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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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dann sagte sie plötzlich misstrauisch: »Du bist doch nicht etwa mit irgendwelchen geheimen Absichten zu mir gekommen?«
    »Nein«, log ich.
    »Du bist nicht etwa wegen etwas ganz anderem bei mir?«
    »Nein, keineswegs.«
    »Du bist keine Buch-Freibeuterin, die Gold und Abenteuer sucht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Dass ich zu ihr gekommen war, weil ich auf der Suche nach Landen war, hätte Miss Havisham möglicherweise gar nicht gefallen, und so beschloss ich, es lieber für mich zu behalten.
    »Du verschweigst mir doch irgendwas«, sagte sie langsam, »ich weiß nur nicht, was. Kinder sind so raffiniert, wenn sie lügen. Haben dich deine Dienstboten kürzlich verlassen?«
    Sie starrte auf das schmutzige Geschirr in der Spüle.
    »Ja«, sagte ich; denn ich hatte keine Lust auf weitere abfällige Bemerkungen. »Dienstboten sind im Jahre 1985 ein heikles Thema.«
    »Im 19. Jahrhundert war das auch nicht viel besser«, sagte Miss Havisham und hielt sich am Küchentisch fest, um sich zu stützen. »Jedesmal, wenn ich ein gutes Dienstmädchen finde, locken diese Kerle sie weg, diese Lügner und Gangster.«
    »Gangster?«
    »Männer!« zischte Miss Havisham voller Verachtung. »Das lügnerische Geschlecht. Denk an meine Worte: Wenn du ihrem Charme unterliegst, dann geht es dir schlecht, liebes Kind. Sie haben den Charme einer Schlange.«
    »Ich werde wachsam bleiben!« versprach ich.
    »Und achte auf deine Tugend«, verlangte sie ernsthaft.
    »Das versteht sich von selbst.«
    »Gut. Kann ich mir dieses Jackett leihen?« Sie zeigte auf die Swindon Mallets-Jacke von Miles Hawke. Ohne meine Antwort abzuwarten, nahm sie die Jacke und streifte sie über. Ihren Brautschleier ersetzte sie durch eine SpecOps-Mütze. Zufrieden fragte sie: »Geht es hier raus?«
    »Nein, das ist die Besenkammer. Die Ausgangstür ist da drüben.«
    Als wir die Tür öffneten, standen wir vor meinem Vermieter, der gerade die Faust gehoben hatte, um zu klopfen. »Aha!« knurrte er. »Da sind Sie ja endlich, Miss Next!«
    »Sie haben gesagt, ich hätte bis Freitag Zeit«, sagte ich.
    »Ich stelle Ihnen das Wasser ab. Und das Gas auch.«
    »Das können Sie nicht machen!«
    »Wenn Sie mir 600 Pfund oder einen Dodo Version 1.2 geben, nicht«, sagte er mit hämischem Grinsen.
    Aber sein lüsternes Feixen fiel jählings in sich zusammen, als Miss Havishams Spazierstock sich in seinen Hals bohrte. Sie drängte ihn rückwärts an die gegenüberliegende Wand und hielt ihn dort fest. Er würgte und wollte den Stock mit der Hand wegschlagen, aber Miss Havisham wusste genau, was sie tat: Sie drückte ein bisschen fester zu, und seine Hand sank herab.
    »Hör zu!« fauchte sie. »Wenn du Miss Next noch einmal in die Quere kommst, kriegst du es mit mir zu tun, Bursche. Sie wird dir dein Geld schon rechtzeitig geben, dafür werde ich sorgen, du elender Mistkerl.«
    Er keuchte, aber ihr Spazierstock lag weiter auf seiner Luftröhre. Die Angst zu ersticken weitete seine Augen, aber er konnte nur krampfhaft japsen und nicken.
    »Gut!« sagte Miss Havisham. Sie zog den Stock zurück, und der Vermieter fiel wie ein Mehlsack zu Boden.
    »Mistkerle«, erklärte Miss Havisham. »Verstehst du jetzt, was ich meine?«
    »Sie sind nicht alle so«, versuchte ich einzuwenden, als wir die Treppe hinuntergingen.
    »Unsinn!« sagte Miss Havisham. »Das war noch einer von der besseren Sorte. Zumindest hat er sich nicht bei dir einzuschmeicheln versucht. Ich würde sogar sagen, er war gar nicht so übel. Hast du ein Auto?«
     
    Miss Havishams Augenbrauen zuckten leicht, als sie die eigenartige Lackierung meines Porsche bemerkte.
    »Er war schon so, als ich ihn gekauft habe«, erklärte ich leicht verlegen.
    »Ich verstehe«, sagte Miss Havisham. »Gib mir die Zündschlüssel.«
    »Ich glaube nicht, dass -«
    »Gib mir die Schlüssel, Mädel! Wie lautet die Erste Regel?«
    »Ich tue genau, was Sie sagen.«
    »Nun, zumindest hast du ein gutes Gedächtnis«, sagte sie mit einem dünnen Lächeln.
    Zögernd gab ich ihr den Zündschlüssel. Miss Havishams Augen begannen zu leuchten. Schwungvoll setzte sie sich hinters Lenkrad. »Ist es der Sechszylinder?« fragte sie aufgeregt.
    »Nein«, sagte ich. »Der Standard-Motor. 1,6 Liter.«
    »Na schön!« knurrte Miss Havisham und trat den Gashebel zweimal durch, ehe sie den Zündschlüssel umdrehte. »Besser als gar nichts.«
    Mit lautem Donnern sprang der Motor an. Miss Havisham zog die Drehzahl bis in den roten Bereich hoch, legte den Gang

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