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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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und erhob sich von seinem Lager. Es hatte ihn zurück auf die Große Insel gezogen, hin zu seinem Stammsitz. Die Burg war in erbärmlichem Zustand; kein Wunder, nachdem er sich fünfzig Jahre lang nicht um sie gekümmert hatte. Es hatte ihn einige Arbeit – und mehrere Säcke voll Goldmünzen – gekostet, die Menschen in den Dörfern ringsum davon zu überzeugen, dass er der rechtmäßige Erbe dieses Landes war. Die halb verhungerten Kreaturen, die von der Fischerei lebten und regelmäßigen Überfällen durch beutehungrige Piraten von den nördlichen Inseln ausgesetzt waren, ließen sich nur schwer dazu bewegen, ihm beim Wiederaufbau seines Stammsitzes zu unterstützen. Sie fürchteten ihn; wilde Geschichten waren in Umlauf geraten. Das Volk redete von Hexerei, von Teufeln und anderen unheiligen Gestalten, die in den Ruinen des ehemaligen Brochs ihr Unwesen trieben. Eine neue Zeit brach an; heilige Männer, die den alten Religionen allmählich den Rang abliefen, wanderten umher und verkündeten neue Heilslehren. Es war eine Zeit des Umbruchs, nicht nur auf der Insel. Auch in der Elfenzeit änderten sich die Dinge.
    Er trat ans Fenster und blickte an einem erbärmlichen Holzgerüst vorbei in die Düsternis der Nacht. In der Ferne schwebten dünne Fahnen vergehenden Nordlichts, geschmückt vom Leuchten glitzernder Sterne. Es war kalt, sein Atem gefror. Der Winter hielt Einzug; ein Winter, den es im Reich der Elfen nicht gab.
    Alebin schüttelte den Kopf. Das Haar, das er mittlerweile weit bis über die Schultern hinab trug, flog wild umher. Er war unzufrieden wie fast immer. Eine tief in ihm verwurzelte Unruhe trieb ihn vom Menschenreich nach Earrach – und nach kurzer Zeit wieder zurück; schon nach wenigen Monaten war er der Welt der Menschen überdrüssig. Er war gebrandmarkt als heimatloser Bastard, der niemals zu Glück und Ausgeglichenheit finden würde.
    »Ihr kriegt mich nicht unter!«, sagte er knurrend, ohne recht zu wissen, wen er mit seinen Worten meinte. »Mich nicht! Ihr mögt glauben, dass ich weder Elf noch Mensch bin. Doch in Wirklichkeit bin ich beides! Ich bin ein Mensch mit der Weisheit Earrachs und ein Elf mit der Gewissenlosigkeit eines Menschen. Es gibt nichts, was mich noch überraschen könnte, gar nichts!«
    Gwynne drehte sich ihm schläfrig zu, die Augen nur halb geöffnet. »Komm zurück ins Bett, Ally«, sagte sie, »und ich bereite dir die Überraschung deines Lebens.«
    Ally nannte sie ihn. Die Menschen hatten ein Faible für Abkürzungen und Kosenamen, das er niemals verstehen würde. Er verachtete sie und ihre Lebensweisen. Andererseits … Diese Geschöpfe waren williges Fußvolk, und mit gezieltem Einsatz seiner manipulativen Fähigkeiten würde es ihm gelingen, sie sich allesamt untertan zu machen.
    »Ich bin schon da, Gwynne«, sagte er und schlüpfte zurück ins Bett. Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und genoss die laszive Leidenschaft der jungen Frau. Sie setzte sich auf ihn und begann, mit kreisenden Beckenbewegungen auf ihm zu reiten.
    Die Wechsel zwischen den beiden Welten wurden für ihn zur Routine. Auf der Großen Insel, die von manchem Bewohner nun Brythunia genannt wurde, steckte er da und dort Pflöcke ein; wie einst Merlin vor ihm machte er sich bei Mächtigen und Herrschern vorstellig. Er zeigte einige seiner einfachsten Zauberkunststücke und bot seine Dienste an. Alebin musste sich zuallererst einen Namen machen, bevor er seine Rekrutierungs- und Expansionsgelüste in ein Konzept packen konnte.
    Wenn er für einige Zeit nach Earrach wechselte, agierte er mit menschlicher Schlauheit. Er sammelte Unzufriedene um sich und solche, die Koinostheas Macht fürchteten. Viele Elfengeschlechter waren bereit, einen präventiven Schlag gegen seine Mutter zu führen. Noch war es aber nicht so weit; es bedurfte weiterer Intrigen, um die Stimmung gegen sie zu schüren. Das Volk musste sich von ihr abwenden.
    Regiatus und Ainfar kümmerte dies nicht. Als Koinosthea Wind von Alebins Vorhaben bekam und ausgerechnet die beiden wohlgeratenen Söhne der anderen Mütter um Unterstützung gegen ihn bat, rührten diese keinen Finger. Sie waren froh, endlich einmal nicht den Intrigen der Rachedürstenden ausgesetzt zu sein, und ließen mitteilen, dass diese interne Familienangelegenheit nicht die ihre sei.
    »Meine Brüder meinen, damit fein heraus zu sein«, sagte Alebin grinsend.
    »Ich verstehe dich nicht.« Gwynne, die ihn erstmals ins Reich der

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