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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hörte sie Sloanes Stimme rufen.
    »Nein«, antwortete Nora. »Ich bin es!«
    Sloane erstarrte.
    Nora trat auf sie zu und leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. Was sie sah war nicht Erleichterung, sondern Schrecken und Verwirrung.
    »Sie!«, keuchte Sloane.
    Nora glaubte Bestürzung, ja sogar Verärgerung aus ihrer Stimme heraushören zu können. »Was geht hier vor?«, fragte sie, wobei sie versuchte, sich unter Kontrolle zu halten.
    »Wie sind Sie...«, setzte Sloane an.
    »Ich habe Ihnen eine Frage gestellt. Was geht hier vor?« Instinktiv trat Nora einen Schritt zurück. Und erst dann bemerkte sie die Kette, die Sloane um den Hals trug: Sie bestand aus dicken Tonperlen, die ganz offenbar aus der Zeit der Anasazi stammten und im Licht der Taschenlampe gelblich schimmerten - wie Goldglimmer.
    Als Nora die Kette sah, verwandelte sich ihre schwelende Befürchtung in grimmige Gewissheit. »Sie haben es getan, nicht wahr?«, flüsterte sie. »Sie haben das Kiva wirklich aufgebrochen.«
    »Ich...«, begann Sloane, doch ihr versagte die Stimme.
    »Sie haben gegen meine ausdrücklichen Anweisungen das Kiva geöffnet, Sloane«, wiederholte Nora. »Können Sie sich überhaupt vorstellen, was das Institut dazu sagen wird? Was Ihr Vater dazu sagen wird?«
    Sloane antwortete noch immer nicht. Sie schien wie vor den Kopf gestoßen, als ob sie Noras Anwesenheit weder begreifen noch akzeptieren könne. Sie sieht aus, als wäre ihr ein Geist erschienen, dachte Nora.
    Und dann wurde ihr schlagartig klar, dass es sich für Sloane auch genau so verhielt. »Sie haben wohl nicht damit gerechnet, mich jemals wieder lebend zu Gesicht zu bekommen, stimmt's?«, fragte sie mit ruhiger Stimme, obwohl sie am ganzen Körper zitterte.
    Immer noch stand Sloane wie angewurzelt vor ihr.
    »Es geht um den Wetterbericht, nicht wahr?«, sagte Nora. »Sie haben mir einen falschen Wetterbericht gegeben.«
    Auf einmal schüttelte Sloane heftig den Kopf. »Nein...«, stammelte sie.
    »Zwanzig Minuten nachdem Sie von oben zurück waren, rollte die Sturzflut heran«, schnitt Nora ihr das Wort ab. »Das Wasser kam vom Kaiparowits-Plateau, über dem eine gigantische Gewitterfront am Himmel gestanden haben muss. Und Sie haben sie gesehen.«
    »Sie können ja den Wetterbericht überprüfen, wenn wir zurückkommen. Bestimmt gibt es beim Sender ein Archiv...«
    Nora hörte kaum, was Sloane sagte, denn sie hatte auf einmal wieder Aragon vor Augen, wie ihn die Wassermassen an den Wänden des Slot-Cafions in Stücke rissen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie schließlich. »Ich glaube kaum, dass ich das tun werde. Ich werde mir stattdessen die Satellitenaufnahmen von heute Vormittag ansehen. Und ich weiß genau, was ich auf denen finden werde: einen gewaltigen Gewittersturm, der sich über dem Kaiparowits-Plateau zusammenbraut.«
    Als Sloane das hörte, wurde sie kreidebleich im Gesicht. Regentropfen liefen ihr über ihre hohen Backenknochen. »Nora, hören Sie mich an. Möglicherweise habe ich nicht in die richtige Richtung geschaut. Ich habe die Wolken nicht gesehen, das müssen Sie mir einfach glauben!«
    »Wo ist Black?«, fragte Nora unvermittelt.
    Sloane hielt inne. Die Frage schien sie zu erstaunen. »Oben in der Stadt«, antwortete sie.
    »Was meinen Sie, dass er sagen wird, wenn ich ihn zur Rede stelle? Er war schließlich mit Ihnen dort oben.«
    Sloanes Augenbrauen zogen sich zusammen. »Es geht ihm nicht gut und...«
    »Und Aragon ist tot«, unterbrach sie Nora, die den Zorn in ihrer Stimme kaum mehr verbergen konnte. »Sie wollten das Kiva aufbrechen, Sloane, und dazu war Ihnen jedes Mittel recht. Selbst wenn Sie dazu einen Mord begehen mussten!«
    Das hässliche Wort hing zwischen ihnen in der regenschweren Luft.
    »Sie werden ins Gefängnis müssen, Sloane«, sagte Nora. »Und sollten Sie jemals wieder herauskommen, dann werden Sie nie wieder Arbeit als Archäologin finden. Dafür werde ich sorgen.«
    Nora blickte Sloane in die Augen und bemerkte, dass sich ihr Entsetzen und ihre Verwirrung irgendwie verwandelten.
    »Das können Sie nicht tun, Nora«, sagte sie leise und eindringlich. »Das dürfen Sie nicht.«
    »Und ob ich das kann. Sie werden schon sehen.«
    Ein Blitz zuckte aus dem Himmel, fast augenblicklich gefolgt von einem gewaltigen Donnerschlag. Als Nora sich schützend die Hand vor die Augen hielt und nach unten blickte, sah sie an Sloanes Gürtel eine Waffe aufblitzen. Sloane, die Noras Blick bemerkt hatte, hob den

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