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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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nicht nach meiner Pistole, sondern nach meinem Reise-Buch, um abzuhauen. Es war die falsche Wahl. In Sekundenschnelle war ich überwältigt. Sie nahmen mir sowohl das Buch ab als auch die Pistole, hielten mich fest und stießen mich in ein benachbartes Haus. Dort wurde ich gewaltsam in ein Brautkleid gesteckt, das offenbar schon mehrfach benutzt worden war. Es war viel zu groß für mich.
    »Damit kommt ihr nicht durch!« schrie ich, als sie mir das Haar kämmten und flochten, während zwei starke Männer mich festhielten.
    »Du wirst dich schon an das Eheleben gewöhnen«, zwitscherte eine Frau, die den Mund voller Haarnadeln hatte. »Am Anfang sträuben sich alle, aber am Nachmittag sind sie meistens schon sanft wie die Lämmer. Nicht wahr, Mr Rustic?«
    »Genau, Mrs Passerby«, sagte einer der beiden Kerle, die meine Arme gepackt hatten. »Sanft wie die Lämmer.«
    »Soll das heißen, dass es schon andere gab?«
    »Es gibt nichts Besseres als eine gute Hochzeit«, sagte der andere Mann, »nichts, außer -«
    Der andere Mann trat ihm auf den Fuß, und er schwieg.
    »Nichts außer
was?
« fragte ich und versuchte mich erneut loszureißen.
    »Du musst stillhalten!« rief Mrs Passerby. »Jetzt hab ich es fast durcheinander gebracht! Willst du denn wie eine Vogelscheuche aussehen am schönsten Tag deines Lebens?«
    »Ja!«
    Zehn Minuten später wurde ich hochrot und zerkratzt, mit hinter dem Rücken gefesselten Händen und einem Myrtenkranz im mühsam hochgesteckten Haar zur Kirche des Ortes geführt. Es gelang mir, mich einen Moment lang am Tor festzuklammern, aber meine Finger wurden rasch aufgebogen. Eine Minute später stand ich vor dem Traualtar mit Mr Townsperson an meiner Seite, der einen korrekten Stresemann trug. Er lächelte mich glücklich an, und ich starrte wütend zurück.
    »Wir haben uns heute hier vor den Augen Gottes versammelt um diese Frau und diesen Mann ...«
    Ich versuchte wegzulaufen, aber die Trauzeugen hielten mich fest. »Dieser Vorgang ist ungesetzlich und widerrechtlich!« schrie ich und versuchte, den Pfarrer zu übertönen. Der Geistliche gab dem Küster ein Zeichen, der mir ein dickes Heftpflaster über den Mund klebte. Wieder fing ich an zu strampeln, aber gegen die vier kräftigen Kerle, die mich festhielten, hatte ich keine Chance. Völlig erstarrt und mit einer eigenartigen Faszination sah ich zu, wie die Trauung voranschritt, während die Dorfbewohner in der kleinen Kirche vor Rührung schnieften und schluchzten. Als es ans Ja-Sagen ging, nickten die Männer heftig mit meinem Kopf. Dann steckte mir der Bräutigam einen Ring an den Finger.
    ». erkläre ich euch für Mann und Frau! Sie dürfen die Braut küssen!«
    Mr Townsperson beugte sich über mich. Ich versuchte auszuweichen, wurde ihm aber entgegengeschoben, und er küsste mich voller Gefühl auf das Heftpflaster. Ein erregtes Murmeln ging durch die Versammlung.
    Unter lebhaftem Applaus wurde ich zum Ausgang gezerrt und mit Konfetti bestreut. Dann wurde das Hochzeitsfoto gemacht. Zu diesem Zweck wurde das Pflaster von meinem Mund entfernt, und ich konnte wieder laut protestieren.
    »Keine erzwungene Heirat ist vom Gesetz jemals anerkannt worden!« brüllte ich - nicht ganz zutreffenderweise. »Lasst mich augenblicklich los, dann werde ich vielleicht darauf verzichten, euch anzuzeigen!«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs Townsperson«, sagte Mrs Passerby zu mir. »In zehn Minuten ist alles vorbei. Wissen Sie, wir haben hier selten Gelegenheit, eine Hochzeit zu feiern, weil nie jemand heiratet - der Brunnen hat uns dergleichen leider nicht zugestanden.«
    »Was ist denn mit den anderen, die Sie erwähnt haben?« fragte ich, während meine Beklommenheit wuchs. »Wo sind die anderen Bräute, die hier gezwungen wurden zu heiraten?«
    Alle sahen sehr betreten und feierlich drein, fassten sich an den Händen und starrten zu Boden.
    »Was geht hier vor? Was wird mit mir geschehen?«
    Die vier Männer ließen mich los, und ich sah mich um. Der Pfarrer war uns hinaus auf den Kirchhof gefolgt, aber diesmal war er gar nicht fröhlich. Er sah äußerst betrübt aus, und das war auch nur angemessen. Denn direkt vor ihm befand sich ein frisch ausgehobenes Grab.
Und es war offensichtlich für mich
.
    »Oh, mein Gott!« murmelte ich.
    »Liebe Trauergemeinde«, begann der Pfarrer, »wir sind hier versammelt...« Und sogleich begann die Gemeinde wieder in ihre Taschentücher zu schniefen. Aber diesmal waren es keine Freudentränen, sondern

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