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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte sie.
    Der Elf tat, was zu tun war, und pfiff dabei eine kleine, alberne Melodie vor sich hin, die er vor Jahrhunderten in den Highlands gelernt hatte. Schöner hätte dieser Tag nicht enden können.

15 Alebins Erinnerungen, Teil 3
    Merlin hatte ihm während der Nacht seinen Schatten abgeknipst. Nicht jenen, den auch die Menschen trugen, sondern den Teil von ihm, der nach seinem Tod in Annuyn eingehen würde. Dunkelrote Einstiche zeigten sich an Alebins Fersen, und ein unbestimmbarer Schmerz zog sich entlang der Beine nach oben bis über das Becken, um im Bereich des Bauchnabels besonders deutlich hervorzutreten.
    Das Atmen fiel Alebin schwer, seine Stirn fühlte sich heiß an. Er torkelte zum Fenster, um frische Luft zu schnappen und dem Druck, der auf ihm lastete, davonzulaufen. Hastig riss er die primitiven Holzbalken beiseite, lehnte sich über die steinerne Brüstung hinaus – und musste sich gleich darauf wieder ins Zwielicht seines Zimmers zurückziehen. Das Sonnenlicht tat weh, tat so unendlich weh! Es setzte Alebin in Feuer, ließ die Haut augenblicklich Blasen schlagen und erzeugte einen schier unerträglichen Juckreiz in seinem Nacken.
    »Du verfluchter Scheißkerl!«, heulte der Elf. »Wie konntest du mir das bloß antun!«
    Er goss sich Wasser aus einem bereitstehenden Holzbottich über den Kopf und fand ein wenig Linderung. Doch was waren die körperlichen Schmerzen im Vergleich zu dem Leid, das ihm Merlin bereitet hatte, indem er ihn so ohne Weiteres verließ?
    Alebin sah sich gründlich um und achtete dabei tunlichst darauf, nicht auf das Gefühl der Leere zu achten, das mit dem Fehlen seines Schattens einherging.
    Endlich fand er, was er suchte: Neben dem zerwühlten Bettlager lag Papier, dünn und zäh. Es war von Elfenart und in einer Handschrift beschrieben, die Alebin nur zu gut kannte. »Ich habe mich in dir getäuscht, Alebin«, las er Merlins Worte, »und dafür werde ich mir bis in alle Ewigkeit Vorhaltungen machen. Du hattest die besten Voraussetzungen, zu dem einen zu werden, auf den ich wartete. Wahrscheinlich wollte ich es so sehr, als ich dich das erste Mal sah, dass ich über all deine Mängel hinwegsah. Denn du bist es nicht. Dein Tun und dein Denken entsprechen nicht meinen Vorstellungen von jenem Herrscher, der die Bewohner der Großen Insel einen soll.« Absatz. »Mir obliegt es nun, einen anderen zu suchen, der deinen Platz einnehmen wird. Dir wünsche ich das Allerbeste; auch wenn ich daran zweifle, dass du dich jemals am Allerbesten messen kannst.« Nach der schwungvoll gesetzten Unterschrift folgten zwei weitere, fürchterliche Sätze: »Kein Schatten der Welt verdient es, mit dir verbunden zu sein. Nutze deine Talente; dann verdienst du dir womöglich einen neuen Begleiter.«
    Drei Tage lang schrie Alebin seinen Schmerz in die Welt hinaus. Wie hatte ihm Merlin das antun können? Seine Bestimmung, von der der Zauberer stets gebrabbelt hatte – war sie eine Lüge gewesen? Wie konnte es sein, dass sich sein Ratgeber geirrt hatte?
    Nein! Er war einer Prüfung ausgesetzt, ganz sicher. Merlin wollte ihn nur eine Weile lang schmoren lassen und beobachten, wie er sich ohne den Schutz der »väterlichen« Hand schlug. Alebin musste Weitsicht, Tugendhaftigkeit und Intelligenz unter Beweis stellen, dann würde alles wieder in Ordnung kommen.
    Also biss er die Zähne zusammen und fügte sich in sein Schicksal. Er tat sein Bestes; er legte seine schlechten Eigenschaften ab und erwies den Menschen den notwendigen Respekt. Sein Landsitz wurde zum wirtschaftlichen und bald auch kulturellen Zentrum des so kargen Landes. Er arrangierte sich mit den Bewohnern der Großen Insel; er befriedete Neuankömmlinge, die über die See gereist kamen, und sorgte dafür, dass sie als Siedler willkommen geheißen wurden. Neue Dörfer entstanden entlang der Küste, hoch geschätzte Druiden ließen sich an Alebins Hof nieder. Er regelte Streitfälle, ließ ein weitverzweigtes Wegenetz anlegen, und er vermittelte den Bewohnern soziale Strukturen, die auf Familien- und Clandenken beruhten.
    Doch je länger er auf die Rückkehr seines Mentors wartete, desto größer wurde seine Verzweiflung. Was machte er bloß falsch? Merlin musste längst erfahren haben, welch großartige Leistungen er vollbrachte! Konnte es sein, dass ihn der Zauberer tatsächlich für alle Zeiten abgeschrieben hatte?
    Alebin ließ Boten ausschicken, die weit in den Süden der Großen Insel vordrangen, um nach dem wundersamen Zauberer

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