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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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wo sie sich wohl verstecken wollte. Mit der Hand am Griff der Pistole schaute Sloane ihr nach, aber sie zog die Waffe nicht und machte auch keine Anstalten, Nora zu verfolgen.
    Unschlüssig blieb sie stehen. Der Schock, Nora lebendig vor sich zu sehen, war langsam verebbt und hatte in ihrem Kopf ein wildes Durcheinander hinterlassen. Nora hatte sie des Mordes bezichtigt. Des Mordes! Sloane selbst sah sich nicht als Mörderin. Als sie sich Noras Worte noch einmal ins Gedächtnis rief, spürte sie, wie kalte Wut in ihr aufzusteigen begann. Nora hatte sie nach dem Wetterbericht gefragt - und sie hatte ihn wortwörtlich wiedergegeben. Wenn Nora bloß nicht so stur gewesen wäre, wenn sie nicht darauf beharrt hätte, das Tal zu verlassen...
    Sloane atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Sie musste gut nachdenken und dann sorgsam und entschlossen handeln. Sie wusste, dass Nora keine Waffe hatte und damit keine akute Bedrohung darstellte. Ganz anders würde die Sache freilich aussehen, wenn sie irgendwo in der Dunkelheit Swire oder Bonarotti über den Weg liefe.
    Sloane fuhr sich mit dem Handrücken über die vom Regen feuchte Stirn. Wo steckten Swire und Bonarotti überhaupt? Sie waren weder in der Stadt noch im Lager. Bestimmt standen sie nicht irgendwo in der Dunkelheit herum und ließen sich vom Regen durchnässen. So etwas tat nicht einmal ein Dickkopf wie Swire.
    Sloanes Gedanken wanderten zurück zu dem wunderbaren Fund, den sie soeben gemacht hatte und der selbst die Entdeckung von Quivira noch in den Schatten stellte. Wenn es nach Nora gegangen wäre, hätte sie die herrliche Keramik in dem Sonnen-Kiva niemals zu Gesicht bekommen. Allein der Gedanke stachelte Sloanes Wut an. Trotz Noras Störfeuer war alles besser gelaufen, als sie es je zu hoffen gewagt hatte. Alles, was sie sich je erträumt hatte, war da oben in diesem Kiva und wartete nur darauf, dass Sloane es als ihre ganz persönliche Entdeckung der Welt präsentierte. Die meiste Arbeit war getan. Black war ihr vollkommen ergeben, und Bonarotti und selbst Swire würden sich auf ihre Seite ziehen lassen. Fast erstaunt wurde sich Sloane auf einmal bewusst, das alles schon viel zu weit fortgeschritten war, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Nun, da Aragon und Smithback tot waren, blieb als Einzige Nora Kelly, die ihr noch im Weg stand.
    Aus der Dunkelheit hörte sie auf einmal ein leises Husten. Sie wirbelte herum und zog instinktiv die Pistole. Das Geräusch war aus der Richtung des Sanitätszeltes gekommen.
    Während Sloane vorsichtig auf das Zelt zuging, holte sie ihre Taschenlampe aus der Hosentasche. Sie deckte den Strahl mit der Hand ab und schaltete sie an. Am Eingang des Zeltes blieb sie stehen und überlegte. Es musste Swire oder Bonarotti sein, denn sonst war ja niemand mehr im Tal. Hatten sie die Unterhaltung zwischen ihr und Nora mitbekommen? Ein panikartiges Gefühl wallte kurz in ihr auf, dann duckte sie sich und kroch mit gezogener Waffe in das Zelt.
    Zu ihrer grenzenlosen Überraschung fand sie dort Bill Smithback vor, der unter einer Decke lag und schlief. Eine Weile starrte sie den Journalisten schweigend an, bis sie endlich begriff, was Sache war. Nora hatte nur von Aragons Tod gesprochen. Offenbar war es nicht nur ihr, sondern auch Smithback irgendwie gelungen, die Sturzflut lebend zu überstehen.
    Sloane kniete nieder und ließ die Taschenlampe fallen. Das war nicht fair. Bisher war alles so gut gelaufen. Vielleicht hätte sie sogar einen Weg gefunden, mit Nora fertig zu werden, aber jetzt, da auch Smithback am Leben war...
    Der Journalist schlug die Augen auf und blinzelte. »Oh, hallo«, sagte er, während er den Kopf hob und vor Schmerz zusammenzuckte.
    Aber Sloane sah ihn nicht an.
    »Ich dachte, ich hätte jemanden rufen gehört«, sagte Smithback. »Oder habe ich das bloß geträumt?«
    Mit einer Bewegung ihrer Pistole brachte Sloane ihn zum Schweigen.
    Smithback blinzelte sie an. »Was wollen Sie mit der Waffe?«
    »Halten Sie den Mund!«, befahl Sloane. »Ich muss nachdenken.«
    »Wo ist Nora?«, fragte Smithback, dessen Gesicht sich argwöhnisch verfinsterte.
    »Ich schätze, sie hat sich beim Felssturz am Ende des Tales versteckt«, antwortete Sloane nach kurzem Zögern. In ihrem Kopf begann sich ein Plan zu formen.
    Smithback versuchte sich auf einen Ellenbogen zu stützen, sank aber wieder zurück in seinen Schlafsack. »Wieso versteckt sie sich? Was ist geschehen?«
    Sloane atmete tief ein. Ja, bestätigte sie sich

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