Throne of Glass – Die Erwählte
verschwanden. Das Gespräch der beiden würde garantiert nicht erfreulich werden. Er hielt sich da besser raus.
»Sagt bitte nicht«, raunte ein anderer Höfling, »dass Chaol plötzlich eine Frau hat.«
»Captain Westfall?«, fragte der Höfling, der zuerst gesprochen hatte. »Warum sollte so ein hübsches Ding einen Leibgardisten heiraten?« Als ihm bewusst wurde, wer neben ihm stand, sah er Dorian an, der immer noch mit weit aufgerissenen Augen zur Treppe starrte. »Wer ist sie, Eure Hoheit? Kennt Ihr sie?«
»Nein, ich kenne sie nicht«, flüsterte Dorian und ging davon.
~
Der Walzer war mitreißend und so laut, dass sie kaum ihre eigenen Gedanken hören konnte, als Chaol sie in eine schummrige Nische zog. Kein Wunder, dass er keine Maske trug – das wäre ihm viel zu albern. So war die Wut in seinem Gesicht umso deutlicher zu erkennen.
»Würdet Ihr mir vielleicht verraten«, schäumte er und hielt sie fest am Handgelenk gepackt, »wie Ihr auf diese wahnwitzige Idee gekommen seid?«
Sie versuchte, seine Hand abzuschütteln, aber er ließ nicht los.Am anderen Ende des Großen Saals saß Nehemia bei der Königin von Adarlan und blickte gelegentlich in Celaenas Richtung. War sie nervös – oder einfach nur überrascht, sie zu sehen?
»Entspannt Euch!«, fauchte sie den Captain der Garde an. »Ich wollte bloß ein bisschen Spaß haben.«
»Spaß? Nennt Ihr es Spaß, einen königlichen Ball zu verderben?«
Ein Streit würde zu nichts führen; sie spürte, dass er vor allem wütend war, weil sie es geschafft hatte, ihre Gemächer zu verlassen, und ihn damit bloßstellte. Also machte sie einen mitleiderregenden Schmollmund. »Ich war einsam.«
»Ihr könnt nicht mal einen einzigen Abend allein verbringen?«, stieß er hervor.
Sie entwand sich seinem Griff. »Nox ist hier – und er ist ein Dieb! Wieso durfte er kommen – bei all den glitzernden Juwelen hier – und ich nicht? Wie kann ich der Champion des Königs werden, wenn Ihr mir nicht vertraut ?« Das war eine Frage, auf die sie wirklich eine Antwort wollte.
Chaol verdeckte sein Gesicht mit der Hand und stieß einen langen, langen Seufzer aus. Sie versuchte, ernst zu bleiben. Sie hatte gewonnen. »Wenn Ihr nur ein winziges bisschen aus der Reihe tanzt …«
Nun grinste sie doch. »Schenkt es mir einfach zum Julfest!«
Chaol warf ihr einen abwägenden Blick zu, ließ aber die Schultern sinken. »Bitte gebt mir keinen Anlass, es zu bereuen.«
Sie tätschelte seine Wange und fegte an ihm vorbei. »Ich wusste doch, dass ich Euch nicht ohne Grund mag.«
Er erwiderte nichts, folgte ihr aber zurück ins Gedränge. Dies war nicht ihr erster Maskenball, doch auch diesmal irritierte es sie, die Gesichter der Menschen nicht sehen zu können. Fast der gesamte Hof, Dorian inbegriffen, trug Masken in unterschiedlichen Größen, Formen und Farben – manche ganz schlicht, andere kunstvoll gefertigt und Tieren nachempfunden. Nehemia saß immer noch nebender Königin. Sie trug eine türkis-goldene Maske mit einem Lotusmotiv. Offenbar waren sie in ein höfliches Gespräch vertieft, und Nehemias Wachen, die neben den erhöht platzierten Thronsesseln standen, sahen schon gelangweilt aus.
Chaol hielt sich in ihrer Nähe, als sie im Gedränge eine leere Stelle fand und stehen blieb. Von hier konnte sie alles einsehen – den Thron, die Haupttreppe, die Tanzfläche …
Dorian tanzte mit einer zierlichen Brünetten mit unfassbar großen Brüsten, die er hin und wieder ungeniert anstarrte. Hatte er ihre Ankunft nicht bemerkt? Sogar Perrington hatte mitbekommen, wie Chaol sie in die Nische gezogen hatte. Zum Glück hatte der Captain sie geschickt wegbugsiert, bevor es zu einer Begegnung mit ihm kam.
Am anderen Ende des Raums entdeckte sie Nox, der ihren Blick erwiderte. Er flirtete mit einer jungen Frau mit einer Taubenmaske und hob sein Glas zum Gruß, bevor er sich wieder dem Mädchen zuwandte. Er trug eine blaue Maske, die nur seine Augen verbarg.
»Nun, versucht, nicht zu viel Spaß zu haben«, sagte Chaol neben ihr und verschränkte die Arme.
Ihre Verstimmung überspielend, verschränkte Celaena ebenfalls die Arme und begann mit ihrer Überwachung.
~
Eine Stunde später verfluchte sich Celaena für ihre eigene Dummheit. Nehemia saß immer noch bei der Königin und hatte nicht wieder in ihre Richtung geblickt. Wie hatte sie nur in Erwägung ziehen können, dass Nehemia – ausgerechnet Nehemia! – einen Anschlag plante?
Unter der Maske brannte ihr
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