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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich werde zurückkehren. Und wenn ich das nächste Mal den Boden des Schwebenden Schlosses betrete, werde ich es als sein neuer Besitzer tun. Und du, Hohe Frau, wirst mir von diesem Augenblick an Sklavendienste leisten, bis ans Ende deiner Tage.«
    Er drehte sich um. Der Boden schwankte ein wenig, die kristallinen Wandeinschlüsse klirrten dissonant; offenbar hatte er mit seinen drohenden Worten die Magier aus ihrer Konzentration gerissen. Sie und die höfischen Lackaffen waren viel zu perplex, um auch nur auf den Gedanken zu kommen, ihn sofort durch einen Hieb in den Rücken zu erledigen.
    »Genieße die Zeit bis zu meiner Rückkehr«, sagte Alebin zum Abschied. »Sie wird sehr, sehr kurz sein, Koinosthea.«

16 Mutter und Sohn
    Sie schrie und trat und kratzte, sie wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die Wachelfen, die sie mit sich schleppten und erst vor dem Aufgang zum Turm der Frauen von ihr ließen. Magische Fesseln, die Koinosthea wob, bewegten von da an ihre Füße aufwärts und stellten ihre Hände ruhig; doch sie konnten nicht verhindern, dass Nadja ihre unbändige Wut in die Welt hinausschrie.
    Die alte Hexe brachte sie bis zu ihrer Kemenate, bevor sie die dünnen, elfischen Ketten löste, sie in den Raum stieß und das Tor verschloss. Mit all der ihr verbliebenen Kraft warf Nadja sich dagegen; sie schlug sich die Finger wund, achtete nicht auf die ohnehin zahlreichen Wunden und scherte sich nicht um die Schmerzen. Sie waren weit, weit in den Hintergrund gedrängt. Nur die Sehnsucht nach Talamh zählte; diesem kleinen, so hilflosen Ding, das Alebin gefoltert hatte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Irgendwann, es mochten Stunden vergangen sein, fiel sie vor Erschöpfung auf die Knie, und als auch ihr Schaben und Kratzen am Eichenholz keinen Erfolg brachte, rutschte sie endgültig zu Boden.
    Der Boden rings um sie war von Flecken getrockneten Blutes besprenkelt, das Türblatt eine einzige rote Fläche. Nadja sah Sterne vor den Augen. Sterne, die sie herbeisehnte. Sie kündeten von der nahenden Ohnmacht – oder einem stillen Tod, der ihr zumindest die Genugtuung geben mochte, dass Alebin Koinosthea dafür zur Rechenschaft ziehen würde.
    Aber nein! Nadja stützte sich auf ihre Ellenbogen hoch. Alles drehte sich vor ihren Augen, und plötzliche Leichtigkeit erfüllte ihren erschöpften Körper. Sie durfte nicht sterben! Solange Talamh lebte, hatte sie kein Recht, den Tod herbeizusehnen. Sie war die Mutter, sie war … war …
    Als Nadja wieder zu sich kam, lag sie ausgestreckt auf ihrer Bettstatt. Ein Nachtlicht flackerte im leichten Luftzug; die Bewegungen des dünnen Vorhangs zeichneten seltsame Bilder über Decke und Wand.
    Vorsichtig hob sie einen Arm. Es funktionierte, wenn auch unter Mühen. Sie starrte auf ihre Hand, ohne zu begreifen, warum sie in riesige schwarze Rosenblätter eingepackt war, unter denen eine breiige Masse hervorquoll. Nicht nur ihr Körper war in seltsame Verbände gepackt; auch ihr Geist war von einer Schicht heilsamen Gewebes überzogen, das es ihr verbot, Gedanken zu hegen, die sie beunruhigen konnten.
    Sie drehte den Kopf zur Seite, weg vom Fenster. Eine alte Frau – Koi… Koines… Koinosthea? – stand da und bedachte sie mit einem eigentümlichen Blick. Ihre Hand glitt über Nadjas Kopf. »Schlaf jetzt weiter!«, befahl die Alte. »Du musst morgen wieder gesund sein.«
    Nadja schloss die Augen und befolgte den Wunsch, der eigentlich ein Befehl war.
    Aufgeregtes Vogelgetschilpe weckte sie. Draußen war es hell geworden, der blecherne Weckhahn musste sich der Besetzung durch eine ganze Kolonie brünftiger Blaukehlchen erwehren.
    Das Leben, es ging weiter. Auch am Tag nach Talamhs Folterung war der Himmel blau und die Rosen aus Lyonesse schwarz.
    Talamh … Wie ging es ihm? Waren seine Wunden versorgt worden? Die Erinnerung, anfänglich nur vage und verklärt, kehrte mit grausamer Vehemenz zurück. Nadja schlug die Bettdecke beiseite, kam auf die Beine und … und …
    Sie fühlte keinerlei Schmerzen mehr. An den Händen zeigten sich mehrere fast verblasste Narben, die Gesichtshaut juckte ein wenig. Doch sie war wieder vollends bei Kräften; tatsächlich fühlte sie sich, als könnte sie Bäume ausreißen!
    Was soll das?
, ermahnte sie sich.
Reiß dich zusammen! Du musst so schnell wie möglich in Erfahrung bringen, wie es Talamh geht
.
    Eilig schlüpfte sie in bereitliegende Bekleidung, bespritzte ihr Gesicht mit kaltem Wasser, ordnete ihr Haar und klopfte gegen die

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