Throne of Glass – Die Erwählte
versprochen.«
Sie verzog einen Mundwinkel und sah auf den Tisch. Was konnte eine Frage schon schaden? Sie konnte sich immer noch weigern zu antworten. »Na schön.«
Er grinste. »Ich brauche einen Moment, um mir was Gutes zu überlegen.« Sie verdrehte die Augen, setzte sich aber wieder. Nach ein paar Sekunden fragte er: »Warum mögt Ihr Musik so sehr?«
Mürrisch verzog sie das Gesicht. »Ihr habt doch gesagt, nicht zu privat!«
»Ist das denn wirklich so persönlich? Welchen Unterschied macht es zu der Frage, warum Ihr gerne lest?«
»Nein, nein. Die Frage ist schon in Ordnung.« Sie atmete hörbar aus und starrte auf den Tisch. »Ich mag Musik«, sagte sie langsam, »denn wenn ich sie höre, dann … dann verliere ich mich in mir selbst, wenn Ihr wisst, was ich meine. Ich werde leer und gleichzeitig voll und kann fühlen, wie die ganze Welt um mich herum in Aufruhr gerät. Wenn ich spiele, dann … mache ich ausnahmsweise einmal nichts kaputt. Dann erschaffe ich etwas.« Sie knabberte auf ihrer Lippe herum. »Früher wollte ich Heilerin werden. Damals, als ich …Damals, vor meinem jetzigen Beruf, als ich so jung war, dass ich mich eigentlich nicht daran erinnern kann, wollte ich Heilerin werden.« Sie zuckte mit den Schultern. »Musik erinnert mich an dieses Gefühl.« Sie lachte leise. »Das habe ich noch nie jemandem erzählt«, gestand sie. Dann sah sie sein Lächeln. »Macht Euch nicht lustig über mich.«
Er schüttelte den Kopf, löschte das Lächeln von seinen Lippen. »Ich mache mich nicht lustig über Euch – ich bin es nur nicht …«
»… nicht gewohnt, dass jemand aus tiefstem Herzen spricht?«
»Ehrlich gesagt, ja.«
Sie lächelte schwach. »Jetzt bin ich an der Reihe. Gibt es irgendwelche Einschränkungen?«
»Nein.« Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich bin nicht annähernd so empfindlich wie Ihr.«
Sie legte die Stirn in Falten, während sie sich die Frage überlegte. »Warum seid Ihr noch nicht verheiratet?«
»Verheiratet? Ich bin neunzehn!«
»Schon, aber Ihr seid der Kronprinz.«
Er verschränkte die Arme. Sie versuchte, nicht auf die Muskeln zu achten, die sich direkt unter dem Stoff seines Hemdes abzeichneten. »Stellt eine andere Frage.«
»Ich will Eure Antwort hören – sie ist sicher interessant, wenn Ihr so allergisch reagiert.«
Er sah durchs Fenster auf den Schnee, der draußen durch die Luft wirbelte. »Ich bin nicht verheiratet«, sagte er sanft, »weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, mich an eine Frau zu binden, die mir an Verstand und Geist unterlegen ist. Es würde den Tod meiner Seele bedeuten.«
»Eine Eheschließung ist ein rechtlicher Vertrag, nichts Heiliges. Als Kronprinz solltet Ihr so weltfremde Ansichten ablegen. Und wenn man Euch befiehlt, um eines Bündnisses willen zu heiraten?Würdet Ihr wegen Eurer romantischen Ideale einen Krieg anfangen?«
»Darum geht es nicht.«
»Nein? Euer Vater würde nicht von Euch verlangen, eine Prinzessin zu heiraten, um sein Reich zu stärken?«
»Mein Vater hat eine Armee, die das für ihn übernimmt.«
»Ihr könntet problemlos eine Frau nebenher lieben. Nur weil man heiratet, heißt das nicht, dass man niemand anderen mehr lieben kann.«
Dorians saphirblaue Augen funkelten. »Man heiratet den Menschen, den man liebt – und keinen anderen!«, rief er aus. Sie lachte. »Ihr macht Euch über mich lustig! Ihr lacht mir ins Gesicht!«
»Für so alberne Vorstellungen verdient Ihr es, ausgelacht zu werden! Ich habe aus dem Herzen gesprochen; Ihr sprecht nur aus Egoismus.«
»Ihr urteilt bemerkenswert schnell.«
»Wozu hat man einen Verstand, wenn man ihn nicht dazu benutzt, sich Urteile zu bilden?«
»Wozu hat man ein Herz, wenn man es nicht dazu benutzt, andere von den strengen Urteilen Eures Verstandes zu verschonen?«
»Gut gesprochen, Hoheit!« Sie erntete einen empörten Blick. »Kommt schon. Habe ich Euch so sehr gekränkt?«
»Ihr habt versucht, meine Träume und Ideale zu zerstören. Das besorgt meine Mutter schon gründlich genug. Ihr seid einfach grausam.«
»Ich bin pragmatisch. Das ist ein Unterschied. Und Ihr seid der Kronprinz von Adarlan. In Eurer Position habt Ihr die Möglichkeit, Erilea zum Besseren zu verändern. Ihr könntet helfen, eine Welt zu schaffen, in der man für ein glückliches Ende nicht unbedingt wahre Liebe braucht.«
»Und was für eine Welt würde ich dafür erschaffen müssen?«
»Eine Welt, in der die Menschen sich selbst regieren.«
»Ihr
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