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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Es war mindestens fünfzehn Meter tief; andernfalls hätte Li Ziyang den algenbewachsenen Boden sehen können.
    »Es muss ein besonderes Privileg sein«, sagte der Ehrenwerte Herr Yang, »über einen Stadtteil wie diesen die finanzielle Kontrolle zu bewahren.«
    »Das ist es in der Tat.« Li Ziyang fühlte sich geschmeichelt. Die beiden Honoratioren hatten allen Grund, ihm Honig ums Maul zu schmieren. Sie wollten etwas von ihm, und ihre politischen Positionen waren bei Weitem nicht stark genug, um sich auf nachhaltige Drohungen verlegen zu können.
    »Ich hörte, dass die Weixang Corporation einen Teil dieses Tals für ihre Bedürfnisse nützen möchte«, sagte der Ehrenwerte Herr Xang und prustete Wasser aus seinem Mund.
    »Und wenn es so wäre, Ehrenwerter Vorsitzender?« Ausgezeichnet. Die Verhandlungen begannen rascher als erwartet, und so, wie seine beiden Partner keuchten, würden sie noch rascher ein Ende finden. Li Ziyang beglückwünschte sich zu dem Einfall, ihre Konferenz im Wasser über die Bühne gehen zu lassen.
    »Es muss schwer sein, so unterschiedliche Interessen wie die der Papier erzeugenden Industrie und die des Fremdenverkehrs miteinander in Einklang zu bringen.«
    »Es gibt Möglichkeiten zur Lösung«, erwiderte Li Ziyang mit der gebotenen Vorsicht. Er durfte sich nicht allzu früh über den Tisch ziehen lassen. Nun galt es, das Angebot, das die beiden an der Weixang Corporation beteiligten Politiker ihm machen wollten, so hoch wie möglich zu treiben. Li Ziyang wusste einen ganzen Rattenschwanz an Beamten hinter sich, die einen Teil des Geldes für sich beanspruchen würden. Sie mussten notwendige Gutachten erstellen, Umweltbedenken entkräften, die Bewohner eines kleinen Dorfes am Westufer umsiedeln und die Argumente der Gegenparteien mit der notwendigen Nachhaltigkeit vertreten. Selbst der parteipolitische Mob, der noch vor ein paar Jahren widerspruchslos mobilisiert werden konnte, verlangte heutzutage Geld. Alles war viel komplizierter als in der guten, alten Zeit.
    Li Ziyang hatte seine Ausgaben mit fünfzigtausend Yuan kalkuliert. Alles, was er darüber hinaus aushandeln konnte, würde in seine eigene Hosentasche wandern.
    »Das Wasser ist unruhig«, sagte der Ehrenwerte Herr Xang. Er deutete auf halbmeterhohe Wellen, die gemächlich auf sie zurollten.
    »Der Monsun bringt mitunter stürmischen Wind von den Bergen herab. Die Unruhe hält aber nie länger als ein paar Minuten an. Machen Sie sich bitte keine Sorgen.« Li Ziyang winkte einem der Ruderboote, näher zu kommen. Darin saßen drei seiner vertrauenswürdigsten Mitarbeiter. Sie würden in angemessenem Abstand warten und seinen beiden Gesprächspartnern das notwendige Gefühl der Sicherheit bieten.
    Die Wogen erreichten Li Ziyang. Er wurde hochgehoben, er sank ins nächste Wellental hinab.
Immer mitgehen, dem Wasser den geringstmöglichen Widerstand bieten
, dachte er.
Denn die biegsame Weidenrute widersteht dem Sturm, während die Zypresse fällt
.
    Er achtete auf die beiden Ehrenwerten Herren in seiner Gesellschaft. Sie verhielten sich durchaus tollpatschig; doch nachdem die ersten drei Wellen folgenlos über sie hinweggeschwappt waren, nahmen sie die ungewohnte Situation mit einem Lachen hin. Sie trieben hoch und nieder, hoch und nieder, während das Wasser allmählich ruhiger wurde.
    Ein Blitz zuckte übers Firmament. Der Monsun kam früher als erwartet, und weitere Schaumwellen drohten.
    »Ehrenwerte Herren«, sagte Li Ziyang, »es wäre besser, die Unterhaltung an Land fortzusetzen.«
    Die beiden Honoratioren blickten indigniert, aber auch erleichtert. Nur allzu gerne gingen sie auf seinen Vorschlag ein und folgten ihm zurück zum Ufer.
    Für Li Ziyang war es ein Augenblick der Schande. Er verlor sein Gesicht, denn dieser Ausflug war seine Idee gewesen. Doch er hatte sich in endlosen Auseinandersetzungen in den klimagekühlten Büros der nahen Stadt gestählt und beherrschte das in der Politik so wichtige maskenhafte Lächeln mittlerweile meisterhaft. Jemand wie er musste kleine Niederlagen wie diese hinnehmen können – und sich dabei möglichst unbeeindruckt geben.
    Der Ehrenwerte Herr Xang stieß einen erschreckten Schrei aus. Er hob sich so weit aus dem Wasser, dass sein Bauch sichtbar wurde. Er keuchte, er verschluckte sich, er klatschte die Hände in Panik aufs Nass. »Mich hat etwas an den Füßen berührt! Etwas Kaltes, Großes!«
    Mit raschen Schwimmzügen näherte sich Li Ziyang seinen Gesprächspartnern. Beide

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