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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Untersuchungsrichter zurückgab.
    »Ruhe!« rief der Richter. »Herr H.?«
    »Was ist?« fragte der Staatsanwalt mürrisch.
    »Würden Sie vielleicht so freundlich sein und dem Gericht mitteilen, was Fräulein N. in mein Heft geschrieben hat?«
    »Darf ich fragen«, begann Hopkins in ungeduldigem Tonfall, »was das eigentlich mit dem vorliegenden Fall zu tun hat, Euer Ehren? Ich bin in dem Glauben erschienen, dass Fräulein N. hier wegen eines Eingriffs zweiten Grades in ein literarisches Kunstwerk verhört werden soll. Stattdessen sehe ich mich in schwachsinnige Diskussionen über Zimmermaler verwickelt. Ich habe nicht den Eindruck, dass dieser Gerichtshof etwas mit Rechts- und Wahrheitsfindung zu tun. Dies ist ein äußerst liederliches Verfahren, ich -«
    »Sie verstehen offensichtlich die Arbeitsweise dieses Gerichts nicht«, erklärte der Vorsitzende mit lauter Stimme, stand auf und hob seine Arme, um sich verständlich zu machen. »Es ist die Aufgabe des Staatsanwalts, dem Gericht nicht nur einen in jeder Hinsicht gründlich vorbereiteten Fall vorzulegen, sondern sich auch persönlich mit der Verfahrensordnung so vertraut zu machen, dass er diesen Fall angemessen vertreten kann.«
    Er setzte sich, während lebhafter Beifall aufbrandete.
    »So«, sagte der Richter mit etwas leiserer Stimme. »Entweder sagen Sie mir jetzt, was Fräulein N. in dieses Buch geschrieben hat, oder ich werde Sie wegen Missachtung des Gerichts festnehmen lassen.«
    Zwei Gerichtsdiener bahnten sich einen Weg durch die Menge und stellten sich hinter Hopkins auf, jederzeit bereit, ihn zu ergreifen. Der Richter wedelte mit seinem Notizheft und fixierte den Anklagevertreter mit einem drohenden Blick.
    »Nun?« fragte er. »Was war die beliebteste Farbe?«
    »Blau«, sagte Hopkins mit kläglicher Stimme. »Hellblau.«
    »Was sagen Sie?«
    »Hellblau«, wiederholte Hopkins mit etwas festerer Stimme.
    »Blau, hat er gesagt!« bellte der Richter. Die Menge schwieg und drängte noch näher heran, um nichts zu verpassen. Langsam und dramatisch öffnete der Richter das Heft und zeigte auf das quer über die Seite geschriebene Wort
grün.
Die Menge brach in aufgeregtes Geschrei aus, Hochrufe ertönten, Hüte und Mützen regneten auf uns herab.
    »Nicht blau und nicht hellblau, sondern grün«, sagte der Richter, schüttelte traurig den Kopf und gab den Wächtern ein Zeichen, den Staatsanwalt zu ergreifen. »Sie haben Schande über Ihren Berufsstand gebracht, Herr H. Sie stehen unter Arrest!«
    »Und wie lautet die Anklage?« fragte Hopkins arrogant.
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen!« rief der Untersuchungsrichter voller Triumph. »Das Verfahren ist eingeleitet, und Sie werden zu angemessener Zeit unterrichtet.«
    »Das ist doch absurd!« brüllte Hopkins, während er weggezerrt wurde.
    »Nein«, sagte der Richter, »das ist Kafka.«
     
    Als Hopkins draußen war und die Menge aufgehört hatte, aufgeregt durcheinander zu schnattern, wandte der Richter sich wieder mir zu und sagte: »Sie sind Thursday N., 36, eine Stunde und fünf Minuten verspätet und von Beruf Zimmermaler?«
    »Ja.«
    »Sie stehen hier vor Gericht wegen eines Verstoßes gegen - Wie lautet die Anklage?«
    Es herrschte Schweigen im Saal.
    »Wo ist der Vertreter der Anklage?« fragte der Richter.
    Einer der Gerichtsdiener flüsterte ihm etwas ins Ohr, während die Menge in spontanes Gelächter ausbrach.
    »In der Tat«, sagte der Richter. »Wie außerordentlich nachlässig. Ich fürchte, wegen der Abwesenheit des Anklagevertreters bleibt uns nichts anderes übrig, als den Fall zu vertagen.«
    Mit diesen Worten zog er einen großen Gummistempel aus seiner Tasche und ließ ihn heftig auf die Papiere niederkrachen, die Snell ihm blitzschnell auf den Tisch gelegt hatte.
    »Vielen Dank, Euer Ehren«, konnte ich gerade noch sagen, ehe Snell mich am Arm packte.
    »Nichts wie raus hier«, flüsterte er mir ins Ohr und steuerte mich durch das Gedränge der dunklen Anzüge zur Tür.
    »Bravo!« schrie ein Mann von der Galerie. »Bravo! ... und noch einmal bravo!«
     
    Im Vorzimmer fanden wir Miss Havisham ins Gespräch mit Esther vertieft. Gegenstand ihrer Unterhaltung war die Gemeinheit der Männer im Allgemeinen und das niederträchtige Wesen von Esthers Ehemann im Speziellen. Sie waren nicht die Einzigen im Vorzimmer. Auf der Wartebank saßen ein braungebrannter, mürrischer Grieche und ein Zyklop mit einem blutdurchtränkten Kopfverband. Die Rechtsanwälte in ihrer Begleitung standen in

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