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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ein und ließ die Kupplung abrupt kommen. Wir schossen die Straße hinunter und ließen eine schwarze Wolke von verbranntem Gummi zurück. Der Wagen schleuderte von einer Seite zur anderen, während die Räder verzweifelt nach Halt suchten.
    Ich habe selten Angst in meinem Leben gehabt. Der Angriff auf die massierte Artillerie der kaiserlichen russischen Armee auf der Krim, der Kampf mit Acheron Hades und andere Polizeieinsätze waren nicht ungefährlich gewesen und hatten mir viel abverlangt. Aber nichts davon bewirkte eine solche Todesangst, wie ich sie als Beifahrerin von Miss Havisham in meinem eigenen Porsche erlebte. Wir müssen wohl gegen jede Verkehrsvorschrift verstoßen haben, die es je gab. Haarscharf rasten wir an Fußgängern, anderen Fahrzeugen, Verkehrsschildern und Laternenmasten vorbei. Wir überfuhren drei rote Ampeln, ehe Miss Havisham doch stoppen musste, um einem Sattelschlepper die Vorfahrt zu lassen. Sie lächelte zufrieden, und obwohl ihr Fahrstil erratisch und selbstmörderisch war, schien sie die Instinkte und das Glück eines
idiot savant
zu besitzen. Jedesmal, wenn ich dachte, wir müssten unweigerlich an einen Pfosten oder eine Hausmauer rasen, tippte sie auf die Bremse, schaltete herunter oder lenkte zur Seite - und verpasste das Hindernis jeweils um Haaresbreite.
    »Der Vergaser ist ein wenig unausgeglichen!« bellte sie, als wir an einer Gruppe erschrocken kreischender Fußgänger vorbeijagten. »Lass mich mal nachsehen, ja?« Sie zog die Handbremse an, wir schlidderten über einen abgesenkten Bürgersteig und stoppten einen halben Meter neben den Tischen eines Straßencafes, während ein halbes Dutzend Nonnen in einem Hauseingang Zuflucht suchten. Miss Havisham kletterte aus dem Wagen und klappte die Motorhaube auf.
    »Bring ihn mal bisschen auf Touren, Mädel!« rief sie mir zu. Ich tat, was sie von mir verlangte. Gleichzeitig versuchte ich die Stimmung der Leute im Cafe, die uns wütend und misstrauisch ansahen, mit einem zaghaften Lächeln ein wenig zu bessern.
    »Sie kommt nicht viel raus«, erklärte ich ihnen, als Miss Havisham die Motorhaube wieder schloss und sich auf den Fahrersitz fallen ließ. Aber es half nichts. Wieder jagte sie den Motor hoch und ließ die Gäste des Cafes in einer blauen Abgaswolke zurück.
    »Viel besser!« triumphierte Miss Havisham. »Kannst du es hören? Viel besser!«
    Alles, was ich hörte, war das Jaulen einer Polizeisirene. Ein Streifenwagen war hinter uns her.
    »Oh, verdammt!« murmelte ich. Miss Havisham versetzte mir einen schmerzhaften Schlag auf den Arm.
    »Au!« sagte ich. »Womit hab ich das jetzt verdient?«
    »Hör auf zu fluchen! Wenn ich etwas noch mehr als Männer hasse, dann ist es Gotteslästerung - aus dem Weg, ihr elenden Heiden!«
    Eine Gruppe von Frauen an einem Fußgängerüberweg zerstreute sich hastig, als Miss Havisham auf sie zuschoss und dabei mit der Faust drohte. Hinter uns sah ich jetzt das Blaulicht des, Streifenwagens. Die Sirene war ohrenbetäubend.
    Aber Miss Havisham dachte gar nicht daran zu halten. Sie schaltete herunter und legte sich in die Kurve. Nur knapp verfehlte sie einen Kinderwagen und die dazugehörige Mutter und landete auf einem Parkplatz. Erst gab sie Gas, um der Polizei zu entkommen, aber der Ausgang war durch einen Lieferwagen blockiert. Daraufhin trat sie abrupt auf die Bremse, machte einen Powerslide und raste in der Gegenrichtung davon.
    »Sollten wir nicht lieber anhalten?« fragte ich vorsichtig.
    »Unsinn, Mädel!« bellte Miss Havisham und suchte nach einem Ausweg. Die Polizei war uns schon wieder dicht auf den Fersen. »Zum Schlussverkauf muss man pünktlich sein! Halt dich fest, Mädel!«
    Vor uns lag ein Fußweg, der mit Zementblöcken abgesperrt war. Nur an einer Stelle schien eine Lücke zu sein. Sie war viel zu schmal für mein Auto.
    Aber Miss Havishams Augen schienen schärfer als meine zu sein: Wir schossen genau durch die Lücke, holperten über eine grasbewachsene Böschung an einer Statue von Brunel vorbei und gelangten auf eine Seitenstraße der Fußgängerzone, die wir in falscher Richtung durchfuhren. Und gerade als die Turmuhr zwölf Uhr schlug, hielten wir mit kreischenden Bremsen neben der Menschenmenge, die sich vor dem Eingang zur Swindoner Buch- und Antiquariatsmesse drängte.
    »Sie hätten beinahe acht Leute überfahren!« keuchte ich mühsam.
    »Ich habe mindestens zwölf gezählt«, sagte Miss Havisham fröhlich und stieß die Wagentür auf. »Und
beinahe
kann man

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