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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ein anderer würde den Kopf für ihn durch die Schlinge stecken.
    »Komm näher!«, forderte er Shumoonya auf. »Öffne sie für mich!«
    Das Tierwesen grollte verärgert – und konnte sich dennoch seinem Willen nicht widersetzen. Es trat näher und stupste das Holz an. Unendlich vorsichtig; jederzeit bereit, die dicht behaarte Felidenschnauze zurückzuziehen.
    Bunter Glimmer löste sich aus einer winzigen Ritze in der Schatulle. Wenige Fünkchen tanzten fröhlich vor sich hin, wie in einem Reigen, der immer unbändiger und wilder wurde. Andere, größere drängten gegen den Holzdeckel, wollten ebenfalls befreit werden.
    Alebin meinte, Stimmen zu hören. Begriffe schwirrten durch seinen Kopf. Worte, die er niemals zuvor gehört hatte und die mit den von den Fünkchen erzeugten Phantasmagorien verwoben:
Da waren Kriegstreiberlinge. Die Sieben Schrecklichen Kinder der Allbegabten. Schlachtenverzehrer. Klingenspeier. Haudrauflinge. Schlingwurxe. Häckselraufer. Morddüsterlinge …
    Alebin verstand. Dies waren die Bezeichnungen jener, die an der Seite Thanmórs gekämpft und gemordet hatten. Splitter ihrer Bewusstseine waren in der Schatulle eingeschlossen. Sie warteten darauf, endgültig befreit und mit ihren Körpern vereint zu werden.
    Wo aber war Thanmór selbst, der Anführer dieses Potpourris an Wahnsinnigen? Steckte von ihm ebenfalls ein Teil im Holzbehältnis? Konnte Alebin es riskieren, ihn ans Tageslicht zu lassen? War er stark genug, dem uralten Elfen die notwendige Widerstandskraft entgegenzusetzen?
    Nein. Bandorchu hatte die Schatulle sicher aus gutem Grund geschlossen gehalten. Wenn selbst die Dunkle Königin von einer Befreiung Thanmórs abgesehen hatte, musste Alebin größtmögliche Vorsicht walten lassen. Also murmelte er ein paar einfache Beschwörungen. Sie griffen nach den wenigen entkommenen Fünkchen, verlangsamten ihre Bewegungen, sodass sie nun wie winzige Sterne im Raum hingen. Im Nu ließ das Raunen in seinem Kopf nach; die eingefangenen Geister gaben sich wesentlich friedlicher und vorsichtiger.
    »Zeigt mir, wo sich eure Körper befinden!«, rief Alebin. »Stecken sie in der Pyramide, die Gofannon einstmals entdeckte?«
    Er spürte einen Impuls der Verneinung. Die Geistesfünkchen der Ruhenden Streitkräfte ähnelten in gewisser Weise denen der Schwesternschaft – und fühlten sich doch ganz anders an. Sie waren gehemmt und eingekapselt, von starken, alten Zaubern gebunden und kaum in der Lage, sich zielgerichtet zu artikulieren. Nicht einmal, wer oder was sie waren, wussten sie. Die Namen, die sie sich gegeben hatten, blieben Worthülsen, deren Sinn sie nicht nachvollziehen konnten. Ihnen fehlte so viel, um wieder ganz zu sein … Die stärkste Empfindung, die sie vermittelten, war Sehnsucht.
    »Zeigt mir den Weg!«, forderte Alebin sie auf. »Ich helfe euch, wenn ihr mir helft.«
    Ein Schwall zuversichtlicher Energie ergoss sich über ihm, begleitet von drängenden Impulsen. Die winzigen Lebensreste der Schlingwurxen, Häckselraufer, Treibtäter und wie sie alle hießen – sie wollten sich in seinem Kopf ablagern und ihn in die richtige Richtung leiten.
    Oder was hatten sie vor? Wollten sie Alebin in ein willenloses Geschöpf verwandeln und seinen Körper nach ihrem Belieben lenken?
    Er durfte kein Risiko eingehen. Schließlich wartete ein Königreich auf ihn, das sich bald auf zumindest zwei Welten erstrecken würde. Sein Kopf musste unter allen Umständen klar bleiben.
    Alebin winkte der Bestie und hieß sie, den Kopf erneut zur Schatulle zu beugen. »Da ist euer Gefäß«, sagte er laut. »Bedient euch an meinem Begleiter.«
    Stück für Stück, Millimeter für Millimeter öffnete er kraft seines Geistes den Deckel des Behältnisses. Seine Gedanken schweiften indes ab, blieben an einer vagen Erinnerung hängen, die sich in seinem Kopf eingenistet hatte: »Die Sieben Schrecklichen Kinder der Allbegabten«, murmelte er. »Die Allbegabte … in irdischen Mythologien auch als
Pandora
bezeichnet …«
    Der Drang, die … Büchse aufzureißen und alle Fünkchen freizulassen, wurde schier übermächtig. Seine Finger wollten sich selbstständig machen und den Geistern dieser grässlichen Wesen die Freiheit schenken. Alebin musste all seine Kräfte aufbringen, um die Kontrolle über den Öffnungsmechanismus der Schatulle zu behalten. Zehn oder mehr Fünkchen umkreisten währenddessen die Bestie, immer rascher, immer gieriger; Alebin konnte sie kaum noch bändigen.
    Die Bestie hieb mit ihren

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