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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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wanderte davon. Er achtete nicht länger auf seine nach wie vor in höchster Aufregung gefangenen Leibwächter und Beamten, die sich um den freigelegten Kadaver des Ehrenwerten Herrn Xang kümmerten. Er scherte sich auch nicht um die Bauern, die große Stücke Fleisch aus dem Leib des Tiers schnitten und sich um die Beute stritten.
    Stattdessen pflückte er einen rotgelben Apfel – war er schon auf dem Herweg durch diesen breiten Obsthain gewandert? –, biss herzhaft hinein und sah zu, dass er diesen Ort des Schreckens verließ. Niemals mehr wollte er einen Fuß in diesen Teil der Provinz setzen.

20 Die schreckliche Welt
    Alebin hatte sich ausführlich mit Gofannons Berichten über das Schattenland beschäftigt. Er wusste von der Gefahr, sich im Selbst zu verlieren und Schritt für Schritt zu versteinern, und er wusste, dass sich, so unwirtlich diese Welt auch sein mochte, überall Leben festgeklammert hatte. Leben, das selbst ihm gefährlich werden konnte.
    Er konzentrierte sich auf die Bestie. Sie marschierte schnurstracks auf ein Ziel zu, das sich jenseits des Horizonts befinden musste. Links und rechts ihres Weges ragten steinerne Stelen in die Höhe: Relikte jener Wesen, denen das grausame Schicksal der Selbstvergessenheit widerfahren war. Die steinernen Mahnmale waren Alebin Warnung genug, nicht in seiner Konzentration nachzulassen.
    Er verspürte Hunger und Durst; doch nach einer Weile vergaß er diese Bedürfnisse. Sie waren von minderer Bedeutung, und er ließ sich keinesfalls verlocken, als er rechts von sich einen mit blaugrauer Flüssigkeit gefüllten Teich wahrnahm.
Nur nicht vom Weg abweichen!
, ermahnte er sich einmal mehr.
    Kaum hatte er den Tümpel in gehörigem Sicherheitsabstand passiert, wurde er in seiner Vorsicht bekräftigt: Ein Polypenarm schob sich aus dem Wasser, ragte alsbald bis zu einer Höhe von zwanzig Metern oder mehr auf – und klatschte mit einer derartigen Wucht herab, dass die Spiegelfläche ringsum zu zittern und zu vibrieren begann. Der Arm füllte den Teich fast zur Gänze aus; was auch immer sich dort befand – es musste weit ins Innere des Bodens reichen und nach Nahrung fischen.
    Alebin sah zu, dass er weiterkam, stets von der Bestie geleitet. Stunden vergingen. Oder Tage? Er wusste es nicht, es wurde einerlei. Alebin setzte Schritt vor Schritt. Seine Gedanken galten einzig und allein dem grenzenlosen Reich, das er aufzubauen trachtete. Immer wieder malte er sich aus, wie sein Eroberungsfeldzug weitergehen würde. Die Ruhenden Streitkräfte des Thanmór waren, wenn man den alten Legenden vertraute, ein Erfolgsgarant. Sie würden wie eine Lawine über die Heere seiner Gegner schwappen, sie mit sich reißen und in die Unendlichkeit spülen. Alebin würde in das entstehende Machtvakuum vorstoßen und die Herden jener, die seinen Angriff überlebten, von da an leiten.
    Denn das Siegel der Herrschaft über zwei oder mehr Welten gehörte ihm und niemandem sonst. Merlin hatte sich geirrt und auf das falsche Pferd gesetzt. Er, Alebin, Sohn der Koinosthea, war stets der Ausersehene gewesen. Nicht dieser Emporkömmling Artus, dessen Regentschaft nur so kurz gewährt und so wenig bewirkt hatte.
    Die Bestie beschleunigte ihre Schritte, ihr zerzauster Schweif bewegte sich unruhig hin und her. Das Ziel musste nahe sein.
    Der Horizont sackte zur Mitte seines Gesichtsfeldes hin ab. Es war, als bewege er sich durch eine konkav geschliffene Linse auf deren Mittelpunkt zu. Die Sonne strahlte
noch
mehr Hitze ab, und die Spiegelfläche reflektierte sie nach allen Richtungen.
    Was geschah mit ihm? Welche Geheimnisse verbargen sich an diesem Ort, der noch seltsamer, noch unwahrscheinlicher als alles andere wirkte, was Alebin bislang auf seiner Reise gesehen hatte? Der Boden unter seinen Beinen war brüchig wie dünnes Eis. Splitter lagen allerorts; ringsum war Klirren und Krachen zu hören.
    Die Bestie stockte. Ihre breiten Ohren richteten sich auf. Sie lauschte nach vorne, als könnte sie etwas hören, was dem Elfen entging. Auch er blieb stehen und versuchte zu erfassen, was seine Begleiterin zum Anhalten bewogen hatte.
    Gebückt tastete er nach einem der Splitter. Er war scharfgratig, von Staubschlieren bedeckt und mehrere Zentimeter dick – ganz klar aus dem Boden gebrochen.
    Alebin fühlte sein Herz rasen. Dieser Ort war einzigartig. Singulär. Scheinbar alles fand an ihm ein Ende – und einen Anfang.
    Vergeblich versuchte sich der Elf an einer Beschwörung, die die beißenden Schmerzen

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