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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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rasch wieder fing.
    Grog rieb sich über seine Kartoffelnase. »Bei allem Respekt, Herr: Wir hatten gegen den Getreuen keinerlei Chance. Ihr habt keine Ahnung, wie kräftig seine Magie ist …«
    »Und ob ich die habe!«, unterbrach der König mehrdeutig. »Aber fahre fort. Erzähl mir ganz genau, was geschehen ist.«
    Na toll. Wenn Pirx etwas sagte, glaubte ihm keiner. Doch wenn dieser grauhaarige Hutzelmann von Grog begann, wenn er sich bedächtig über das Eichenstoppelgesicht strich und sich dabei an seinem eigenen Holzbart Schiefer einzog, dann lauschten alle fasziniert und nahmen ihn für voll.
    Pirx zuckte die Achseln. Irgendwann, in drei- oder viertausend Menschenjahren, würden die Sidhe Crain ihn genauso achten. Vielleicht brauchte es Moos, das zwischen den Zähnen hervorwucherte, einen Zickenbart, knacksende Gelenke, eine Meerschaumpfeife und einen mit Taugras überwachsenen Buckel, damit ein Kobold – wie hatte es Nadja einmal genannt? –, damit ein Kobold Komputenz oder so ähnlich ausstrahlte.
    »Ich verstehe«, sagte Fanmór soeben. Er tat zwei lange Schritte und starrte gegen die Wand seines Thronsaals. »Und ich glaube dir, Grogoch. Offenbar hattet ihr keine Möglichkeit, einzugreifen und den Getreuen aufzuhalten.«
    Hatte Pirx schon wieder alles versäumt? Warum konnte er nicht stillstehen, sich konzentrieren und zuhören, was die feinen Pinkel am Königshof sagten? Was stimmte bloß mit ihm nicht? Dauernd schweiften seine Gedanken ab, kümmerten sich zum Beispiel um die Einrichtung des Raumes. Dort oben in der Ecke hatten die Dienstwichtel nicht ordentlich gearbeitet und eine magische Spinnwebe auf eine Spule aufzurollen vergessen, die möglicherweise Kopfschmerzen oder Durchfall verursachte, und überhaupt: Warum kümmerte sich der Corvide Regiatus so intensiv um die Blaue Dame? Lief da etwas zwischen den beiden? War Pirx wieder mal gezwungen, während der Schlafstunden von einem Zimmer zum anderen zu huschen, um zu sehen, wer was mit wem trieb und, vor allem, warum? Die Unruhe im Baumschloss der Sidhe Crain wollte und wollte kein Ende nehmen.
    »Warum sagt Ihr uns nicht endlich, was Euch bedrückt, Herr?«, drang Regiatus’ Stimme an Pirxens Ohr.
    Verdammt! Schon wieder nicht aufgepasst! Aber nun, aber nun! Alles war ruhig, alle im Raum hielten den Atem an und warteten auf Fanmórs Reaktion. Wie konnte der Corvide es wagen, mit dieser unverschämten Fra ge den hoch geachteten Herrscher der Sidhe Crain zu provozieren?
    »Genau!«, hörte der Pixie eine andere Stimme ebenso frech sagen. »Ihr tragt ein Geheimnis mit Euch herum. Ich spüre, wie Euch etwas so sehr belastet, dass Ihr um gut und gern einen Fuß kleiner wirkt.« Erschrocken stellte Pirx fest, dass
er selbst
wieder mal den Mund zu weit aufriss. Aber es gab kein Zurück mehr, nein! Sollten sie ihm doch die eigenen Igelsprossen in den Leib stecken, sie anzünden und ihn als Geburtstagstorte verwenden. Diese Ideen und Worte mussten raus, sonst würde er noch platzen! »Ihr wisst etwas über den Getreuen, nicht wahr? Aber Ihr wollt nicht einmal Euren engsten Vertrauten verraten, was es ist. Selbst jetzt, da der Untergang des Reiches bedrohlich nahe rückt, schweigt Ihr lieber.«
    Aller Augen richteten sich auf Pirx, und er stand kurz davor, sich einzuigeln und nie wieder herauszukommen. Aber, potz Blitz, was sah er denn da in ihren Blicken? War das etwa Anerkennung? Weil er ausgesprochen hatte, was die anderen sich nicht zu sagen getraut hatten?
    Regiatus trat einen Schritt näher an den König. Er legte seinen Hirschkopf schief; das Geweih kratzte über einen der magischen Lüster und brachte ihn zum Schwingen. »Ihr seid mein Herr, Fanmór, und ich habe Euch ewige Treue geschworen. Aber selbst für Euch gibt es Grenzen und Regeln, die Ihr zu beachten habt. Eurem Volk seid Ihr zur Wahrheit verpflichtet. Wenn es etwas gibt, was Ihr uns bislang verschwiegen habt und was uns gefährden könnte, sagt es bitte jetzt. Sonst … sonst bin ich gezwungen, ein
Elfengericht
einzuberufen.«
    Bei allen gutwilligen Furunkeln! Ein Elfengericht! Pirx brauchte nicht lange in seinen Erinnerungen zu wühlen: Dieser ganz besondere Gerichtshof galt als oberste Instanz im Baumschloss; als ultimates Mittel, um Recht und Ordnung selbst gegen den Willen des Herrschers aufrechtzuerhalten. Erst zweimal in der langen Geschichte der Elfen waren die
Weisen Waisen
geweckt und aus ihren Schlaflöchern gescharrt worden, damit sie mit ihren untrügerischen Sinnen

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