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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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auch ohne Murren gereicht wurde, während mich die Stadtbewohner gierig beobachteten. Sie waren wie Dodos, die auf ein paar Marshmallows warteten.
    Ich rieb meine Handgelenke und warf den Ehering weg. »Als erstes«, sagte ich, »weiß ich nicht, wer mich geschwängert hat!«
    Ein schockiertes Schweigen folgte.
    »Das ist abscheulich!« sagte der Pfarrer. »So etwas Abstoßendes ist mir ja noch nie untergekommen!« Seine Stimme triefte vor Lust.
    »Und was noch schlimmer ist: Wenn ihr mich umgebracht hättet, wärt ihr zu Doppelmördern geworden. Ihr hättet nämlich auch meinen ungeborenen Sohn mitgetötet. Von diesen Schuldgefühlen hättet ihr monatelang zehren können!«
    »Ja, genau!« schrie Mr Rustic. »Kommt, wir können sie immer noch umbringen!«
    Ich hob meine Waffe und hielt sie in Schach. »Es wird euch noch lange leid tun, dass ihr mich nicht umgebracht habt«, murmelte ich.
    Die Stadtbewohner verstummten. Das Gefühl, etwas versäumt zu haben, pulsierte fast sichtbar in ihren Adern.
    »Herrlich!« sagte einer der Knechte und setzte sich ins Gras, um die Gefühlsmischung aus Blutgier und verpasster Gelegenheit zum Doppelmord ordentlich zu genießen.
    Aber ich war noch nicht fertig mit ihnen. »Ich werde euch beim Gattungs-Rat anzeigen. Ich werde davon Meldung erstatten, dass ihr mich umbringen wolltet. Das kann durchaus dazu führen, dass der ganze Roman aufgelöst wird. Dann werdet ihr zu Text gemacht.«
    Jetzt hatte ich sie endgültig. Sie hatten die Augen geschlossen und schwankten wehklagend hin und her.
    »Vielleicht tu ich's aber auch nicht«, sagte ich und zog mich leise zurück.
    Am Tor riss ich mir das Brautkleid herunter. Die Stadtbewohner lagen am Boden zwischen den Gräbern, die Augen geschlossen, und surften auf ihren gemischten Gefühlen. Es würde Tage dauern, bis sie den emotionalen Cocktail aus Angst, Mordlust, Aberglauben und Schuldgefühlen verdaut hatten.
     
    Meine Jacke und mein Jurisfiktion-Buch fand ich in dem Haus, wo man mich in das Brautkleid gezwängt hatte. Als ich wieder auf die Straße trat, war ich zufrieden. Ich hatte meinen Auftrag erfüllt, auch wenn ich beinahe ein böses Ende genommen hätte dabei. Beim nächsten Auftrag würde ich vorsichtiger sein.
    Ein dumpfes Knurren ertönte an meiner Seite. »Und was wird aus mir? Werd' ich jetzt wieder zu Text gemacht?«
    Es war Shadow.
    »Offiziell, ja.«
    »Aha. Und inoffiziell?«
    Ich überlegte einen Moment.
    »Magst du Kaninchen?«
    »Oh, ja, durchaus.«
    Ich zog mein Reise-Buch heraus. »Komm, gib mir die Pfote. Wir sind auf dem Weg nach Rabbit-Grand-Central.«

20. Ibb und Obb und wieder Heights
    Buch-Stapler:
Um ein Buch vom
Mispeling Vyrus
zu befreien, werden Tausende von Wörterbüchern in das befallene Buch eingebracht. Daraus wird rings um den erkrankten Bereich eine
orthographische
(bzw.
orthografische
oder doch lieber gleich
ortografische?) Barriere
errichtet. Dieser bewegliche Belagerungsring wird dann Absatz für Absatz auf den Krankheitsherd zubewegt, bis der Vyrus zunächst auf ein Kapitel, dann auf einen Absatz, einen Satz und schließlich ein Wort beschränkt ist und man ihm gänzlich den Garaus machen kann. Diese Maßnahme wird heute von
Buch-Staplern
, in der Regel Rohlingen der Klasse D, durchgeführt, obwohl die schnelle Eingreiftruppe der
Anti-Mispeling Fast Response Group
(AFRG) jahrzehntelang aus überschüssigen Mrs Danvers aus dem Brunnen der Manuskripte bestand (s.
Danvers, Mrs, Überproduktion von)
.
    Der Warrington-Kater, ehemals Cheshire Cat Führer zur Großen Bibliothek
    Es war drei Tage später. Ich hatte gerade mein frühmorgendliches Kotzen hinter mich gebracht und lag wieder im Bett. Meine Großmutter war noch immer nicht wieder da. Ich starrte den Zettel an, den sie mir hinterlassen hatte.
Remember
. Was hatte sie damit nur gemeint? Woran sollte ich mich erinnern?
    Natürlich konnte das Ganze nur eine von Grannys wirren Geschichten sein, aber die Sache gab mir doch ziemlich zu denken, zumal auf meinem Nachttisch noch etwas anderes lag: Die Bleistiftskizze eines attraktiven Mannes von dreißig bis vierzig Jahren. Ich wusste aber nicht, wen sie darstellen sollte, was insofern merkwürdig war, als ich sie selbst gezeichnet hatte.
    Es klopfte aufgeregt an die Tür. Es war Ibb. Ibb hatte in der letzten Woche jeden Tag weiblicher ausgesehen und war am Donnerstag bereits richtig zickig gewesen. Obb wiederum hatte ständig darauf beharrt, dass er recht hätte, wusste alles besser und hatte

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