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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ein anderes Motiv dahintersteckt.«
    »Und das steht wirklich alles in meiner Akte?«
    »Aber ja.«
    »Was für eine Augenfarbe habe ich?«
    Schitt ignorierte meine Frage und trank einen Schluck Kaffee.
    »Kolumbianischer. Der beste, den es gibt. Sie glauben, daß Hades noch am Leben ist, Next. Ich glaube, Sie haben eine Ahnung, wo er steckt. Gehe ich recht in der Annahme, daß er in Swindon ist und Sie deswegen dorthin wollen?«
    Ich sah ihm direkt in die Augen. »Nein. Ich will nach Hause, um mit mir selbst ins reine zu kommen.«
    Jack Schitt ließ sich nicht überzeugen. »Für mich gibt es keinen Streß. Bloß schwache Menschen und starke Menschen. Und nur starke Menschen überleben Männer wie Hades. Sie sind eine sehr starke Frau.«
    Er schwieg einen Augenblick.
    »Falls Sie es sich anders überlegen, rufen Sie mich an. Aber seien Sie gewarnt. Ich behalte Sie im Auge.«
    »Wie Sie wollen, Mr. Schitt, trotzdem würde ich Sie gern etwas fragen.«
    »Ja?«
    »Was interessiert
Sie
eigentlich so sehr an Hades?«
    Wieder lächelte Jack Schitt. »Ich fürchte, das unterliegt der Geheimhaltung, Miss Next. Guten Tag.«
    Er tippte sich an den Hut, stand auf und ging. Ein schwarzer Ford mit getönten Scheiben hielt vor dem Friedhof, Schitt stieg ein, und der Wagen brauste davon.
    Ich blieb sitzen und dachte nach. Als ich dem Polizeipsychiater erklärt hatte, ich könne wieder arbeiten, hatte ich gelogen; als ich Jack Schitt das genaue Gegenteil versichert hatte, auch. Daß Goliath sich für Hades und das
Chuzzlewit
-Manuskript interessierte, konnte eigentlich nur finanzielle Gründe haben. Wenn die Goliath Corporation gemeinnützig und selbstlos war, dann war Dschingis Khan ein Polsterstuhl. Den Goliath-Leuten ging’s einzig und allein um Kohle, und niemand traute ihnen auch nur eine Handbreit über den Weg. Zwar hatten sie England nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut und der Wirtschaft neues Leben eingehaucht. Doch früher oder später mußte die gesundete Nation auf eigenen Füßen stehen, und Goliath wurde längst nicht mehr als großzügiger Onkel, sondern nur noch als despotischer Stiefvater betrachtet.

8. Luftschiff nach Swindon
    … Es ist schlicht sinnlos, gutes Geld für den Bau eines Flugzeugmotors ohne Propeller auszugeben. Was spricht eigentlich gegen Luftschiffe? Sie tragen die Menschheit seit hundert Jahren nahezu unfallfrei durch die Lüfte, und ich sehe keinen Grund, ihre Popularität zu untergraben …
    Die Kongreßabgeordnete Kelly in einer Rede gegen die Bereitstellung öffentlicher Gelder für die Entwicklung eines sogenannten Düsenantriebs, August 1972
    Ich flog mit dem Luftschiff nach Swindon. Der kleine Zwanzigsitzer war nur halbvoll, und dank des kräftigen Rückenwinds machten wir gute Fahrt. Die Eisenbahn wäre natürlich billiger gewesen, aber wie so viele Menschen flog ich für mein Leben gern mit einer »Zigarre«. Als kleines Mädchen war ich mit meinen Eltern an Bord eines gigantischen Luftschiffes der Klipperklasse nach Afrika gereist. Wir waren quer durch Frankreich geflogen, über den Eiffelturm hinweg, vorbei an Lyon, mit Zwischenstop in Nizza, und dann weiter über das glitzernde Mittelmeer, wo ich Fischern und den Passagieren von Ozeandampfern zuwinkte, und sie winkten zurück. Nachdem der Captain den Leviathan durch gekonnten Einsatz der zwölf voll schwenkbaren Propeller einmal rings um die Pyramiden gelenkt hatte, landeten wir in Kairo. Drei Tage später fuhren wir nilaufwärts nach Luxor, wo wir ein Kreuzfahrtschiff bestiegen, das uns wieder zur Küste brachte. Dann traten wir an Bord der
Ruritania
die Heimreise nach England an, durch die Straße von Gibraltar und den Golf von Biskaya. Kein Wunder, daß ich sooft es ging zu den lieben Erinnerungen meiner Kindheit zurückkehrte.
    »Eine Zeitschrift, Ma’am?« fragte der Steward.
    Ich verneinte. Bordzeitschriften waren langweilig, außerdem machte es mir Spaß, die englische Landschaft vorübergleiten zu sehen. Es war ein herrlicher Sonnentag, und das Luftschiff brummte an den watteweißen Wölkchen vorbei, die den Himmel fleckten wie eine Herde fliegender Schafe. Die Chilterns erhoben sich artig, um uns zu begrüßen, und verblaßten in der Ferne, während wir Wallingford, Didcot und Wantage überflogen. Das Uffington White Horse zog unter uns vorbei und weckte Erinnerungen an Picknicks und Liebeleien. Landen und ich waren oft dort gewesen.
    »Corporal Next?« erkundigte sich eine vertraute Stimme. Im Gang stand ein Mann

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