Sardothien.«
»Danke, Ress.« Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich zu übergeben und in ihre Gemächer zurückzulaufen. Stattdessen verabschiedete sie sich mit einem anmutigen Nicken. Sie musste einfach nur die Treppe hinuntergehen und Chaol davon überzeugen, dass sie bleiben durfte. Dann konnte sie Nehemia den ganzen Abend im Auge behalten.
Plötzlich kamen ihr die Ballschuhe wacklig vor und sie trat ungeachtet der Wachen am Eingang ein paar Schritte zurück, hob die Füße und setzte sie wieder fest auf. Ihre Absätze würden nicht einmal bei einem Luftsprung abbrechen. Sie trat zum oberen Ende der Treppe vor.
Das behelfsmäßige Messer unter ihrem Mieder stach ihr in die Rippen. Sie betete zur Göttin, zu jedem Gott, den sie kannte, zumWyrd, zu was auch immer für ihr Schicksal verantwortlich war, dass sie es nicht würde benutzen müssen.
Celaena schob die Schultern zurück und stieg die Treppe hinunter.
~
Was machte sie denn hier?
Dorian fiel beinahe das Glas aus der Hand, als er oben auf der Treppe Celaena Sardothien entdeckte. Er erkannte sie selbst unter der Maske. Sie mochte ihre Schwächen haben, aber wenn sie etwas tat, dann richtig. Mit diesem Kleid hatte sie sich selbst übertroffen. Aber was machte sie hier ?
Er hätte nicht sagen können, ob es Traum oder Wirklichkeit war, bis sich zuerst einige wenige, dann viele Köpfe nach ihr umdrehten. Es wurde ein Walzer gespielt, aber alle diejenigen, die nicht tanzten, wurden plötzlich ganz still, als das geheimnisvolle maskierte Mädchen ihre Röcke hob und eine Stufe nach der anderen nahm. Ihr Kleid bestand aus Sternen, die man vom Himmel gepflückt hatte, und auf ihrer grauen Maske glitzerten Wirbel aus Kristallen und Perlen.
»Wer ist das?«, flüsterte ein junger Höfling neben ihm.
Sie sah niemanden an, während sie die Treppe herunterstieg, und selbst die Königin von Adarlan stand auf, um zu sehen, wer da so spät noch kam. Auch Nehemia erhob sich vom Platz neben ihr. Hatte Celaena den Verstand verloren?
Dorians Füße waren wie aus Blei. Geh zu ihr. Nimm ihre Hand. Aber er konnte nichts tun, als sie zu beobachten. Unter seiner schmalen schwarzen Maske lief er rot an. Er hatte keine Ahnung, warum, aber er fühlte sich wie ein Mann, wenn er sie sah. Sie schien aus einem Traum zu kommen – einem Traum, in dem er kein verwöhnter jungerPrinz war, sondern ein König. Sobald sie den Fuß der Treppe erreichte, setzte sich Dorian in Bewegung.
Aber es war schon jemand bei ihr. Dorian biss die Zähne so fest zusammen, dass es wehtat. Celaena lächelte und machte vor Chaol einen Knicks. Der Captain der Garde hatte darauf verzichtet, eine Maske zu tragen, und streckte die Hand aus. Celaenas sternenklare Augen waren nur auf Chaol gerichtet und ihre langen, weißen Finger schwebten durch die Luft, um seine zu berühren. In der Menge erhob sich Gemurmel, als Chaol sie von der Treppe wegführte und beide im Gedränge
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