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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Kopf und atmete scharf ein. Ihr Unterkiefer schob sich vor. Nora konnte an ihrem Gesicht erkennen, wie sich in ihren Gedanken langsam ein Entschluss formte. »Nein«, murmelte sie.
    Sloane sah ihr unverwandt in die Augen.
    »Nein!«, wiederholte Nora mit lauterer Stimme und trat einen Schritt zurück in die Dunkelheit.
    Langsam und zögernd glitt Sloanes Hand zu der Waffe hinab.
    Unvermittelt schaltete Nora die Taschenlampe aus und stürzte davon.
    Das Lager war etwa hundert Meter entfernt, bot aber keinen Schutz, und der Weg zur Strickleiter war durch Sloane blockiert. Auf die andere Seite des Tales konnte Nora aber auch nicht gelangen, denn dazu hätte sie durch den Hochwasser führenden Fluss schwimmen müssen. Es blieb ihr also nur noch eine einzige Möglichkeit offen: Sie musste sich am anderen Ende des Tales verstecken.
    Beim Rennen schössen Nora die Gedanken nur so durch den Kopf. Sloane, das war ihr klar, konnte nicht verlieren. Sie hatte verhindert, dass sie Quivira verlassen musste, ohne das Kiva vorher geöffnet zu haben. Und jetzt würde sie auch verhindern, dass Nora sie in Schimpf und Schande zurück in die Zivilisation brachte, wo sie eine Anklage wegen Mordes erwartete. Wieso habe ich sie nur so provoziert?, fragte sich Nora voller Wut auf sich selbst. Wie konnte ich bloß so blöd sein? Sie hatte, indem sie Sloane auf ihre düstere Zukunft aufmerksam gemacht hatte, praktisch ihr eigenes Todesurteil unterschrieben.
    So rasch es ihr in der Dunkelheit möglich war, hastete Nora am Rand der Klippe entlang auf den Felsrutsch am Ende des Tales zu. Immer wieder zuckten Blitze über den Himmel und beleuchteten für Sekundenbruchteile ihren Weg. Als sie an dem Geröllhang angelangt war, kletterte sie ihn hinauf und suchte zwischen den Felsblöcken nach einem Versteck. Dabei wagte sie es nicht, die Taschenlampe einzuschalten. Auf halber Höhe den Hang hinauf fand sie, wonach sie gesucht hatte: ein schmales Loch, das gerade groß genug war, um einen menschlichen Körper aufzunehmen. Sie kroch hinein, so tiefes ging, und kauerte sich nach Atem ringend in der Dunkelheit zusammen.
    Von Verzweiflung und Frustration geschüttelt, versuchte sie etwas Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Ihr Versteck war nur eine Notlösung, denn über kurz oder lang würde Sloane sie hier finden.
    Dann wanderten ihre Gedanken weiter zu Smithback, der im Sanitätszelt lag und schlief. Vor Wut ballte Nora ihre Hände zu Fäusten. Bill war Sloane schutzlos ausgeliefert. Andererseits wusste sie ja nicht, dass er dort war. Und selbst wenn sie ihn fände, weshalb sollte sie ihn dann töten? Nora musste sich an dieser Hoffnung festhalten, zumindest so lange, bis ihr ein Weg einfiel, wie sie Sloane Einhalt gebieten konnte.
    Und es musste einen solchen Weg geben. Irgendwo da draußen waren schließlich noch Swire und Bonarotti. Oder waren die womöglich auch an der Verschwörung gegen sie beteiligt? Nora schüttelte den Kopf und beschloss, diesen Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
    Sich später ins Lager zu schleichen und zusammen mit Smithback zu fliehen erschien ihr unmöglich. Erstens hätte sie dazu abwarten müssen, bis Sloane nicht mehr bei den Zelten war, und das konnte Stunden dauern. Außerdem war Smithback in seinem geschwächten Zustand nicht in der Lage, hinauf bis zum Canon-Rand zu klettern. Während Nora so in der Finsternis dahockte und ihre Alternativen durchging, wurde ihr mit einem Schlag klar, dass es gar keine gab.

 
60
    J ohn Beiyoodzin ging zu Fuß über das Felsplateau oberhalb des Tales von Quivira. Ein kleineres Gewitter zog gerade unmittelbar über seinen Kopf hinweg und verfinsterte den Abendhimmel noch zusätzlich. Der bucklige Fels war glatt und schlüpfrig vom Regen, so dass Beiyoodzin Acht geben musste, um nicht auszurutschen. Seine alten Beine taten ihm weh, und er vermisste sein Pferd, das er unten im Tal von Chiibah hatte lassen müssen. Der Priesterpfad war für Pferde nicht passierbar.
    Die nur in unregelmäßigen Abständen vorhandenen Wegmarkierungen waren in der Dunkelheit nicht leicht zu erkennen. Nur hier und da wies eine kleine, verfallene Steinpyramide auf den weiteren Verlauf hin. Beiyoodzin musste sein ganzes Können aufbieten, um sie zu entdecken, denn seine Augen waren nicht mehr so gut wie früher. Und er wusste, dass der schwierigste Teil der Strecke noch vor ihm lag: der anstrengende, gefährliche Abstieg in den engen Slot-Canon jenseits des Tales.
    Beiyoodzin zog sich seinen regenfeuchten

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