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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren kurz davor, die letzten Reste ihrer Würde zu verlieren. Er musste dafür sorgen, dass sie so rasch wie möglich an Land zurückkehrten. Andernfalls würden sie diesen Gesichtsverlust niemals vergessen und ihn dafür verantwortlich machen. Dann war es vorbei mit dem Netzwerk an inoffiziellen Kontakten, das er mittlerweile um sich errichtet hatte.
    »Es gibt nichts im See der Neun Drachen, was Sie beunruhigen müsste«, sagte Li Ziyang so ruhig wie möglich. »Vielleicht sind Sie in ein Feld von Treibalgen geraten …« Er wusste, dass es in dieser Gegend keine Treibalgen gab, aber er musste etwas sagen, wollte er eine weitere Eskalation der Situation verhindern.
    Eine Berührung. Rau, schmirgelnd – und sie schien ewig zu dauern. Angst und Panik schlichen sich in Li Ziyangs Herz. Er zog die Füße so weit wie möglich an, drehte sich im Kreis und blickte nach unten, ins sonst so klare Wasser.
    Ein heller, großer Schatten zeichnete sich da ab, wohl mehrere Meter lang. Oder täuschte er sich? Spielte ihm seine erhitzte Fantasie einen Streich, und das aufgewühlte Wasser sorgte für eine Art Linseneffekt?
    Das Wesen entfernte sich mit rasender Geschwindigkeit und war bald nicht mehr zu sehen.
    »Zurück ans Ufer!«, forderte Li Ziyang die Ehrenwerten Herren Xang und Yang auf. »Schwimmen Sie, so schnell Sie können!«
    Er winkte den Insassen aller Ruderboote, ihnen zu Hilfe zu kommen. Die Männer zögerten. Sie schrien wild durcheinander, und sie deuteten auf etwas, das hinter Li Ziyang geschah.
    Nur nicht nach hinten blicken!
, ermahnte er sich.
Schwimm weiter; schwimm so rasch wie niemals zuvor in deinem Leben!
    Mit einem Mal wurde ihm bewusst, welch großer und unbekannter Lebensraum sich unter ihm auftat. Was wussten die Menschen schon über die Untiefen der Meere und der Seen? Er trieb an der Oberfläche des Unbekannten dahin und hatte sich niemals darum geschert; er hatte sich von den Früchten des Meeres und der Seen ernährt, ohne auch nur einen Gedanken an diese komplexen Biosphären zu verschwenden …
    Die Kraft in seinen Armen ließ nach. Noch immer war er mehr als zwanzig Meter vom rettenden Ufer entfernt. Xang und Yang hatte er weit hinter sich gelassen. Sie waren seine Lebensversicherung. Wenn da tatsächlich etwas war, würde es sich zuerst um seine langsameren Kollegen kümmern.
    Abermals tönten entsetzte Schreie vom Ufer – und diesmal konnte Li Ziyang dem Gefühl morbider Neugierde nicht widerstehen. Er drehte sich auf den Rücken und blickte zurück.
    Und er sah, was die ungewohnten, ungewöhnlichen Wellen ausgelöst hatte. Sah, was seine Beine berührt hatte. Sah, welch ein Geheimnis der Neun-Drachen-See barg. Er sah, wie der riesenhafte Fisch auftauchte, wie er den Ehrenwerten Herrn Xang mit einem einzigen Bissen verschlang. Ein Wels war es, mit kleinen roten Augen und meterlangen Barteln, die das Maul wie Flussschlangen umkreisten.
    Li Ziyangs Herz schlug mit einem Mal so rasch wie eine Nähmaschine. Er glaubte, nicht mehr genug Luft zu bekommen, und seine Glieder fühlten sich weich wie Reispudding an. Erst als der Riesenwels unters Wasser glitt und, mächtige Bugwellen hinter sich herschleppend, Kurs auf den schreckstarr dahintreibenden Ehrenwerten Herrn Yang nahm, kehrte das Leben in ihn zurück. Er kraulte so rasch wie niemals zuvor in seinem Leben dem rettenden Ufer entgegen. Schüsse peitschten über ihn hinweg und schlugen im Fleisch des Monsters ein. Ein schriller Schrei ertönte, dann zerbarsten die Knochen des Ehrenwerten Herrn Xang. Sein Körper klatschte schwer auf die Wasseroberfläche. Der Riesenwels brüllte. Es war ein Ton, den Li Ziyang nie in seinem Leben vergessen würde.
    Plötzlich spürte er Boden unter seinen Beinen. Er ruderte weiterhin wie wild mit seinen Armen, während er nun gegen den Widerstand des Wassers aufs Ufer zuwatete.
Beide sind sie tot!
, dachte Li Ziyang panisch.
Aufgefressen von diesem Monster, diesem Schwarzen Drachen der Flut

    Er glaubte, stinkenden, fischigen Atem zu riechen und das Reiben schuppiger Haut auf seinen Beinen zu spüren. Weitere Schüsse pfiffen ihm um die Ohren. Die Leibwächter pumpten mit ihren kleinkalibrigen Waffen Unmengen von Blei in den Leib dieses Monstrums, während er endlich das rettende Ufer erreichte. Er kroch und lief weiter, ohne sich umzudrehen. Sein Bauch schwappte hoch und nieder, sein Herz schmerzte, sein Kopf drohte von der ungewohnten Anstrengung zu platzen. Hinter sich hörte er Entsetzensschreie. Li

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