Throne of Glass – Die Erwählte
Assassinin …«, grübelte der König. »Sie hat beim Zweikampf eine ziemlich erbärmliche Figur abgegeben. Ich weiß nicht, ob ich eine flennende Frau als Champion gebrauchen kann, Gift hin oder her. Wenn sie wirklich gut wäre, hätte sie das Gift bemerkt, bevor sie es getrunken hat. Vielleicht sollte ich sie nach Endovier zurückschicken.«
Blitzschnell loderte Dorians Wut auf. »Du irrst dich«, fing er an, doch dann schüttelte er den Kopf. »Du wirst deine Meinung ohnehin nicht ändern, ich kann sagen, was ich will.«
»Warum sollte ich meine Meinung über eine Assassinin ändern? Sie ist ein Ungeheuer. Ich habe sie hierhergebracht, damit ich auf sie setzen kann, nicht damit sie sich in das Leben meines Sohnes und in die Angelegenheiten des Reichs einmischt.«
Dorian bleckte wütend die Zähne. Bisher hatte er nie gewagt, seinen Vater so anzusehen. Es gab ihm eine Art Hochgefühl. Als sein Vater sich langsam auf seinen Thron sinken ließ, fragte er sich, ob der König vielleicht allmählich ein ernsthaftes Problem in ihm sah. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass es ihm egal war. Vielleicht war es an der Zeit, die Autorität seines Vaters infrage zu stellen.
»Sie ist kein Ungeheuer«, widersprach er. »Sie hat getan, was sie tun musste, um zu überleben.«
»Überleben? Hat sie dir diese Lüge erzählt? Um zu überleben, hätte sie alles Mögliche tun können, aber sie hat sich bewusst fürs Töten entschieden. Sie hatte Freude am Töten. Sie hat dich um den Finger gewickelt, nicht wahr? Oh, sie ist klug! Wäre sie als Mann geboren, wäre ein brillanter Politiker aus ihr geworden!«
Ein tiefer Laut kam aus Dorians Kehle. »Du weißt nicht, was du sagst. Sie bedeutet mir nichts.«
Aber dieser eine Satz war ein Fehler, und Dorian wusste sofort, dass sein Vater seine neue Schwachstelle gefunden hatte: die überwältigende Angst, dass man ihm Celaena wegnehmen könnte. Er ließ seine Arme mutlos nach unten sinken.
Der König von Adarlan sah den Kronprinzen an. »Ich schicke ihr den Vertrag, sobald ich dazu komme. Bis dahin solltest du tunlichst kein Wort darüber verlieren, Junge.«
Dorian erstickte fast an seiner kalten Wut. Dennoch erschien ein Bild vor seinem inneren Auge: Nehemia, die Celaena vor dem Zweikampf ihren Stock übergab. Nehemia war nicht dumm, sie wusste so gut wie er, dass Symbole eine besondere Macht hatten. Auch wenn Celaena der Champion seines Vaters werden sollte, hatte sie den Titel doch mit einer Waffe aus Eyllwe errungen. Und obwohl Nehemia ein Spiel spielte, das sie niemals gewinnen konnte, bewunderte er die Prinzessin insgeheim dafür, dass sie es überhaupt versuchte.
Vielleicht würde er eines Tages den Mut aufbringen, Gerechtigkeit für das zu fordern, was sein Vater den Rebellen in Eyllwe angetan hatte. Heute nicht. Noch nicht. Aber vielleicht konnte er einen Anfang machen.
Er sah also seinem Vater ins Gesicht und sagte mit hoch erhobenem Kopf: »Perrington möchte Nehemia als eine Art Geisel benutzen, um die Aufständischen in Eyllwe zum Gehorsam zu zwingen.«
Sein Vater legte den Kopf schief. »Wirklich? Eine interessante Idee. Bist du einverstanden?«
Obwohl Dorians Handflächen schweißnass waren, zwang er sich zu einem neutralen Gesichtsausdruck. »Nein, bin ich nicht. Ich glaube, das haben wir nicht nötig.«
»Ach nein? Weißt du, wie viele Soldaten und Vorräte ich wegen dieser Aufständischen verloren habe?«
»Das weiß ich, aber Nehemia dafür zu benutzen ist zu riskant. Es könnte den Aufständischen dazu verhelfen, in anderen Königreichen Verbündete zu finden. Und Nehemia wird von ihrem Volk geliebt. Wenn du dir um Soldaten und Vorräte Sorgen machst – du würdest viel mehr verlieren, wenn Perringtons Plan in Eyllwe einen allgemeinen Aufstand auslöst. Wir sollten lieber versuchen, Nehemia für uns zu gewinnen und gemeinsam mit ihr die Aufständischen zum Rückzug zu bewegen. Wenn wir sie als Geisel nehmen, wird das niemals geschehen.«
Schweigen trat ein und Dorian tat alles, um Ruhe zu bewahren, während sein Vater ihn aufmerksam betrachtete. Jeder Herzschlag fühlte sich an, als würde sein Körper von einem Hammer getroffen.
Schließlich nickte der König. »Ich werde also Perrington befehlen, seinen Plan aufzugeben.«
Vor Erleichterung wäre Dorian beinahe zusammengesackt, aberer ließ sich nichts anmerken und sagte mit fester Stimme: »Danke, dass du mich angehört hast.«
Sein Vater erwiderte nichts. Ohne auf seine Entlassung zu
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