ThunderStorm
einen Versuch wert, oder?“ Sie sah ihn an und zuckte aufs Heftigste zusammen, als es laut donnerte, um danach mit schreckgeweiteten Augen aus dem Fenster zu sehen. „Gott, wann hört das wieder auf? Ich hasse Gewitter.“ Sie schaute zu Brian. „Und wieso hast du ihn aufgeweckt? Ich hab' doch gesagt, du sollst Gendry schlafen lassen.“
„Weil er dein Freund ist?“, hielt Brian verständnislos dagegen und brachte Rachel damit sofort gegen sich auf, erkannte Gendry, denn sie verzog trotzig den Mund und sah Brian finster an, wobei Gendry sich sicher war, dass mehr als die Hälfte ihrer Wut ihrer Angst zuzuschreiben war.
„Na und? Deshalb ist er nicht weniger müde. Kann ja nicht jeder mit dem Schlafverhalten einer Amöbe durchs Leben kommen, wie du das machst und dabei trotzdem ständig gut aussiehst. Deine Gene möchte ich haben und wenn du ...“ Es blitzte und Rachel verkrampfte sich am ganzen Körper. „Fuck! Wann hört das endlich auf? Das ist alles nur deine Schuld, Tharde.“
„Meine? Was kann ich denn bitteschön dafür, dass es gewittert?“, fragte Brian völlig verblüfft, während Gendry gegen sein Lachen ankämpfte. Man führte einfach keine Diskussionen mit Menschen, die vor Angst kaum noch aus oder ein wussten, wann würde sein kleiner Bruder das endlich lernen?
„Du hast doch die Tour geplant!“, fluchte Rachel und flüchtete fast auf seinen Schoß, als es erneut donnerte. „Was musstet ihr heute Nacht unbedingt hier sein?“
Brian stöhnte genervt auf und sah ihn mit einem, 'Tu' was'-Blick an. Gendry verkniff sich das Lachen mit aller Kraft, weil Rachel das garantiert nicht amüsant gefunden hätte.
„Komm' mit nach oben.“ Gendry legte seine Arme um Rachel. „Du kannst bei mir schlafen.“
„Ich kann nicht schlafen.“ Es blitzte und wieder fuhr Rachel erschrocken zusammen, um ihn dann mit einer Mischung aus Angst und Panik anzusehen. „Deswegen eben. Dann halte ich dich mit wach, das wäre bescheuert. Da kann ich genauso hier unten bleiben.“
„Und mir auf die Nerven fallen?“ Brian schüttelte den Kopf. „Kommt gar nicht infrage. Ich habe zu arbeiten.“
Rachel schnaubte. „Dein Ego ist ja wohl groß genug. Du verkraftest das locker, du Nervensäge.“
Brian schnappte erbost nach Luft. „Gendry, wenn du diese freche Göre nicht sofort in deine Koje verfrachtest, mache ich es, aber hier bleibt sie ganz sicher nicht.“
„Weichei“, stichelte Rachel frech. Gendry lachte und nahm sie dabei auf seine Arme, um sie außer Reichweite von Brian zu schaffen, bevor die Dickschädel sich an die Gurgel springen konnten. „Und was meinst du hier mit Göre? Du bist nur ein Jahr älter als ich, du Angeber.“
Was Brian antwortete, hörte Gendry nicht mehr, und das war garantiert besser so. Stattdessen verfrachtete er seine vor sich hin schimpfende Schuhdiebin nach oben und in seine Koje, schob Rachel bis ans Fenster und sich gleich hinterher, damit sie nicht wieder abhauen konnte. Er zog seine Bettdecke hoch, um Rachel und sich selbst zuzudecken.
„Und jetzt gilt, Mund halten und schlafen“, murmelte er, samt dem dazugehörigen Grinsen, weil er wusste, was gleich kam.
„Macho.“
Bingo. Gendry lachte leise. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine Zicke sein kannst.“
„Wie auch? Wir kennen uns keinen Monat“, konterte Rachel und hatte damit natürlich Recht.
„Woher kommt eigentlich die Angst vor Gewittern?“, fragte er und zog Rachel an sich, als sie beim nächsten Donner wieder zusammenzuckte. Das Liegen am Fenster war keine so gute Idee gewesen. „Dreh' dich um.“
„Erst soll ich den Mund halten und schlafen, danach stellt er Fragen und jetzt soll ich mich umdrehen. Wirst du dir in nächster Zeit auch mal einig?“, murrte Rachel trotzig, tat aber, was er verlangt hatte, was mit Sicherheit auch an dem Blitz lag, der gerade den Bus erhellt hatte.
Gendry zog sie eng an sich. „Du hast panische Angst, oder?“
„Ja“, gestand Rachel flüsternd und kroch bei dem nächsten Donner halb in ihn hinein. „Tut mir leid. Ich weiß, ich benehme mich gerade total unmöglich, aber ich kann nichts dagegen machen.“
Gendry war ihr nicht böse, warum auch? Sie konnte ja nichts dafür und einem Gewitter aus dem Weg gehen, war nun mal nicht so ganz einfach. „Als ich jünger war, mochte ich eine Zeit lang die Dunkelheit nicht“, erzählte er leise, in der Hoffnung, Rachel ein bisschen von ihrer Angst ablenken zu können.
„Gendry“, seufzte sie resigniert.
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