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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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naive Raveyth hatte keine Ahnung, welches Monster in Elfengestalt er sich eingefangen hatte! Er kümmerte sich rührend um seinen Gast, führte ihn in die Sphären der holden Damenwelt ein und protegierte ihn, wo er nur konnte.
    Binnen weniger Wochen lernte Alebin genug, um in der Gesellschaft von Elfen zurechtzukommen und einen guten Eindruck zu hinterlassen.
    Er musste sich gehörig verstellen, und das Verhalten dieser Geschöpfe widerte ihn an. Die flatterhaften Wichte auf Burg Cloisom, dem Stammsitz des Clynvanth Oso Megh, hatten nichts, aber auch gar nichts mit ihm gemein! Sie lebten in den Tag hinein, schoben jeden ernsthaften Gedanken tunlichst von sich und gaben sich ihren Vergnügungen hin, wo und wann sich die Gelegenheit ergab.
    Alebin lauschte auf sein Inneres. Und stellte fest: Nein, das war es keinesfalls, was er gesucht hatte! Vielleicht wäre er wie Raveyth geworden, hätte er sein Leben in der Elfenwelt verbracht. Doch die Menschen hatten ihn geprägt und geformt. Alebin würde nicht nur auf ihrer Seite ein Außenseiter bleiben – sondern auch in seiner wahren Heimat.
    Die Damen verfielen seinem rauen Charme. Er nahm sie sich, wie und wann er wollte. Zu seiner Belustigung musste er feststellen, dass er »ansteckend« war. Die Elfenfrauen nahmen einen Teil seines Menschdenkens in sich auf, sobald er sich mit ihnen beschäftigt und ihnen beigeschlafen hatte. Er brachte den immerjungen Dingern Ernsthaftigkeit, Würde und Melancholie; er schenkte ihnen in dieser Welt unbekannte Tugenden.
    Die Burgbewohner wunderten sich über die Veränderungen ihrer Damen. Aus Verwunderung wurde alsbald Irritation, aus Irritation Misstrauen. Die Burg Cloisom, die ihm anfänglich so groß und bedeutsam erschienen war, erwies sich nun als lokal begrenztes Gelände, in dem Neid genauso gut gedieh wie Missgunst.
    »Wir müssen reden«, sagte Raveyth Vomland eines Tages, kurz nachdem sie sich von der Mittagstafel erhoben hatten.
    »Ja?« Also war es so weit. Alebin wunderte sich, dass man ihn überhaupt so lange geduldet hatte.
    »Gehen wir ein paar Schritte.«
    Raveyth zog ihn mit sich zur Brücke, die über stehendes, von riesengroßem Blattwerk bedecktes Gewässer führte. Seltsame Ruhe lag über dem Land.
    »Sag schon«, forderte Alebin seinen
Freund
auf, nachdem sie mehrere hundert Schritte in absolutem Schweigen zurückgelegt hatten. »Was liegt dir am Herzen?«
    »Es gibt Gerüchte. Sie stimmen vermutlich nicht, aber sie sorgen für Unruhe, und sie sind meinem Herrn zu Ohren gekommen.«
    »Gerüchte welcher Art?«
    »Man sagt, dass du Veränderungen mit dir bringst. Veränderungen jener Art, wie sie auch die Menschen vor sich hertragen. Versteh mich bitte nicht falsch; aber es ist niemals zuvor geschehen, dass Schlossdamen grundlos zu weinen begannen, sich Sorgen machten oder sich jemandem gegenüber abweisend benahmen.«
    »Ich verstehe.« Alebin lächelte. »Und ich bekenne mich schuldig.«
    »Tust du das?« Raveyth blieb stehen und blickte ihn erstaunt von der Seite her an. Direkte Antworten war er nicht gewohnt. Das überfrachtete Hofzeremoniell erforderte hohe Kenntnisse in der Kunst der Intrige, und kaum ein Elf sagte, was er wirklich meinte.
    »Ja. Und ich bin froh darüber, dass ich dieses Schauspiel nicht länger mitmachen muss.«
    »Welches Schauspiel? Manchmal redest du in Rätseln, guter Freund.«
    Alebin knurrte. Er zog seine Waffe, blitzschnell, und hielt sie Raveyth an die Gurgel. »Ich habe dieses Theater so satt! Es interessiert euch keinen Deut, was rings um euch vorgeht. Hauptsache, ihr findet immer neue und immer bessere Vergnügungen. Ihr lebt nur in den Tag hinein … Oh, verzeih mir! Ihr habt ja Tag und Nacht abgeschafft, um bloß nicht daran denken zu müssen, dass so etwas wie Zeit existiert …«
    Alebin drückte die Waffe fester gegen den sich kaum sträubenden Elfen. In Raveyths Augen zeigte sich keinerlei Angst; bestenfalls eine Art belustigtes Interesse. Es schien, als hätte er noch immer nicht verstanden, wie ernst es um ihn bestellt war.
    »Ich bin hierher zurückgekommen, um meine Mutter zu suchen. Und weißt du, was ich mit ihr machen werde, sobald ich sie gefunden habe? Nein? Ich werde ihr dieselbe Behandlung angedeihen lassen, die ich mir auch für dich überlegt habe.«
    Er presste die Klinge kräftig gegen das weiche Fleisch, und als das Leben aus dem Leib des Elfen wich, zeigte sich erstmals so etwas wie Überraschung in Raveyths Augen.
    Alebin ließ seinen Landsmann achtlos zu

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