Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Wissenschaftler, die das Experiment in ihren Elfenbeintürmen verfolgten, nicht weitsichtig genug gewesen waren, um zu begreifen, dass eine neue menschliche Spezies erhebliche soziale Probleme in der Welt auslösen musste, die solche Wesen seit dreißigtausend Jahren nicht mehr gesehen hatte. Dabei war es doch gar nicht sonderlich überraschend, dass viele Neandertaler auf die Zwänge des modernen Lebens nicht vorbereitet und dementsprechend verwirrt waren. Der Homo sapiens erwies sich als höchst un-sapiens.
    GERHARD VON SQUID Neandertaler. Rückkehr nach kurzer Abwesenheit
    Zufälle sind etwas Merkwürdiges. Ich mag besonders die Geschichte mit dem Pokerspieler namens Fallon, der 1858 in San Francisco erschossen wurde, weil er falsch gespielt hatte. Das Geld des Toten aufzuteilen bringt Unglück, dachte man damals, und so drückte man die $ 600 in der Hoffnung, sie alsbald zurückzugewinnen, einem jungen Mann in die Hand, der gerade vorbeikam. Aber der Fremde machte aus den $ 600 sehr bald $ 2200, und als die Polizei kam, forderte man ihn auf, die ursprünglichen $ 600 wieder herauszurücken, damit man sie den Hinterbliebenen des toten Spielers geben könne. Nach einer kurzen Untersuchung allerdings musste man dem jungen Mann das Geld zum zweiten Mal aushändigen, denn wie sich herausgestellt hatte, war der junge Mann Fallons Sohn, der seinen Vater seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Mein Vater hat mir beigebracht, dass man Zufälle in der Regel ungestraft ignorieren kann. »Es wäre weitaus bemerkenswerter«, pflegte er immer zu sagen, »wenn es keine Zufälle gäbe.«
    Ich betrat den Waggon, zog die Notbremse und befahl allen Reisenden, den Skyrail sofort zu verlassen. Der Fahrer, ein Neandertaler, warf mir einen verblüfften Blick zu, als ich den Fuß in die Tür zum Führerhaus stellte. Ich zog ihn heraus, versetzte ihm einen Kinnhaken und legte ihm Handschellen an. Ein paar Tage im Kittchen zum Abkühlen, dann konnte er wieder nach Hause. Die sieben Frauen, die im Zug saßen, schwiegen verblüfft und schockiert, als ich den Neandertaler durchsuchte und ... nichts fand. Ich überprüfte die ganze Kabine und sogar die Frühstückstasche des Mannes, aber die aus Seife geschnitzte Pistole war nirgends zu finden.
    Die unangenehme betuchte Dame, die ehedem so wild darauf gewesen war, den Fahrer mit ihrem Schirm zu bearbeiten, war jetzt voll gerechter Empörung: »Das ist ja abscheulich! So über einen armen, wehrlosen Neandertaler herzufallen! Pfui, Schande! Das werde ich meinem Mann erzählen!«
    Eine der anderen Frauen hatte inzwischen SpecOps-21 gerufen, und eine dritte tupfte dem Neandertaler mit ihrem Taschentuch den blutenden Mund ab. Ich nahm Kaylieu die Handschellen ab und entschuldigte mich. Dann setzte ich mich in eine Ecke, nahm den Kopf in die Hände und überlegte, was da schiefgegangen sein könnte. Die Frauen hießen alle Irma Cohen, da war ich ganz sicher, aber sie würden es nie erfahren. Dad sagt, solche Sachen passieren dauernd.
     
    »Was haben Sie gemacht?« fragte Victor.
    »Ich habe einen Neandertaler geschlagen.«
    »Aber warum denn?«
    »Ich dachte, er hätte eine Pistole.«
    »Ein Neandertaler? Mit einer Pistole? Jetzt werden Sie bitte nicht albern!«
    Ich saß in Victors Büro und - was nicht oft bei ihm vorkam - die Tür war geschlossen. Man hatte mich verhaftet, verhört, erkennungsdienstlich behandelt und erst wieder auf freien Fuß gesetzt, nachdem Victor für mich gebürgt hatte. Wäre ich nicht so verwirrt gewesen, hätte ich mich sehr über diese Behandlung geärgert. So wie die Dinge lagen, tat mir vor allem Kaylieu leid. Ich hatte ihm einen Zahn ausgeschlagen.
    »Zugegeben«, sagte ich, »die Pistole war nur aus Seife geschnitzt - er wollte, dass ihn SO-14 erschießt. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Das eigentliche Opfer war ich. Wenn ich mit diesem Skyrail gefahren wäre, würde ich jetzt im Leichensack liegen, Victor. Jemand hat mir eine Falle gestellt. Jemand hat die Ereignisse dergestalt manipuliert, dass ich am Ende von einer verirrten SpecOps-Kugel erwischt worden wäre. Wahrscheinlich war das deren Vorstellung von einem Witz. Wenn mich nicht Daddy da rausgeholt hätte, säße ich jetzt auf einem Wölkchen und spielte die Harfe.«
    Victor runzelte die Stirn, und ich zeigte ihm die Lösung des Kreuzworträtsels in der heutigen Owl. Die drei entscheidenden Lösungsworte hatte ich grün markiert, und er las sie laut vor:
»Streitsüchtig, Thursday, Goodbye.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher