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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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steckte sie ein und schlüpfte leise nach draußen.
    Ein paar Meter von dem Zelt entfernt fand sich ein kleines Dickicht aus Wüstensträuchern, in dem man sich gut verstecken konnte. Auf allen vieren krabbelte Sloane in das Gestrüpp und legte sich so auf den Bauch, dass sie das Zelt gut im Blickfeld hatte. Die Lampe im Inneren ließ die Wände des Zeltes warm und einladend leuchten und sorgte dafür, dass jeder, der das Zelt betreten wollte, sich vor dieser hellen Fläche abhob. Wenn Nora zurückkam, um nach Smithback zu sehen - und daran zweifelte Sloane keinen Augenblick -, dann würde ihre Silhouette ein perfektes Ziel abgeben.
    Sloane dachte kurz an Black, der krank und allein oben im Kiva lag und auf ihre Rückkehr wartete. Dann versuchte sie, sich mental auf das vorzubereiten, was sie nun tun wollte. Wenn sie mit Nora abgerechnet hatte, würde sie ihre Leiche so rasch wie möglich zum Fluss schleifen, dessen Fluten sie binnen weniger Sekunden in den Fleischwolf des engen Slot-Canons am Ende des Tales befördern würden. Sollte wirklich jemals ein Überbleibsel aus dem Colorado River gefischt werden, wäre das Material sicher nicht ausreichend, um daran eine Obduktion vornehmen zu können. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre und die Sturzflut Nora getötet hätte, wäre das Ergebnis auch nicht anders gewesen. Niemand würde je die Wahrheit erfahren. Vorausgesetzt, Smithback erlitt dasselbe Schicksal. Sloane schloss einen Moment lang die Augen und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie den Journalisten ebenfalls würde umbringen müssen. Aber es blieb ihr keine andere Wahl, sie musste jetzt vollenden, was die

Sturzflut nicht vollbracht hatte.
    Sloane stützte sich mit beiden Ellenbogen auf die Erde, richtete die Pistole auf das Zelt und wartete.

 
63
    A aron Black lag verwirrt und total verängstigt im Kiva. Obwohl die langsam schwächer werdende Lampe noch immer einen matten Lichtschein in den engen, staubigen Raum warf, hielt er die Augen fest geschlossen, als müsse er auf diese Weise sein totales Versagen nicht zur Kenntnis nehmen. Es kam ihm so vor, als seien Stunden vergangen, seit Sloane ihn verlassen hatte, aber es hätten genauso gut auch nur ein paar Minuten gewesen sein können. Black hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
    Er zwang sich, seine verklebten Augen zu öffnen. Etwas Schreckliches ging in seinem Körper vor. Möglicherweise hatte es sich ja schon seit geraumer Zeit zusammengebraut und war erst jetzt durch die anstrengende Arbeit und die niederschmetternde Enttäuschung zum Ausbruch gekommen. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass man hier in dem Kiva kaum atmen konnte. Er musste unbedingt hinaus an die frische Luft. Unter Aufbietung all seiner Kräfte versuchte er sich zu erheben, nur um zu seinem Erstaunen festzustellen, dass seine Beine einknickten wie Streichhölzer.
    Mit den Armen wild in der Luft herumrudernd, fiel er auf den Rücken. Ein Gefäß, das er dabei umgestoßen hatte, rollte polternd über den staubigen Boden und kam neben seinem Oberschenkel zur Ruhe. Vielleicht war er ja auf so einen Tiegel getreten und deshalb gestürzt. Noch einmal versuchte er sich aufzurappeln, musste aber erkennen, dass eines seiner Beine in krampfartigen, unkontrollierbaren Bewegungen zu zucken begann. Das Licht der elektrischen Laterne, die er bei seinem Sturz umgeworfen hatte, konnte die dichte Staubwolke in der Luft kaum durchdringen.
    Seit seiner Jugend hatte Black einen immer wiederkehrenden Alptraum: Er war gelähmt und konnte sich nicht bewegen. Jetzt war dieser Traum Wirklichkeit geworden. Seine Glieder fühlten sich an wie eingefroren und gehorchten nicht mehr den Befehlen seines Gehirns.
    »Ich kann mich nicht mehr bewegen!«, schrie Black und bemerkte dabei mit Schrecken, dass er nicht einmal mehr die Worte richtig zu artikulieren vermochte. Es war zwar Luft aus seinem Mund gekommen - zusammen mit etwas Speichel, der ihm jetzt über die Lippen lief -, aber kein richtiger Ton. Black versuchte es noch einmal und hörte wieder nur ein hässliches, ersticktes Krächzen. Zunge und Lippen versagten ihm ihren Dienst. Von Panik ergriffen, wollte er wieder aufstehen, doch schaffte er es nicht einmal, den Oberkörper zu heben. Merkwürdige Gestalten begannen in der Dunkelheit rings um ihn herumzutanzen. Er wollte sich abwenden, aber seine Halsmuskeln waren starr. Er schloss die Augen. Die Gestalten wurden dadurch jedoch nur umso deutlicher sichtbar.
    »Sloane!«, versuchte er zu rufen,

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