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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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aufgestellt, dass diese Töpferwaren der wertvollste Besitz der Anasazi gewesen sein mussten und dass man sie an einem zentralen, höchstwahrscheinlich geheiligten Ort aufbewahrt habe. Nachdem er sämtliche Fundstellen miteinander verglichen hatte, war er zu dem Schluss gelangt, dass sich dieser Ort in dem Labyrinth von Canons in der Nähe des Kaiparowits- Plateaus befinden müsse, eben dort, wo sie sich jetzt aufhielt. Eine Weile hatte ihr Vater sogar davon geträumt, selbst nach diesem Ort zu suchen, aber dann hatte er eingesehen, dass er zu alt und zu krank dazu war. Erst als er von Noras Idee und dem Brief ihres Vaters erfahren hatte, war neue Hoffnung in ihm aufgekeimt. Sofort war ihm klar gewesen, dass Quivira, sofern es überhaupt existierte, der Hort dieser fantastischen Keramik sein musste. Diese Meinung war natürlich rein spekulativ gewesen - viel zu spekulativ, als dass ein Mann in seiner Position sie veröffentlichen oder auch nur zur Diskussion stellen hätte können. Stattdessen hatte er eine Expedition losgeschickt und dafür gesorgt, dass seine Tochter, die er in seine Überlegungen eingeweiht hatte, daran teilnahm.
    Sloane wusste, dass sie die Angelegenheit eigentlich unter vier Augen mit Nora hätte besprechen müssen, sobald sie die Stadt gefunden hatten. Dann hatte sie es aber doch unterlassen, Nora auf die große Entdeckung aufmerksam zu machen, die möglicherweise vor ihr lag, denn Nora hatte sich als Entdeckerin von Quivira ja ohnehin schon ihren Platz in der Geschichte der Archäologie gesichert. Darüber hinaus hatte es Sloane die ganze Expedition über gewurmt, dass sie die Befehle einer Assistentin entgegennehmen musste, die nicht einmal eine feste Stelle am Institut hatte und eine derartige Unternehmung eigentlich gar nicht hätte leiten dürfen. Am Ende hätten womöglich Nora und Sloanes Vater den ganzen Ruhm eingeheimst und sie wäre leer ausgegangen. Sloane empfand diese Aufgabenverteilung als ein weiteres Beispiel für die Gedankenlosigkeit ihres Vaters, für seinen Mangel an Vertrauen in sie.
    Jetzt war alles ganz anders gekommen. Wenn Nora nicht so selbstsüchtig und unbelehrbar diktatorisch gewesen wäre, dann hätte sie kein so schreckliches Ende gefunden. Nun aber hatte es das Schicksal so gewollt, dass Sloane die Entdeckerin dieser fantastischen Keramik war. Ihr Name würde für immer mit diesem Kiva verknüpft werden, ganz egal, ob sie nun die Expedition geleitet hatte oder nicht. Und Black, Nora und ihr Vater würden höchstens in einer Randbemerkung Erwähnung finden.
    Langsam kehrten Sloanes Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Bonarotti stumm und enttäuscht zu dem Loch trottete, das er zusammen mit Black in die Wand des Kivas geschlagen hatte. Er kletterte in die Kaverne und verschwand aus ihrem Gesichtsfeld.
    Noch einmal ließ Sloane den Blick über den unglaublichen Reichtum an Töpferwaren gleiten, bis sie auf ein großes Loch im Boden des Kivas stieß, das sie bisher noch nicht bemerkt hatte. Es sah so aus, als wäre es erst vor kurzem ausgehoben worden, was aber eigentlich nicht sein konnte. Wer außer ihnen hätte denn in den vergangenen siebenhundert Jahren hier drinnen in diesem Kiva gewesen sein sollen? Und wer würde an so einem Ort ein paar hundert Pfund Staub aus der Erde graben, anstatt sich um einen der reichsten Schatzfunde in der Geschichte Nordamerikas zu kümmern?
    Aber ihre Freude war viel zu groß, als dass Sloane lange über diese Frage nachgedacht hätte. Aufgeregt wandte sie sich an Black, den armen Aaron Black, dessen kindische Goldgier ihm sämtlichen archäologischen Sachverstand geraubt hatte. Natürlich hatte Sloane ihn in seinem Glauben gelassen, denn sie hatte seine Unterstützung ja dringend gebraucht. Außerdem würde Black, wenn er erst einmal seine Enttäuschung und die Scham über seine Verblendung überwunden hatte, sicherlich erkennen, dass dieser Fund erheblich wertvoller war als jeder Goldschatz.
    Als sie Black im blassen Licht der Laterne ansah, erschrak sie. Der sieht fürchterlich aus, dachte sie. Der Mann war nur noch Haut und Knochen, und seine stark geröteten, tränenden Augen, die sie aus einem müden, staubverkrusteten Gesicht heraus verständnislos anglotzten, erinnerten sie einen entsetzlichen Augenblick lang an die des sterbenden Peter Holroyd, als er, starr vor Fieber und Todesangst, in dem Raum neben der Grabmulde gelegen war.
    Black, dem der Unterkiefer schlaff herabhing, machte

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