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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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wissen«, sagte Alebin leichthin.
    »Weiter.«
    »Mir wurde vor langer Zeit mein Geburtsrecht gestohlen. Deine Herrin ist die Einzige, die es mir zurückgeben kann.«
    Der Riese seufzte tief; es klang wie das Röcheln eines sterbenden Stachelschweins. Seine Blicke durchbohrten Alebin, durchforschten sein Inneres, brachten gut Verstecktes unbarmherzig zutage. In seinem so grimmigen Gesicht zeigte sich Erstaunen, dann Verwirrung – und letztlich so etwas wie Erleichterung. »Du bist es also wirklich … Der verlorene Sohn ist heimgekehrt.«
    Alebin erstarrte. »Kennst du mich?«, fragte er. »Aber woher …?«
    »Mir wurde einst prophezeit, dass ich durch die Hand des Rückkehrers sterben würde«, sagte das Riesengeschöpf, ohne auf seine Frage einzugehen. »Du würdest Rache an mir üben.«
    »Ich hege keinen Groll gegen dich«, erwiderte Alebin möglichst ruhig. »Ich möchte lediglich die Herrin dieses Hauses sehen und ihr ein paar Fragen stellen.«
    »Du lügst nicht, und du sagst auch nicht die Wahrheit. Daran erkenne ich dich, Alebin.« Der Riese beugte sein Haupt und kniete vor ihm nieder. Ringsum wichen die Elfen zurück. Sie wurden sich bewusst, dass Unerwartetes, Ungeheuerliches geschah.
    Endlich dämmerte es Alebin. »Du bist … der Gork! Du hast mich in deiner Kutsche von hier weggebracht, mich meinen sterblichen Zieheltern übergeben!«
    »Es ist lange her … Ich habe das Gork-Sein längst aufgegeben und stattdessen die Äußerlichkeiten eines Orks, eines Nachgeborenen, angenommen. Sie erleichtern einem das Leben.«
    Alebin überlegte. Er empfand kaum etwas für oder wider dieses armselige Geschöpf. Der Gork war ein Bote gewesen, der einen Auftrag erfüllt hatte. Alebin aber wollte mit seiner Mutter abrechnen, nicht mit diesem da.
    »Geh mir aus dem Weg«, forderte der Elf. »Wir beide haben nichts miteinander zu schaffen. Ich verzeihe dir, falls du das hören möchtest.«
    »Das ist … nobel. Und menschlich. Du bist einer der Ihren geworden, nicht wahr?«
    »Wie man’s nimmt.«
    Der Gork senkte den Kopf noch ein Stückchen tiefer. »Leider kann ich deine Großzügigkeit nicht akzeptieren«, sagte er grollend. »Mir wurde der Tod durch deine Hand prophezeit; und wer bin ich, dass ich mich gegen den Willen der Götter der Weissagung auflehne?«
    Alebin wollte nicht verstehen, was sein Gegenüber von ihm verlangte. Wie konnte er bloß so schicksalsergeben handeln und sein Leben opfern, bloß um einen albernen Orakelspruch Fakt werden zu lassen?
    »Es
muss
sein, Herr. Ich beschwöre dich: Erweise mir diese letzte Ehre. Sonst hätte ich mein Leben umsonst gelebt und müsste Annuyn in Schande betreten.«
    Echte, dringliche Verzweiflung schwang in der Stimme des Gorks mit.
    Alebin zog seine Waffe und reckte sie so hoch in die Luft, dass jeder ringsum sie sehen konnte. Längst waren alle Gespräche verstummt, aller Aufmerksamkeit richtete sich auf ihn. »Ihr habt es gehört: Ich bin frei von Schuld. Ich tue, was ich tun muss.«
    Die Elfen nickten. Blass waren sie geworden, noch blasser als sonst. Aber sie akzeptierten, was sie zu sehen und zu hören bekamen.
    Alebin drehte sich einmal im Kreis, murmelte einen altelfischen Abschiedsgruß – und schlug zu, so kräftig er konnte.
    Ohne weitere Kontrolle gelangte er ins Schwebende Schloss. Grimmige Wachtposten taten so, als wäre er Luft für sie. Längst hatte die Nachricht von seiner Ankunft die Runde gemacht. Jeder wusste, dass
der Verstoßene
zurückgekehrt war.
    Im Boden des Schlosses zeigten sich transparente Einschlüsse, durch die Alebin nach unten blicken konnte. Er sah eine mit Speeren gespickte Ebene, deren Spitzen mit magisch glänzendem Gift beträufelt waren. Sicherlich gab es im Schloss Fallzauber, Hängegruben und weitere Fallen. Doch er musste sich keine Sorgen machen. Mutter
wollte
ihn sehen. Andernfalls hätte sie längst ihre Wächter auf ihn gehetzt.
    Nach kurzer Wanderung durch breite, lichte Gänge betrat er den Herrschaftssaal. Er wirkte überraschend klein; nur wenige Elfen und Magier waren zugegen. Die Zauberer waren in einem seltsamen Singsang verhangen, der den Raum ausfüllte und den kristallinen Wandschmuck zum Schwingen brachte. Offenbar zeichneten sie für jene Schwebemagie verantwortlich, die das Schloss in lichter Höhe hielt.
    Alle Gäste bewahrten gehörigen Abstand zu einer einzeln dastehenden Frau. Sie wartete im Schatten eines übermannsgroßen Steinreliefs; unbeweglich und starr wie die Figur hinter ihr.
    Alebin

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