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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ein paar schwankende Schritte auf sie zu. Dann griff er nach einer der Schalen, zog eine Kette mit golden schimmernden Tonperlen daraus hervor und hielt sie Sloane vor die Nase. »Keramik«, sagte er enttäuscht.
    »Ja, Aaron, Keramik«, entgegnete Sloane. »Ist das nicht wunderbar? Diese Schwarz-auf-gelb-Goldglimmerkeramik hat uns Archäologen hundert Jahre lang nichts als Rätsel aufgegeben.«
    Black starrte auf die Kette und blinzelte, als würde er sie gar nicht richtig wahrnehmen. Dann hob er sie langsam in die Höhe und legte sie Sloane mit zitternden Händen um den Hals. »Gold«, krächzte er und schwankte immer mehr. »Ich hätte dich so gerne mit Gold geschmückt.«
    »Aber Aaron, begreifst du denn nicht«, sagte Sloane mit Nachdruck. »Das hier ist doch viel mehr wert als Gold! Diese Keramik ist eine Sensation, ein Fund, wie man ihn...«
    Sie verstummte abrupt. Blacks Gesicht verzerrte sich zu einer grauenhaften Grimasse, während er sich die Hände an die Schläfen presste. Sloane wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Blacks Beine begannen unkontrolliert zu zucken, und er taumelte rückwärts an die Innenwand des Kivas, von wo er langsam hinab auf die Steinbank rutschte.
    »Aaron, du bist krank«, sagte Sloane, die spürte, wie sich auf einmal aufkeimende Panik in ihren Triumph mischte. Das darf doch nicht wahr sein, dachte sie. Nicht jetzt.
    Black gab keine Antwort. Er versuchte sich mit den Armen an der Bank abzustützen, um wieder auf die Beine zu kommen. Dabei warf er einige Gefäße zu Boden, die zerbrachen.
    Sloane trat energisch auf ihn zu und packte in bei der Hand. »Aaron, hör mir zu. Ich gehe jetzt hinunter ins Sanitätszelt und hole dir ein Medikament. Du wartest hier so lange auf mich. Mach dir keine Sorgen, ich bin gleich wieder da.«
    Sloane eilte zu dem Loch in der Wand und kletterte aus dem Kiva. Draußen klopfte sie sich den Staub von der Hose und hetzte im Laufschritt zum Ausgang der Höhle, wo sie durch den Tunnel hinaus in die stille Stadt krabbelte.

 
59
    N ora kniete sich neben Smithback und steckte die Taschenlampe, die sie aus einem der Packsäcke geholt hatte, in ihre hintere Hosentasche. Dann reichte sie dem Journalisten eine Tasse heiße Fleischsuppe, die sie ihm draußen vor dem Zelt auf einem kleinen Gaskocher zubereitet hatte. Nachdem Smithback die Suppe getrunken hatte, half Nora ihm beim Hinlegen, machte seinen Schlafsack zu und breitete noch eine Wolldecke über ihn, damit ihm auch wirklich warm wurde. Zuvor hatte sie ihm die nassen Sachen aus- und trockene angezogen und dabei festgestellt, dass er langsam aus seinem Schockzustand herauskam. Trotzdem war es in Anbetracht des Regens, der immer noch heftig auf das Zelt trommelte, nicht ratsam, Smithback woanders hin zu bringen. Was er ihrer Meinung nach jetzt am meisten brauchte, war Schlaf. Sie warf einen Blick auf die Armbanduhr, die jemand an die Firststange des Zeltes gehängt hatte. Es war kurz nach neun Uhr abends. Nora wunderte sich, warum noch niemand von den anderen ins Lager zurückgekehrt war.
    Sie dachte wieder an die Sturzflut. Die Gewitterfront, die sie verursacht hatte, musste riesengroß und beängstigend gewesen sein. Es war kaum zu glauben, dass jemandem, der oben am Rand des Canons gestanden hatte, eine derartige Wolkenwand entgangen sein konnte...
    Sie richtete sich rasch auf. Smithback sah sie mit einem matten Lächeln an. »Danke«, sagte er.
    »Versuch zu schlafen«, erwiderte sie. »Ich gehe hinauf in die Stadt.«
    Er nickte, und schon fielen ihm die Augen zu. Nora nahm die Taschenlampe und schlüpfte aus dem Zelt hinaus in die Dunkelheit. Dort knipste sie die Lampe an und folgte ihrem Schein bis ans untere Ende der Strickleiter. Ihr Körper tat ihr überall weh. Sie hatte sich noch nie in ihrem Leben so müde gefühlt. Teils war sie gespannt auf das, was sie oben in der Stadt vorfinden würde, teils hatte sie auch Angst davor. Aber jetzt, da sie Smithback versorgt hatte und wusste, dass ein Verlassen des Tales unmöglich war, blieb ihr als Leiterin der Expedition keine andere Wahl, als nachzusehen, was in Quivira los war.
    Die Regentropfen blitzten im gelblichen Strahl der Taschenlampe wie zuckende Lichtstreifen. Als Nora sich der Felswand näherte, sah sie, wie gerade jemand die letzten Sprossen der Leiter herabkletterte und in den Sand am Fuß der Klippe sprang. Die schlanke Silhouette und die anmutigen Bewegungen ließen keinen Zweifel, um wen es sich handelte.
    »Sind Sie das, Roscoe?«,

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