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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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war, dass er nach herkömmlichen Begriffen gar nicht mehr existierte: Durch ein zeitlich genau abgestimmtes Klopfen an der Haustür seiner Eltern im Jahre 1917 hatte die Chrono-Garde dafür gesorgt, dass der Vorgang, der ursprünglich zu seiner Zeugung geführt hatte, jählings abgebrochen wurde. Trotzdem war mein Vater noch immer vorhanden, und meine Brüder und ich waren durchaus gezeugt worden. »Die Dinge«, pflegte mein Vater zu sagen, »sind eben viel komplizierter, als wir uns vorstellen können.«
    Er machte sich mit einem Bleistiftstummel ein paar Notizen.
    »Wie geht's dir denn überhaupt?« fragte er.
    »Ich glaube, ich bin gerade versehentlich von einem Spec- Ops-Scharfschützen erschossen worden«, sagte ich.
    Er lachte, bis er plötzlich merkte, dass ich es ernst meinte.
    »Du meine Güte!« sagte er. »Du lebst wirklich gefährlich. Aber mach dir keine Sorgen. Ehe du nicht gelebt hast, kannst du nicht sterben. Was hört man Neues von zu Haus?«
    »Bei meiner Hochzeits-Party war ein Offizier der Chrono-Garde, der wissen wollte, wo du dich aufhältst.«
    »Lavoisier?«
    »Ja, kennst du ihn?«
    »Das will ich meinen«, seufzte mein Vater. »Er war schließlich siebenhundert Jahre mein Partner.«
    »Er hat gesagt, du wärst sehr gefährlich.«
    »Nicht gefährlicher als jeder andere, der es wagt, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Wie geht's deiner Mutter?«
    »Gut. Aber du könntest wirklich mal etwas unternehmen, um dieses Missverständnis wegen Emma Hamilton aufzuklären.«
    »Ich schwör's dir, es ist nichts dran an der Sache«, sagte er. »Emma und ich ... also Lady Hamilton und ich sind lediglich gute Freunde.«
    »Das kannst du Mutter ja sagen.«
    »Ich versuch es dauernd, aber du weißt ja, was sie für ein Temperament hat. Ich brauche nur zu erwähnen, dass ich dem Anfang des 19. Jahrhunderts auch nur nahe gekommen bin, und schon rastet sie aus.«
    Ich sah mich um. »Wo sind wir eigentlich?«
    »Im Sommer 1972. Bei der Arbeit alles in Ordnung?«
    »Wir haben ein dreiunddreißigstes Stück von Shakespeare gefunden.«
    »Dreiunddreißig?« wiederholte mein Vater. »Das ist aber merkwürdig. Als ich ihm damals die Gesammelten Werke zum Verteilen gebracht habe, waren es achtzehn.«
    »Aber bis gestern waren es immerhin schon zweiunddreißig.«
    »Hmm«, sagte mein Vater mit gerunzelter Stirn. Seine Arbeit im Zeitstrom war trickreich und manchmal verstand er sie selbst nicht so leicht.
    »Vielleicht hat dieser Schauspieler selbst angefangen, welche zu schreiben?« sagte ich.
    »Beim Donner, da könntest du Recht haben! Er sah ganz schön helle aus. Sag, wie viele Komödien haben wir jetzt?«
    »Fünfzehn«, erwiderte ich.
    »Aber ich hab ihm doch bloß drei mitgebracht. Die müssen so populär gewesen sein, dass er neue verfasst hat!«
    »Das würde erklären, warum die Komödien alle so ziemlich auf dasselbe hinauslaufen«, sagte ich. »Verwünschungen, Schiffbruch, Zwillinge -«
    »- unrechtmäßige Herzöge, als Männer verkleidete Frauen«, ergänzte mein Vater. »Da könntest du Recht haben.«
    »Aber warte mal -« sagte ich.
    Mein Vater, der spürte, dass ich im Begriff war, mich wegen scheinbar unauflöslicher chronologischer Widersprüche zu beunruhigen, brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Eines Tages wirst du alles verstehen, und es wird ganz anders sein, als du es dir jetzt beim besten Willen vorstellen kannst«, sagte er.
    Ich muss ziemlich blöde geschaut haben, denn er fuhr fort: »Thursday, du darfst nie vergessen, dass unser Denken, sei es nun religiös, philosophisch oder wissenschaftlich, ebensolchen Moden unterliegt wie unser Musikgeschmack und unsere Kleidung. Es ist wie mit den Rockbands. Die Veränderungen dauern nur etwas länger.«
    »Das wissenschaftliche Denken ist eine Rockband? Wie darf ich mir denn das vorstellen?«
    »Na ja, alle paar Jahre kommt eine neue Gruppe daher. Wir hören sie im Radio, wir mögen sie, kaufen die Schallplatten und Poster, lassen sie im Fernsehen auftreten, machen sie zu Idolen, bis eines Tages -«
    »- die nächste Gruppe daherkommt?«
    »Genau. Aristoteles war so eine Rockband. Eine sehr gute, aber auch schon die sechste oder siebte. Er war die beste Band bis zu Isaac Newton, aber auch der wurde inzwischen durch einige neuere Boy-Bands ersetzt. Anderer Haarschnitt, andere Bewegungen, andere Musik.«
    »Einstein, hab ich Recht?«
    »Genau. Verstehst du, was ich sage?«
    »Ich glaube.«
    »Gut. Dann versuch dir jetzt mal vorzustellen,

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