Throne of Glass – Die Erwählte
an der Schulter, am Arm, an den Rippen …
»Steh auf« , flüsterte Elena noch einmal. Dann war sie fort. Die Welt war wieder da.
Cain war schon nah, nicht die Spur eines Schattens um ihn herum. Celaena hob die Hand mit dem zersplitterten Überrest des Stocks. Ihr Blick wurde klar.
Zitternd kämpfte sie sich in eine aufrechte Position.
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I hr rechtes Bein konnte Celaena kaum belasten, aber sie biss die Zähne zusammen und stellte sich gerade hin. Als Cain vor ihr stehen blieb, drückte sie die Schultern nach hinten.
Der Wind liebkoste ihr Gesicht, löste ihren Zopf und ließ ihr Haar hinter ihr flattern wie ein goldenes Tuch. Ich werde keine Angst haben . Auf ihrer Stirn glühte ein Zeichen aus blendend blauem Licht.
»Was hast du da im Gesicht?«, fragte Cain. Der König erhob sich mit zusammengekniffenen Brauen und auch Nehemia schnappte nach Luft.
Mit dem schmerzenden, fast unbrauchbaren Arm wischte Celaena sich das Blut von den Lippen. Cain holte knurrend mit seinem Schwert aus und zielte auf ihren Hals, um ihr den Kopf abzuschlagen.
Doch Celaena schnellte vor wie ein Pfeil der Göttin Deanna.
Entsetzt riss Cain die Augen auf, als sie das zersplitterte Ende des Kampfstocks in seine rechte Seite rammte, genau dort, wo er Chaol zufolge seine Deckung vernachlässigen würde.
Blut spritzte ihr über die Hände, als sie das Holz wieder herauszog. Cain taumelte und hielt sich die Rippen.
Vergessen waren Schmerzen und Angst und der Tyrann, der mit dunklen Augen das glühende Zeichen auf ihrer Stirn anstarrte. Beim Zurückspringen schlitzte sie Cain mit dem zersplitterten Stockendeden Arm auf, durchdrang seine Muskeln und Sehnen. Er schlug mit dem anderen Arm nach ihr, doch sie wich geschickt aus und zerfetzte auch diesen Arm.
Er warf sich auf sie, aber sie sprang blitzschnell zur Seite. Cain schlug auf dem Boden auf. Sie trat ihm hart in den Rücken, und kaum hatte er den Kopf gehoben, hatte sie ihm das messerscharfe Stockende schon an die Kehle gepresst.
»Eine Bewegung und ich schlitze dir den Hals auf«, sagte sie. Bei jedem Wort schmerzte ihr Kiefer.
Cain lag reglos da, und sie hätte schwören können, dass seine Augen eine Sekunde lang wie Kohlen glühten. Sie war kurz davor, ihn gleich hier zu töten. Er sollte niemandem erzählen, was er über sie, ihre Eltern und die Macht der Wyrdzeichen wusste. Wenn der König irgendetwas davon erführe … Celaenas Hand zitterte vor Anstrengung, ihm das zersplitterte Holz nicht in den Hals zu jagen, dann hob sie ihr zerschundenes Gesicht und blickte zum König.
Die Ratsherren fingen nervös an zu klatschen. Keiner von ihnen hatte das Spektakel mitbekommen. Keiner hatte die Schatten im tosenden Sturmwind gesehen. Der König musterte sie von Kopf bis Fuß und Celaena zwang sich, aufrecht stehen zu bleiben, während er sein Urteil fällte. Jede Sekunde des Schweigens fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Überlegte er, ob ihm noch irgendein Ausweg blieb? Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff der König das Wort.
»Der Champion meines Sohnes ist der Sieger«, brummte er. Der Boden unter Celaenas Füßen geriet in Bewegung.
Sie hatte gewonnen. Sie hatte gewonnen. Sie war frei – oder jedenfalls so nah dran, wie es nur möglich war. Sie würde der Champion des Königs werden und danach wäre sie frei …
All das brach mit Gewalt über sie herein und sie ließ das blutige Stockende fallen, als sie den Fuß von Cains Rücken nahm. Sie humpeltedavon, atmete stoßweise ein und aus. Sie war gerettet worden. Elena hatte sie gerettet. Und sie hatte … sie hatte gewonnen.
Nehemia stand noch genau da, wo sie die ganze Zeit gestanden hatte, und lächelte schwach, aber plötzlich …
Die Prinzessin brach zusammen und ihre Leibwachen eilten zu ihr. Celaena eilte auf ihre Freundin zu, aber auch ihre Beine gaben nach und sie sank auf die Steinplatten. Wie aus einem Zauber erwacht, rannte Dorian zu ihr, warf sich neben ihr auf die Knie und murmelte immer wieder ihren Namen.
Doch Celaena hörte ihn kaum. Als sie am Boden kauerte, strömten ihr heiße Tränen übers Gesicht. Sie hatte gesiegt. Trotz der Schmerzen fing sie an zu lachen.
~
Während die Assassinin mit gesenktem Kopf leise lachte, untersuchte Dorian ihren Körper. Der Schnitt in ihrem Oberschenkel blutete immer noch, ein Arm hing schlaff herab und Gesicht und Arme waren mit Schnitten und bereits sichtbaren Blutergüssen übersät. Cain stand mit wutentbranntem Gesicht nicht weit hinter ihr. Er
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