Throne of Glass – Die Erwählte
wirken!«
Als Kaltain sich aufrichtete, sahen der König und Perrington sie an und die Ratsherren warfen sich Blicke zu. Dann stand der Herzog langsam von seinem Stuhl auf. »Was habt Ihr da in der Hand?«, fragte er eine Idee zu laut.
»Ihr wisst genau, was das ist!«, schäumte sie und versuchte zu flüstern, selbst als der Schmerz in ihrem Kopf zu einem donnernden Brüllen anschwoll. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, sondern nur auf die Wut in ihrem Inneren reagieren. »Das verdammte Gift, das ich ihr gegeben habe«, murmelte sie so leise, dass nur Perrington sie hören konnte.
»Gift?«, fragte Perrington laut und Kaltain riss die Augen auf. »Ihr habt sie vergiftet? Warum habt Ihr das getan?« Er gab drei königlichen Leibgardisten ein Zeichen.
Warum sagte der König nichts? Warum kam er ihr nicht zu Hilfe? Perrington hatte ihr das Gift schließlich auf Befehl Seiner Majestät besorgt. Die Ratsherren sahen sie anklagend an und tuschelten miteinander.
»Ihr habt es mir doch selbst gegeben!«, sagte sie zum Herzog.
Perringtons kupferrote Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was wollt Ihr damit sagen?«
Kaltain fuhr ihn an: »Ihr hinterhältiger Hurensohn!«
»Nehmt sie in Gewahrsam«, sagte der Herzog so ausdruckslos und ruhig, als wäre sie nur eine hysterische Dienerin. Als wäre sie ein Niemand.
»Ich habe Euch ja gesagt«, flüsterte er dem König ins Ohr, »dass sie alles tun würde, um an die Kro…« Mehr konnte sie nicht hören, denn man zerrte sie weg. Da war nichts im Gesicht des Herzogs, nicht die geringste Gefühlsregung. Er hatte sie zum Narren gehalten.
Kaltain wehrte sich gegen die Wachen. »Eure Majestät, bitte ! Seine Durchlaucht sagte, dass Ihr selbst …«
Der Herzog sah einfach in eine andere Richtung.
»Ich bringe Euch um!«, schrie sie Perrington an. Sie blickte flehentlich zum König, aber auch der zog das Gesicht in widerwillige Falten und wandte sich ab. Er würde ihr nicht zuhören, auch wenn sie die Wahrheit sprach. Perrington hatte das viel zu gut geplant. Und sie hatte ihm direkt in die Hände gearbeitet. Er hatte den liebestrunkenen Tölpel nur gespielt, um ihr einen Dolch in den Rücken zu stoßen.
Kaltain schlug und trat nach den Wachen, aber der Tisch des Königs wurde immer kleiner. Als sie die Schlosstür erreicht hatte, sah der Herzog ihr grinsend nach und all ihre Träume zerbarsten.
51
A m nächsten Morgen hielt Dorian das Kinn hoch, als sein Vater ihn ansah. Obwohl Sekunde um Sekunde wortlos verstrich, senkte er den Blick nicht. Nachdem sein Vater so lange tatenlos zugesehen hatte, wie Cain sein übles Spiel mit Celaena trieb, obwohl man sie offensichtlich vergiftet hatte … Es war ein Wunder, dass Dorian ihn noch nicht angeschrien hatte, aber es gab zu viel, was er mit seinem Vater besprechen wollte.
»Nun?«, fragte der König schließlich.
»Ich möchte wissen, was mit Chaol geschieht. Wegen Cain.«
Die schwarzen Augen seines Vaters funkelten. »Was, glaubst du, sollte mit ihm geschehen?«
»Nichts«, antwortete Dorian. »Er hat ihn getötet, um Cel… um die Assassinin zu schützen.«
»Du glaubst also, das Leben einer Assassinin ist mehr wert als das eines Soldaten?«
Dorians saphirblaue Augen verdüsterten sich. »Nein, aber es war auch nicht besonders ehrenvoll, sie nach ihrem Sieg hinterrücks erstechen zu wollen.« Und sollte er je herausfinden, dass Perrington und sein Vater es gutgeheißen hatten, dass Kaltain sie vergiftet hatte, oder sogar etwas damit zu tun hatten … Dorian ballte die Hände zu Fäusten.
»Ehrenvoll?« Der König von Adarlan strich sich über den Bart. »Und würdest du auch mich umbringen lassen, wenn ich sie in dieser Weise zu töten versucht hätte?«
»Du bist mein Vater«, gab Dorian vorsichtig zurück. »Ich würde darauf vertrauen, dass deine Entscheidung richtig ist.«
»Du bist wirklich ein abgefeimter Lügner! Fast so gut wie Perrington.«
»Du wirst Chaol also nicht bestrafen?«
»Ich sehe keinen Grund, auf einen so tüchtigen Captain der Garde zu verzichten.«
Dorian seufzte. »Danke, Vater.« Die Dankbarkeit in seinen Augen war echt.
»Ist noch etwas?«, fragte der König.
»Ich …« Dorian sah aus dem Fenster und dann wieder zu seinem Vater. Erneut nahm er seinen ganzen Mut zusammen für den zweiten Grund, weshalb er gekommen war. »Ich will wissen, was du mit der Assassinin vorhast«, sagte er, und sein Vater lächelte in einer Weise, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
»Die
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