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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maas
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nächsten Pfeil einlegte und auf die zweite Scheibe schoss. Sie zielte auf den Rand des innersten Rings, den sie mit tödlicher Präzision traf. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie den ganzen Ring mit Pfeilen nachzeichnen können. Und wenn sie genug Munition gehabt hätte.
    Bei der dritten Zielscheibe traf sie wieder ins Zentrum – sie war in der Mitte gelandet, obwohl sie auf den Rand zum inneren Kreis gezielt hatte. Dasselbe tat sie bei der vierten Scheibe, allerdings auf die gegenüberliegende Seite. Genau dort traf der Pfeil sein Ziel.
    Als sie nach ihrem letzten Pfeil griff, hörte sie einen der anderen Teilnehmer, einen rothaarigen Söldner namens Renault, kichern. Sie umklammerte den Bogen so fest, dass das Holz ächzte, und setzte zu ihrem letzten Schuss an.
    Die Zielscheibe war wenig mehr als ein Farbklecks, ihr Zentrum in der Ferne nur ein Sandkorn in der Weite des Raums. Sie konnte den schwarzen Punkt in ihrer Mitte nicht sehen – den Punkt, den bis jetzt noch niemand getroffen hatte, nicht einmal Cain. CelaenasArm zitterte vor Anstrengung, als sie die Sehne ein Stück weiter zurückzog und abschoss.
    Der Pfeil traf exakt in die Mitte und radierte den schwarzen Punkt aus. Das Lachen verstummte.
    Niemand sagte etwas, als sie von der weißen Linie zurücktrat und ihren Bogen auf den Tisch warf. Chaol sah sie nur böse an – offenbar war sie nicht unauffällig genug gewesen –, Dorian jedoch lächelte. Sie hole tief Luft und stellte sich zu den Wettkämpfern, die auf das Ende der Prüfung warteten, hielt aber einen sicheren Abstand ein.
    Als ihre Ergebnisse von Brullo persönlich verglichen wurden, schied schließlich nicht der junge Pelor aus, sondern einer der Soldaten. Aber obwohl Celaena nun alles andere als verloren hatte, wurde sie das unerträgliche – absolut unerträgliche  – Gefühl nicht los, dass sie eigentlich überhaupt nichts gewonnen hatte.

16
    O bwohl Celaena ihren Atem zu steuern versuchte, rang sie nach Luft, als sie neben Chaol durch den Wildpark lief. Falls es ihn auch anstrengte, war es ihm nicht anzumerken, außer an dem Schweißfilm auf seinem Gesicht und den feuchten Stellen auf seinem weißen Hemd.
    Sie liefen auf einen Hügel zu, dessen Gipfel sich noch im Morgennebel verbarg. Beim Anblick der Steigung bekam Celaena weiche Knie und das Frühstück kam ihr hoch. Sie gab ein lautes Keuchen von sich, um Chaol auf sich aufmerksam zu machen, bevor sie langsamer wurde und anhielt, und stützte sich mit den Händen an einem Baumstamm ab.
    Schaudernd schnappte sie nach Luft und hielt sich am Baum fest, als sie sich übergab. Sie hasste die Wärme der Tränen, die aus ihren Augen rannen, konnte sie aber nicht wegwischen, als sie wieder würgte. Chaol stand in der Nähe und sah nur zu. Sie legte die Stirn an den Oberarm und zwang sich, ruhiger zu atmen und ihren Körper zu entspannen. Seit der ersten Ausscheidungsrunde waren drei Tage vergangen, zehn seit ihrer Ankunft in Rifthold und sie war immer noch überhaupt nicht in Form. Die nächste Prüfung sollte in vier Tagen stattfinden, und obwohl das Training ganz normal weiterging, stand sie jetzt immer ein bisschen früher auf als sonst.Auf keinen Fall würde sie gegen Cain oder Renault oder sonst jemanden verlieren.
    »Fertig?«, fragte Chaol. Sie hob den Kopf, um ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, aber alles drehte sich und zog sie nach unten und sie erbrach erneut. »Ich habe Euch ja vorhin gesagt, Ihr sollt nichts essen.«
    »Seid Ihr fertig mit Eurem überheblichen Geschwätz?«
    »Seid Ihr fertig damit, Euch die Seele aus dem Leib zu kotzen?«
    »Fürs Erste schon«, fauchte sie. »Nächstes Mal bin ich vielleicht nicht so höflich und kotze stattdessen Euch voll.«
    »Wenn Ihr mich trefft«, gab er mit einem schiefen Lächeln zurück.
    Sie wollte ihm das Grinsen aus dem Gesicht boxen, aber als sie einen Schritt machte, gaben ihre Knie nach, also legte sie die Hände wieder an den Baum und wartete auf den nächsten Würgereiz. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er auf ihren Rücken starrte, den man durch ihr feuchtes weißes Unterhemd zu großen Teilen sehen konnte. Sie richtete sich auf. »Macht es Euch Spaß, Euch meine Narben anzusehen?«
    Er kaute an seiner Unterlippe. »Von wann stammen die?«
    Celaena wusste, dass er die drei breiten Linien meinte, die ihren Rücken hinunterliefen. »Was glaubt Ihr?«, fragte sie. Er blieb stumm und sie sah in das Blätterdach über ihnen. Eine Morgenbrise ließ alle Blätter

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