Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Alebin, warst geschaffen.
    Cernunnos verließ mich alsbald, um sich den drei anderen Weibern in Lust und Leidenschaft hinzugeben. Auch sie begattete er, auch sie beglückte er auf eine Weise, die ihresgleichen suchte.
    Dennoch wähnte ich mich auf der sicheren Seite. Immerhin war ich die erste seiner Kandidatinnen gewesen, und wenn die Natur ihren Gesetzen gehorchte, würde mein Kind zuerst das Licht der Welt erblicken. Doch ich sollte mich irren …
    Die Magier dieses Schlosses bearbeiteten meinen Bauch und sorgten dafür, dass die Entwicklungen darin mit der Geschwindigkeit der Geburt eines Blaukehlchens vor sich gingen. Auch wirkten die Zauberer auf die Intelligenz des Ungeborenen ein. Es sollte bei vollem Bewusstsein zur Welt kommen, augenblicklich bereit, die Lehren seines Vaters zu verstehen und zu verinnerlichen.
    Was soll ich dir sagen, Alebin? – Es klappte nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Corvide Regiatus kam auf die Welt, irgendwo tief im Süden des Elfenreichs, gefolgt von dir und dann von Ainfar, der jedwede Tiergestalt annehmen kann. Zu guter Letzt erschien Lothyncam, ein Schandfleck seiner Familie, der aber dennoch ein gewisses Vorrecht dir gegenüber besitzt. Denn du warst zwar wach und standest an der Tür zur Geburt. Du warst da und doch wieder nicht. Du weigertest dich, mich zu verlassen. Mag sein, dass die Magier Schuld trugen, indem sie dir noch im Mutterleib Verstand gaben und dabei übersahen, dass ein Wissender buchstäblich alles unternehmen würde, um die Annehmlichkeiten im Leib seiner Mutter zu genießen, statt den Weg aus der Wärme in die Kälte anzutreten. Mag auch sein, dass ich dich
zu sehr
herbeiwünschte und eine Abwehrreaktion meines Körpers bewirkte. Letztlich war es einerlei. Denn während Regiatus von seinem Vater Cernunnos bereits auf den holprigen Weg zum Amt an der Seite der Herrscherin vorbereitet wurde, Ainfars Mutter ihren Sohn gebar und auch Lothyncams Mutter zumindest die Gewissheit erhielt, nicht die größte Versagerin von uns vieren zu sein, steckte ich nach wie vor in den Wehen. Sie sollten, in Menschenzeit gerechnet, acht Jahre andauern.«
    Acht Jahre Schmerz und Qual. Stets ans Bett gefesselt, selbst von den Kräften ihrer Magier kaum in den Griff zu bekommen. Alebin war auf eine gewisse Weise wach gewesen. Er hatte sich seiner Mutter mitgeteilt und galt in ihren Augen als Lebewesen. Und er hatte sie seinen Widerwillen spüren lassen. Er hatte in ihr bleiben wollen, bis ans Ende aller Tage.
    Alebin versuchte nachzuvollziehen, wie seine Mutter empfunden haben musste; es gelang ihm nicht einmal im Ansatz. Sie war einem Schicksal ausgesetzt gewesen, das er nicht dem schlimmsten Feind wünschte. Konnte er nun, da er die Wahrheit wusste, überhaupt ein Urteil über sie verhängen? War die Schuld nicht vielmehr bei ihm zu suchen?
    »Ich nahm einen langen Weg auf mich«, begann er zögerlich, »um Antworten von dir zu bekommen. Ich glaubte, andere, profanere Dinge zu erfahren. Auf diese Geschichte war ich, ehrlich gesagt, nicht vorbereitet.«
    »Es kümmert mich nicht, was du dir denkst oder wie du mich siehst. Ich gestehe dir zu, dass du ein Recht auf die Wahrheit deiner Herkunft besitzt. Erwarte aber nicht, dass ich dich als den lange verlorenen und nun heimgekehrten Sohn empfange.« Seine Mutter warf das wallende blonde Haar über ihre Schultern. Jede ihrer Bewegungen drückte Arroganz und Verachtung aus. »Du weißt nun, was du wissen wolltest. Ich fordere dich auf, das Schwebende Schloss zu verlassen – und niemals mehr einen Fußtritt in mein Land zu setzen.«
    Die unverhohlene Drohung scherte Alebin nicht. Er hatte keine Angst vor dieser Frau. Wenn es sein musste, würde er es mit der gesamten Besatzung des Schwebenden Schlosses aufnehmen. Zu ausgeprägt waren seine Kampfeskünste, zu gut wusste er die heimtückischsten Listen anzuwenden. Merlin war ihm ein viel zu guter Lehrmeister gewesen, als dass er sich in irgendeiner Weise Sorgen um sein Wohlergehen machte.
    »Willst du mich also nicht als dein Fleisch und Blut anerkennen? Wirst du mir keinen Platz an deiner Seite zugestehen?«
    Sie lachte. Es klang so trocken, als rieben zwei Hölzer aneinander. »Du bist nicht nur unverschämt, sondern auch noch schwer von Begriff! Ich sagte doch: Ich will dich niemals wiedersehen.«
    Alebin nickte bedächtig. »Du begehst einen schweren Fehler, Mutter. Einen, den du bitter bereuen wirst. Denn hier, vor den Augen deiner Speichellecker, schwöre ich dir:

Weitere Kostenlose Bücher