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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Miss Havisham die Waffe entlud. Maggie und Stephen, die von dem ganzen Drama nichts ahnten, glitten langsam vorbei und trieben weiter nach Mudport.
    »Wo haben Sie das her?« fragte Miss Havisham und zeigte auf das mit einem Zielfernrohr bestückte Gewehr.
    »Ich brauche Ihnen gar nichts zu sagen«, erklärte das Mädchen trotzig. »Ich wollte bloß ein Loch ins Boot schießen, ehrlich.«
    »Na, klar. Du kannst sie jetzt loslassen, Thursday.«
    Ich lockerte meinen Griff, und sie strich sich das Kleid glatt, das nach unserem kleinen Ringkampf einigermaßen zerknautscht war. Ich überprüfte, ob sie noch weitere Waffen mitführte, fand aber nichts.
    »Warum soll Maggie einen Keil in unser künftiges Glück treiben?« fragte sie zornig. »Es könnte alles so schön sein mit meinem lieben Stephen. Warum muss ich das Opfer sein? Wo ich doch allen nur Gutes tun wollte, besonders Maggie!«
    »Das sind nun mal die melodramatischen Verwicklungen, die es in einem Roman braucht«, sagte Miss Havisham müde. »Sagen Sie uns jetzt, woher Sie das Gewehr haben, oder nicht?«
    »Nein. Und Sie können mich nicht aufhalten! Diesmal sind sie vielleicht davongekommen, aber bei der nächsten Lesung bin ich wieder da! Denken Sie vielleicht, Sie hätten genug Jurisfiktion-Agenten, um Maggie die ganze Zeit zu bewachen?«
    »Ich finde Ihre Einstellung äußerst bedauerlich«, sagte Miss Havisham und sah ihr direkt ins Gesicht. »Ist das Ihr letztes Wort?«
    »Allerdings.«
    »Dann stelle ich Sie hiermit unter Arrest wegen des Versuchs, in ein literarisches Werk einzugreifen. Das ist ein Verstoß gegen § FMB/0608999 der Erzählordnung. Aufgrund der mir vom Gattungs-Rat verliehenen Vollmachten verbanne ich Sie aus der
Mühle am Floss
. Vorwärts!«
    Miss Havisham wies mich an, der jungen Frau Handschellen anzulegen. Als das geschehen war, fasste sie mich am Arm, und wir sprangen alle zusammen zurück in die Große Bibliothek.
    Dafür, dass sie eine auf frischer Tat ertappte und verhaftete Missetäterin war, erschien Lucy erstaunlich gelassen.
    »Sie können mich gar nicht einsperren«, sagte sie, als wir über den Korridor des dreiundzwanzigsten Stocks gingen. »Ich erscheine sieben Seiten weiter wieder in Maggies Traum. Wenn ich nicht auftauche, kriegen Sie eine Menge Ärger. Das kann Sie den Job kosten, Miss Havisham! Dann können Sie endgültig nach Satis House heimkehren!«
    »Ist das wahr?« Ich fragte mich plötzlich, ob Miss Havisham nicht tatsächlich ihre Befugnisse überschritt.
    »Es wird genau das passieren, was beim letzten Mal passiert ist«, sagte Miss Havisham, »nämlich gar nichts.«
    »Das letzte Mal?« fragte Lucy. »Aber das ist das erste Mal, dass ich so etwas probiert habe!«
    »Nein«, sagte Miss Havisham. »Leider nicht.«
    Miss Havisham zeigte auf ein Buch mit dem Titel The
curious experience of the Patterson Family on the Island of Uffa
und forderte mich auf, es zu öffnen. Bald standen wir auf dem steinigen Strand einer schottischen Insel. »Was soll das bedeuten?« fragte Lucy und sah sich mit wachsender Panik um. »Was ist das für ein Ort?«
    »Das ist ein Gefängnis, Miss Deane.«
    »Ein Gefängnis? Für wen?«
    »Für diese Frauen«, sagte Miss Havisham und zeigte auf eine Gruppe von jungen, hellhäutigen Lucy Deanes, die aus den Büschen gekommen waren und uns neugierig anstarrten. Unsere Lucy Deane sah erst uns, dann ihre identischen Schwestern und dann wieder uns an.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie und fiel auf die Knie. »Gebt mir noch eine Chance - bitte!«
    »Trösten Sie sich damit, dass Sie nicht automatisch ein schlechter Mensch sind«, sagte Miss Havisham. »Sie haben nur einen Wiederholungs-Charakter-Fehler. Sie sind eine Serien-Text-Fälscherin und die siebenhundertsechsundneunzigste Lucy Deane, die wir hier einsperren müssen. In weniger zivilisierten Zeiten wären Sie wahrscheinlich wieder zu Text gemacht worden. Guten Tag.«
    Damit verschwanden wir wieder in den Korridoren der Großen Bibliothek.
    »Herrje! Und ich dachte immer, dass sie noch der angenehmste Mensch in der
Mühle am Floss
ist«, sagte ich und schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Du wirst feststellen, dass die rechtschaffensten Figuren immer zuerst verrückt werden. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Lucy Deane beträgt nur ungefähr tausend Lesungen; danach setzt die Selbstgerechtigkeit ein. Es konnte zuerst auch keiner glauben, als David Copperfield seine erste Frau umgebracht hat. Hallo, Kater!«
    Der Warrington-Kater war

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